Stan startet kommende Woche in Rotterdam gegen Karen Khachanov. Gleich am Montag um 11 Uhr versucht er sich im Doppel an der Seite von Dusan Lajovic gegen, wer hätte das gedacht, Karen Khachanov/Andrey Rublev. Fitnessguru Pierre Paganini, der Stan auch in Rotterdam vieles zutraut, schilderte kürzlich , wie hart das Coronavirus Stan traf.
Dass Stan in der Schweiz zur Weihnachtszeit am Coronavirus erkrankt war, blieb der Öffentlichkeit lange unbekannt. Einer der Ersten, die davon erfuhren, war Pierre Paganini. "Ich war im Ausland, als er mich etwa eine Woche nach unserem letzten Training anrief und sagte, es gehe ihm nicht gut." Ein Schnelltest war noch negativ, der Covid-Test dann aber positiv. "Ich war schockiert."
Vor den Australian Open sprach Wawrinka in Melbourne nur beiläufig von seiner Erkrankung und erwähnte lediglich, dass sie hart gewesen sei. Wie hart, weiss Paganini. "Ich will es nicht hochspielen, aber es ist schon keine Grippe. 14 Tage hintereinander war er am Rudern. Er musste hart kämpfen. Er konnte wirklich nichts mehr machen". Bis zwei Tage vor der geplanten Abreise nach Melbourne sei unsicher gewesen, ob er diese überhaupt antrete. Die Konsequenzen waren enorm: "Er verlor in dieser Zeit so viel von seiner Fitness, dass wir uns fragten: Wow, was willst du mit dieser körperlichen Nicht-Form in Melbourne überhaupt erreichen?" Dabei sei er vor der Viruserkrankung "unheimlich fit" gewesen. Auch das Training mit Coach Dani Vallverdu sei hervorragend gelaufen.
Zum Glück konnte er während der zweiwöchigen Quarantäne in Australien täglich zwei Stunden trainieren. Dass er eine Runde überstand und gegen Marton Fucsovics sogar noch zu drei Matchbällen kam, ehe er im Tiebreak des Entscheidungssatzes verlor, habe nicht erwartet werden können, sagt Paganini. Wawrinka habe gezeigt, wozu Spitzenathleten auch ohne Topform fähig seien.
Wie lange Wawrinka braucht, bis er so fit ist wie vor der Erkrankung, kann auch der Fitnesstrainer nicht sagen. "Er trainiert zwar die gleichen Einheiten wie vorher. Aber die Erholungszeit ist noch etwas länger als üblich. Man hat das Gefühl, dass er stets zweimal Gas geben muss, ehe das Pedal richtig funktioniert." Tendenziell gehe es aber aufwärts.
Paganini ist für Wawrinka einer der wichtigsten Berater. Er wurde von ihm sogar als sein "Rettungsring" bezeichnet, als er 2017 eine schwere Knieoperation hinter sich hatte und im Jahr danach bis auf Rang 263 abrutschte. Möglicherweise hätte er seine Karriere ohne Paganinis Hilfe damals sogar abgebrochen.
Die Wertschätzung ist gegenseitig. Paganini kennt Stan, seit dieser ein scheuer Teenager war, und arbeitet mit ihm seit 19 Jahren auf privater Basis. "Stan ist eine Superperson. Es ist fantastisch, wie er sich entwickelt hat. Die Maturität, die er heute hat, das ist wie eine andere Person. Er ist einst punkto Reife im Rückstand gewesen, aber jetzt ist er im Vorsprung. Das ist nur einer von mehreren Gründen, warum ich glaube, dass er auf dieser Tour noch einiges zu sagen hat. Wir sprechen hier von einem fantastischen Spieler mit einem unermüdlichen Kämpferherzen, der es nochmals wissen will."
Wichtig sei, dass er momentan wieder Turniere spielen könne, nachdem er im vergangenen Jahr viel investiert habe, fit gewesen sei, aber wegen Corona kaum habe spielen können. "Er ist generell einer der Topsportler der Schweiz, die am meisten unterschätzt werden, als Sportler wie als Mensch. Das überrascht mich immer wieder."
(Quelle: SonntagsZeitung)