Das österreichische Skisprungteam in der Krise
Die goldenen Jahre des österreichischen Skisprungteams sind vorbei, soviel sollte mittlerweile klar sein. Nach den Seriensiegen im Nationencup musste man letzte Saison mit dem 2. Platz in der Nationenwertung eine empfindliche Niederlage einstecken. Nur die Legende konnte mit einer überragenden Saison eine ansonsten miserable Saison überdecken. Man brachte im Weltcup nur einen Springer in die Top Ten, konnte keinen einzigen Teambewerb im Weltcup gewinnen (bei der WM hat es zum Glück immerhin zum Sieg gereicht). Den Umschwung hat man heuer wie von mir befürchtet nicht geschafft, der Abwärtstrend scheint sich munter fortzusetzen. Vom 1. Platz im Nationencup werden wir am Ende nur träumen dürfen.
Die Kader im Detail:
Nationalmannschaft:
Schlierenzauer:
Nach dem verständlichen Sprungverzicht in Klingenthal hat er gleich mal standesgemäß 2 Siege abgeliefert. Er hat sich heuer angeblich mit viel Individualtraining vorbereitet, geschadet scheint es nicht zu haben. Er ist jetzt schon in einer starken Verfassung. Sein Saisonziel ist natürlich die Einzelgoldmedaille bei Olympia, die ihm noch fehlt und bis dort hin ist ja noch etwas Zeit. Zum Glück ist auf Schlierenzauer Verlass, denn ohne ihn würden wir wahrscheinlich eine Katastrophensaison unvorstellbaren Ausmaßes erleben...
Morgenstern:
Ist nach einer harten Zeit mit Formkrise, Verletzung, öffentlich gewordenen privaten Problemen, Operation und verpasstem Dopingtest wieder da und das obwohl er wegen Trainingsrückstands keinen einzigen Bewerb im Sommer bestritten hat. Ist ganz wichtig, dass er derzeit wieder ein Stockerlspringer ist, damit es nicht ganz so düster ausschaut, wenn Schlierenzauer mal auslässt.
Kofler:
Auf ihn war ich sehr gespannt vor der Saison, nachdem er letzte Saison auf einmal komplett von der Rolle war. Da hat im Sommer einiges an Arbeit auf ihn gewartet. Im Spätsommer und Anfang Herbst sah es mit den Resultaten schon richtig gut aus, leider hat ihn der Sturz in Klingenthal wieder aus der Bahn geworfen. Platz 12 gestern war scheinbar leider auch noch nicht die Initialzündung.
Loitzl:
Er ist ein Auslaufmodell, das muss man so sagen. Wenn er so weiter macht, sollte er echt darüber nachdenken seine Karriere nach der Saison zu beenden. Da kann Pointner noch so oft betonen Loitzl sei ein Siegspringer, denn das ist er in Wahrheit schon lange nicht mehr.
Fettner:
Hat sich längst im Nationalteam etabliert, aber Siegspringer wird aus ihm keiner mehr. Wie auch etwa Loitzl beherrscht er die zeitgemäße Technik der flachen Skiführung nicht.
Kraft:
Für ihn geht es in dieser Saison in erster Linie darum sich im Weltcupteam zu etablieren und seine guten Ergebnisse/Leistungen aus der Vorsaison zu bestätigen, was bis jetzt so einigermaßen gelingt.
A-Kader:
Koch:
Gehört unterdessen nicht mehr zum Nationalkader. Soll übrigens auf Grund anhaltender Rückenprobleme seine letzte Saison werden. Er will noch einmal zu Olympia und zur Skiflug-WM. Mal schauen wie es für ihn im COC läuft.
M. Hayböck:
Auch heuer hat er wieder nicht den entscheidenden Schritt nach vorne machen können. Er springt leider im Sommer immer besser als im Winter. Muss jetzt vorerst auch mal mit dem COC Vorlieb nehmen.
Müller:
Ich glaube der ist einfach am Druck zerbrochen. Wurde nach seinem Junioren-WM-Titel ja schon als der nächste Morgenstern gehyped und konnte dann nie mehr an diesen Erfolg anknüpfen.
Zauner:
Ist nach seinem Kreuzbandriss wieder fit, aber ob er nochmal dort hin kommt wo er schon war ist äußerst fraglich. Ist mit 28 Jahren zudem auch keine wirkliche Zukunftshoffnung.
B-Kader und C-Kader:
Bis jetzt hat keiner aus diesen Kadern wirklich andeuten können, dass in absehbarer Zeit was aus ihm werden könnte. Im COC, FIS-Cup und bei den Junioren-WM sah es in den letzten Jahren nicht besonders rosig für uns aus.
Zusammenfassend lässt sich mal sagen, dass das Argument, dass man sowieso keinen Platz in der Nationalmannschaft kriegt, weil die Konkurrenz zu stark ist, mittlerweile nicht mehr zieht. Kann schon sein, dass das das Argument war, warum viele in den letzten Jahren den Hut draufgehaut haben, aber die Lage hat sich geändert. Loitzl und Koch stehen kurz vor der Rente und ein Fettner oder Hayböck sind nicht so stark, dass man sie nicht aus dem Weltcupteam verdrängen könnte. Das Problem ist unterdessen aber echt das, dass wir keine guten Springer mehr haben, die von den unteren Kadern her nachdrücken. Die Zeiten als wir auch im COC dominiert haben sind vorbei.
Was man also nicht wegreden kann ist, dass es im ÖSV einen Mangel an Talenten im Skisprungbereich gibt. Was mir persönlich allerdings Rätsel aufgibt sind die Gründe dafür. Österreich hat keine schlechte Nachwuchsarbeit wie das einige Leute behaupten, die sich nicht mit der Materie beschäftigen. Die Strukturen um gute Talente hervorzubringen sind vorhanden. Über den Goldi-Talentecup werden Kinder in Österreich an den Skisprungsport herangeführt. Mit dem Skigymnasium in Stams und den Trainingsstützpunkten in Innsbruck, Villach und Hinzenbach, bei denen Skisprungprofessoren wie Maurberger oder Kuttin tätig sind, gibt es in drei Bundesländern Ausbildungsstätten für den Nachwuchs. Am Geld mangelt es im Gegensatz zu Finnland etwa sicher auch nicht. Trotzdem kommt nichts nach. Zeit wär es allerdings, dass sich da mal was tut. Wenn in den nächsten Jahren kein neuer Topspringer nachkommt stehen wir in spätestens 5 Jahren richtig schlecht da.