'45 gab es keine Fetten, es gab einfach nichts zu Fressen oder nicht genug was einen so fett hätte machen können.
Ja. 1945 war die Welt noch in Ordnung.
Das Gerede von Veranlagung ist doch Unfug. Gibt's im Fliegengewicht keine solchen Veranlagungen?
Nein, deine Argumentation ist Unfug. Könnte man bei jemanden so eine Veranlagung diagnostizieren, boxte dieser Herr nicht im Fliegengewicht.
In deiner prinzipiellen Aussage gebe ich dir jedoch recht. Letztendlich bestimmt immer die Kalorienbilanz, ob jemand verfettet oder nicht. Bei Boxern im Schwergewicht ist das jedoch eine spezielle Sache. Die Jungs fangen irgendwann im Kindes- oder Jugendalter zum Boxen an. Schaufeln ordentlich rein, wachsen gut und sind da schon mal nicht benachteiligt. Denn neben dem Fett bauen sie auch gut Muskelmasse und Frame auf (und es gibt kein Gewichtslimit, bei dem dann wieder die Ration zwischen Fett vs. Muskelmasse eine Rolle spielen würde). Oft haben Boxern, die später im Schwergewicht auftauchen, in ihrer Anfangszeit als Kind oder Jugendlicher sehr viele Vorteile durch ihr mehr oder weniger leicht ausgeprägtes Übergewicht/Fettleibigkeit gehabt. Beispiele sind u.a. Hubeaux, oder der Neue von Öner. Oder auch Charr, der war m.W. richtig fett, bevor er als Jugendlicher anfing Kampfsport zu machen.
Dann gibt es noch andere Fälle wie z.B. Burak Sahin, der war als Jugendlicher nicht wirklich fett, kommt aus der stärksten Wachstumsphase raus, spachtelt noch genauso weiter rein, erstmal ist so ein wenig Fett kein Nachteil (mehr Masse, Seelenfutter, Schutz vor gegnerischen Schlägen etc) und dann kommt der Punkt, wo er kämpfen muss, nicht zu verfetten. Bei Sahin schaut es z.Z. ganz gut aus, anderen Boxern gelingt diese Anpassung weniger gut. Dies geht u.a. auch vielen Menschen so, die bis 19/20 intensiv Leistungssport betreiben haben und dann relativ abrupt damit aufhören. Die müssen auch erstmal richtig verinnerlichen, dass sie jetzt nicht mehr Berge in sich reinspachteln können. Trotz aller Besonderheiten -u.a. der Besonderheit dass einigen Boxern im Schwergewicht ein wenig Fett sogar von Vorteil ist- gibt es keinen Determinismus, der bestimmt, dass Ruiz so aussehen muss, wie er aussieht. Bei ihm vermute ich:
-dass er seiner stärksten adoleszenten Wachstumsphase noch nicht wirklich darauf achten musste, was er alles in sich reinspachtelte, wie er es jetzt tun müsste.
-dass er eine geraume Zeit keinen Sinn gesehen hat, auf jede Kalorie zu achten, da ihm seine Masse und sein Fressen auch einige Vorteile gebracht hat
-dass er sich dann nicht gleich umstellen konnte, war normal ist
-und dass er jetzt nicht die besten Bedingungen für seine Profikarriere hat (letztendlich kann jeder Boxer so aussehen wie er will. Ruiz muss nicht so aussehen. Aber da fehlt es wohl am Willen und der Motivation. Beides Faktoren, die wieder maßgeblich von den Bedingungen, unter denen er gerade seine Karriere lebt, bestimmt werden.)