Original vom kicker
kicker:
Herr Magath, darf man aktuellen Zeitungsberichten glauben, so haben Sie offenbar vom Aufsichtsrat die Vorgabe erhalten: Erst einmal müssen Transfererlöse erzielt werden, ehe wieder in die Mannschaft investiert werden kann. Wie haben Sie das aufgenommen?
Felix Magath:
Verwundert. Schließlich bin ich nicht nur Trainer und Manager, sondern auch Vorstand bei Schalke 04. Und Entscheidungen, wann ein Klub wie viel Geld wofür ausgibt, obliegen nach meiner Auffassung auch dem Vorstand. Entscheidet allein der Aufsichtsrat, müsste er auch mehr in die Verantwortung genommen werden als in der Vergangenheit.
kicker:
Wie meinen Sie das?
Magath:
Der Aufsichtsrat hat doch vor meiner Zeit auch alle Transfers genehmigt. Mit dem Resultat, dass nach der Saison 2008/09 ein hohes zweistelliges Minus aufgetaucht ist. Gott sei Dank hat das herausragende Abschneiden der Mannschaft in der letzten Saison dazu beigetragen, die Situation zu verbessern.
kicker:
Aber auch Sie brauchten doch 2009/10 laut Satzung die Genehmigung des Rats für jeden Transfer über 300 000 Euro.
Magath:
Mit Clemens Tönnies (Aufsichtsratschef, d. Red.) war klar besprochen, dass ich bei Transfers freie Hand habe. Das war für mich eine wesentliche Voraussetzung meiner Arbeit auf Schalke.
kicker:
Doch die Abstimmung der Mitglieder machte einen Strich durch diese Rechnung.
Magath: Für mich besteht jetzt die Ungewissheit, ob ich meine Arbeit so weitermachen kann wie bisher. Schließlich stehe ich auch als Vorstandsmitglied in der Haftung.
Zitat:
Original vom kicker
kicker:
Besteht nicht die Gefahr, dass Schalke Zeit verliert? Und Spieler sich deshalb anders entscheiden?
Magath:
Genau das ist ja leider schon passiert.
kicker:
In welchem Fall ?
Magath:
Stürmer Peniel Mlapa von 1860 München hat sich infolge der bei uns veränderten Situation für Hoffenheim entschieden.
kicker:
Sehen Sie die Grundlagen Ihrer Arbeit so sehr bedroht, dass sogar Ihr Rücktritt im Raum steht?
Magath:
Ich habe eine ganz schwere, extrem nervenaufreibende Saison hinter mir. Die Schalker Mannschaft war vor einem Jahr ziemlich zerstritten und in einer, vorsichtig ausgedrückt, schlechten Verfassung. Dazu fand ich eine fi nanziell schlechte Ausgangsposition vor. Es gab ein größeres Minus, als mir ursprünglich gesagt worden war. Unter diesen Bedingungen habe ich hochmotiviert gearbeitet. Aber es hat mich sehr viel Kraft gekostet.
kicker:
Noch mal die konkrete Frage: Was bedeutet das für Ihre persönliche Zukunft auf Schalke?
Magath:
Klar ist: Meine Arbeit wird erschwert. Wir werden sehen, wer dafür die Verantwortung übernimmt. Ich übernehme Verantwortung gerne, wenn ich auch verantwortlich entscheiden kann.
kicker:
Haben Sie nach der Jahreshauptversammlung noch mal mit Tönnies darüber gesprochen?
Magath:
Nein, noch nicht
Zitat:
Original vom kicker
kicker:
Fakt bleibt: Mit fast 40 Mann ist Ihr Kader doch wohl zu groß!
Magath:
Ja. Aber ich übernehme nicht die Verantwortung für Fehleinschätzungen vor meiner Zeit, für die Zé Robertos, Grossmüllers und wie sie alle heißen. Sicher stehen Spieler zum Verkauf, doch das darf keine Bedingung sein und nicht zulasten der sportlichen Substanz gehen. Nur, wenn wir sportlich erfolgreich bleiben, können wir Schalke auf Dauer auch wirtschaftlich stabilisieren. Diesen Zusammenhang hat doch gerade die letzte Saison eindrucksvoll belegt. kicker:
Wie sehr ist Ihr Vorhaben gefährdet, bis 2013 mit Schalke den Titel zu holen? Magath:
Dieses Versprechen hätte ich mit dem aktuellen Wissensstand so nicht gegeben. Grundlage war die Annahme, dass ein niedriger zweistelliger Millionenbetrag fehlt und mir volle Entscheidungsfreiheit bei Schalke zugesagt war.
kicker:
Aber sollten Sie hier keine Basis für erfolgreiches Arbeiten mehr sehen, wäre für Sie doch zwangsläufi g die Geschäftsgrundlage Ihres Vertrags hinfällig. Magath:
Ich werde alles dafür tun, damit diese Basis gegeben bleibt.