@Roberts
Du gehst m.E zu undifferenziert an die Diskussion heran, wenn Du ernsthaft behauptest dass ein fähiger Boxer wie Povetkin einfach nur wild nach vorne stürmen und abladen wollte. So einfach ist das nicht. Das kommt so rüber, als wäre Boxen ein Sport bei dem es eine feste Größe gibt, und man als Gegner nur ein paar Dinge richtig tun muss um erfolgreich zu sein. Blöd nur, dass der Gegner jeder Anstrengung, jedem Gedankenzug entgegenwirken muss und dies auch tut. Die Distanz und das Timing das man herzustellen versucht, wird vom Gegner unterbunden, es arbeiten 2 Variablen gegeneinander und am Ende entscheidet oftmals (auch) die Ringintelligenz über den Ausgang. Es gibt auch Fälle in denen sich beide Boxer weitgehend neutralisieren. Ähnlich war es auch hier, auch wenn abgesehen von den Klammereien ein paar weitere Dinge den Ausschlag zu Klitschkos gunsten gaben.
Boxerisch ist Klitschko insgesamt schon der bessere, aber das ändert wenig daran dass Povetkin Dinge mitbringt, mit denen er Klitschko vor Probleme stellt. Das bedeutet natürlich noch lange nicht dass er Klitschko besiegen würde. Klitschko agiert grundsätzlich immer in einer Komfortzone, wovon er in einem bestimmten Rahmen abweichen kann. Ist dieser Rahmen aber erreicht, macht er heute instinktiv zu weil er genau weiß dass er theoretisch verwundbar wäre. Soll also heißen: Hätte er diese mentale Ruhe und würde seinen Stiefel herunterboxen, dann würde er selbst unter "fairen" Bedingungen Povetkin wahrscheinlich ausknocken. Povetkin kann ihn allerdings dahin führen, wo er sich lieber auf seine Komfortzone beschränkt. Denn trotz seiner "mentalen Fortschritte" ist und bleibt das eine naturgegebene Eigenschaft, der man nur bedingt entgegenwirken kann.
Klitschko hat bspw. unzählige Male versucht die Rechte unterzubringen, während der Ausführung war seine Aufmerksamkeit aber klar erkennbar zwischen Ausführung des Schlages und der Beobachtung des Gegners geteilt, was eine wichtige Eigenschaft sein kann, ihm aber die nötige Lockerheit nahm um den Kampf vorzeitig beenden zu können.
Ja, sein Punch ist mau, der Rest stimmt einfach nicht. Pulev hat es bis zum Schluss versucht, war aber defensiv Wladimir einfach nicht gewachsen.
Zustimmung. Allerdings wäre es vielleicht hilfreich hier mit einem Vergleich die Sache zu verdeutlichen. Pulev ging mit schier lebensmüder Einstellung nach vorne, wer das auf diese Weise tut wird es theoretisch immer leichter haben den Gegner zu stellen bzw. zu treffen, die Medaille hat aber natürlich eine Kehrseite. Povetkin boxte im Gegensatz zu Pulev seinen Stil herunter, wenn man so will war Povetkin derjenige der verglichen mit Pulev mehr Köpfchen zeigte, was ihn vor größeren Schäden bewahrte. Auch wenn das am Ende verständlicherweise Einfallslos wirkte.
Mal angekommen Tyson oder Frazier hätten sich mit ihren Meidbewegungen an Waldi rangeschraubt und dieser hätte sie auf diese ekelhafte Art wie im Povetkinkampf abgeklammert. Wo wären die wohl gelandet? Wären das dann auch Unterarmparker gewesen?
Ich möchte hier betonen, dass es durchaus Mittel und Wege gibt mit denen man trotz dieser Klammereien mithalten, ja sogar den Kampf bestimmen kann. (Hast Du vielleicht Tyson gegen Smith gesehen?)
Natürlich darf das aber keine Entschuldigung für diese dirty tactics sein. Denn eins steht fest, man macht es dem Gegner damit schwieriger und das kann oftmals ausschlaggebend sein.
Es gibt sehr sehr wenige Boxer die so komplett sind, dass sie auf alles eine gute Antwort finden. Wenn jemand also die Ausrede bringt man könne den dirty tacitcs ja entgegenwirken, dann bedeutet dies ja vom Gegner mehr zu verlangen als es eigentlich nötig wäre, und das kann auch nicht Sinn und Zweck der Sache sein.