Magnus Norman hat Stan Wawrinka zu alter Stärke verholfen. Der Schwede sagte gestern in New York, was ihn am Schweizer am meisten verblüfft und warum ihn die Tennisfans überall feiern. Da das Interview unter die Bezahlschranke fällt, hier eine kurze Zusammenfassung:
Bei den letztjährigen US Open war Stan Wawrinka noch die Weltnummer 295 und gab in der Startrunde nach zwei Sätzen mit Krämpfen auf.
Jetzt schlägt er wieder Topspieler. Der Grund ist laut Norman, dass er wieder ein besseres Gespür entwickelt hat, wann er forcieren soll und wann nicht. Manchmal gibt er sich mehr Marge und haut nicht einfach drauf, wenn es keinen Sinn macht. Er findet, dass er sich besser bewegt. Das mache in der Summe einen grossen Unterschied.
Norman hat auch das Gefühl, dass Wawrinka heute mehr Spass hat als vor sechs, sieben Jahren. Er spiele, weil er spielen will. Weil er es liebt, hart zu arbeiten. Weil er so gerne vor einem grossen Publikum auftritt. Es komme noch mehr von Herzen. Früher habe er sich mehr Druck auferlegt um Turniere zu gewinnen. "Er hat so viel erreicht, hat eine wunderbare Karriere gehabt, aber spielt weiter, weil er diesen Sport einfach liebt."
Was Norman am meisten beeindruckt ist seine riesige Motivation, Tag für Tag. Er spreche bereits vom Aufbau für die nächste Saison, wie er noch fitter werden will. Einfach unglaublich. Es werde schwierig für ihn werden, nach Stan einen anderen Spieler zu coachen. Er sei ein sehr spezieller Mensch, wirklich einzigartig.
Laut Norman scheint Stan es heute mehr zu geniessen, mit dem Publikum zu spielen. "Er kostet es total aus. Er will das letzte Kapitel seiner Karriere so richtig geniessen. Ich bin sehr glücklich für ihn, dass er wieder das Niveau erreicht hat, das er haben möchte. Als wir vor einem Jahr über die Ziele sprachen, sagte er, er wolle gesund bleiben und die Besten wieder fordern können. Das kann er nun. Nun setzen wir uns neue Ziele."
Dass er überall so geliebt wird erklärt sich Norman so, weil es nicht viele gibt, die so spielen. "Mit seiner wunderbaren Rückhand, mit seiner Wucht, seinem Charisma. Die Leute erlebten ihn auf dem Gipfel seiner Karriere, aber auch, als er ganz unten war. Viele können sich mit ihm identifizieren. Jeder hat Höhen und Tiefen. Stan ist sehr menschlich, sehr greifbar für die Leute."
Über sein Alter reden sie nie. Aber klar brauche er jetzt mehr Erholungszeit als früher. Sie müssten ein bisschen Glück haben mit den Spielansetzungen und Stan sollte nicht zu viele lange Matches spielen. Die Erholung sei der Schlüssel.
Auf die Frage, ob ihm hier in New York manchmal 2016 in den Sinn komme, als Stan mit einem Finalsieg triumphierte, meinte Norman: "Es war wunderbar. Eines Tages werden wir darauf zurückblicken und schwelgen. Aber jetzt ist nicht der Zeitpunkt dafür. Stan steckt noch mitten in seiner Karriere."
(Quelle: derbund.ch)