Was Kobayashi betrifft: Ich erkenne seine großartigen Leistungen bei der Vierschanzentournee an. Ich erkenne seine großartigen Leistungen im Gesamtweltcup an. Ich erkenne seine großartigen Leistungen bei den Olympischen Spielen an. Und ich erkenne seine großartigen Leistungen bei vielen, vielen einzelnen Weltcups an. Dort überall hat er gewonnen, weil er in den entsprechenden Jahren der Beste war, besser als alle anderen Springer.
Auch der 291-Meter-Flug in Island ist zu würdigen; es gehört sicher einiges dazu, sich auf eine im Prinzip völlig unbekannte Schanze zu begeben, auf der es keine Vergleichswerte gibt, und dann so weit zu fliegen. Es ist für mich aber trotzdem nicht vergleichbar mit seinen großen Erfolgen - weil er eben ganz allein auf der Schanze war und deshalb niemand weiß, ob ein Stefan Kraft, ein Johann Andre Forfang, ein Andreas Wellinger, ein Domen Prevc oder auch ein Daniel Huber, der ja gegen Ende der Saison 2023/24 so hervorragend geflogen ist, nicht vielleicht unter gleichen Bedingungen noch deutlich weiter geflogen wäre. Sie alle hatten aber überhaupt nicht die Chance, ihr Können auf dieser Schanze zu beweisen, und das ist einer der vier Punkte, der mir an dieser Aktion damals so extrem missfallen hat. Dass man das Ganze mehr oder weniger hinterher erfahren hat und dass es noch nicht mal wirklich gute Aufnahmen gibt (auf den existierenden kommt der Sprung nicht wirklich gut herüber), sind zwei weitere.
Und dass Kobayashi mit der Aktion quasi auf ewig dafür gesorgt hat, dass man bei einem Skiflug-Wettkampf keinen
echten Rekord mehr sehen wird, ist das, was mich am meisten stört. Ja, man kann sich natürlich immer sagen, dass es eben kein
offizieller Rekord ist - aber irgendwie bleiben die 291 m eben doch im Hinterkopf.
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Und was eine Integration von Sommerwettkämpfen in den Weltcup betrifft: Ich würde mich zwar durchaus freuen, wenn es im Sommer öfter Wettkämpfe gäbe, in denen die gesamte Weltspitze dabei ist. Aber ich befürchte, wenn der Weltcup im August begänne, dann würde das zwar die Sommerspringen auf-, aber den Weltcup als Ganzes abwerten. Die Highlights (Vierschanzentournee, Olympia, WM) sind nun mal im Winter, und daher denke ich, dass es trotzdem Springer gäbe, die sich vor allem auf den Winter konzentrieren und im Sommer nicht alles mitnehmen. Wenn dann ein Springer den Gesamtweltcup gewinnt, weil er den Sommer dominiert und sich einen Vorsprung herausgesprungen hat, den er dann trotz etwas schwächerer Leistungen im Winter nicht mehr hergibt, würde man ihm das bestimmt ankreiden.