Gestern war ich auch endlich im Kino.
Zunächst mal muss ich sagen, dass mir eigentlich alle Filme bisher mindestens gut gefallen haben - auch Episode 7 fand ich dann trotz Copy Cat-Faktor letztendlich ok. Irgendwie konnte man immer was mitnehmen und es war stets durchweg unterhaltsam. Das Star Wars-Universum finde ich auch neben den Filmen hochinteressant und habe mich da mit einigen Sachen aus dem (alten) EU beschäftigt.
Ich wollte erst gestern Abend noch was dazu schreiben, aber habe dann beschlossen nochmal eine Nacht drüber zu schlafen, da sich der Eindruck dann vielleicht ändert. Aber er hat sich nicht geändert.
Für mich ist Episode VIII der mit Abstand schlechteste Star Wars-Film, den ich je gesehen habe.
Die Handlung wirkt kein bisschen flüssig oder zusammenhängend, es wird alles in Blöcken abgearbeitet und die Ereignisse haben mMn mitunter nichts miteinander zutun. Ok, das ist noch nicht das ganz große Problem - bei Blockbustern muss man da auch mal ein Auge zudrücken. Aber was passiert eigentlich abgesehen vom sehr, sehr guten Rey/Kylo Ren-Handlungsstrang? Nicht viel.
Dass für die Action Zeit sein muss, ist klar und da war auch wirklich etwas fürs Auge dabei, keine Frage. Insgesamt auch tolle Bilder, ganz klar.
Aber es wurde mMn unglaublich viel Zeit mit Nebencharakteren verschenkt - das geht bei General Hux los, der zu keinem Zeitpunkt irgend etwas anderes als lächerlich wirkt, setzt sich bei dem Rose-Finn-Arc fort und letztendlich wird auch beim Widerstand insgesamt mMn etwas zu viel Zeit verbracht. Ich habe mich oft dabei erwischt, wie ich gelangweilt abgedriftet bin und das ist so gar nicht mein Ding, schon gar nicht bei Star Wars.
Dazu unglaublich alberne Einlagen mit Viechern, die niedlich rüberkommen sollen, was an sich noch ok wäre, da Star Wars da schon immer ein klein bisschen so war, aber mMn ist die Frequenz viel zu hoch.
Hier muss ich aber fairerweise 2 Dinge anmerken: 1. hat das Kino wirklich laut und oft gelacht, vielleicht entspricht da also meine Sicht nicht dem Zeitgeist.
2. Ist es für Kinder natürlich super und daran richtet sich Disney ja auch aus.
Ich verstehe auch nicht so ganz diesen Drang, immer neue komische und unkreative Rassen zu etablieren, wie auch diese "Pferde"(?) auf dem Casino-Planeten oder die "Eisfüchse" - man hätte doch auch ein paar Rassen aus den anderen Filmen einbringen können, da gibt es doch eine nette Auswahl. Aber gut, geschenkt - das ist nur ein eher unbedeutender Punkt.
Was aber wirklich negativ reinknallt, sind mMn 2 Punkte:
Der 1. betrifft Snoke. Dass er jetzt schon stirbt - ok, das kann man machen. Dass er in 2 Sekunden im Hintergrund durch einen quasi uralten Machttrick getötet wird, ist mMn schon grenzwertig, weil er als Mega-Badass aufgebaut wurde. Dass wir aber NICHTS über ihn wissen, ist einfach mies. Was soll das? Das ist mehr als lieblos. Im Nachhinein hätte man ihn auch rauslassen können und jemanden wie General Hux extrem stark aufbauen können, der dann von Kylo getötet wird, wenn man will, dass er gewaltsam die Macht übernimmt. So ist Snoke nur ein farbloser Böser und das ist sehr, sehr schwach, da Star Wars auch immer davon lebt, dass auch die dunkle Seite beleuchtet wird. Um Snoke gab es viele schicke Theorien und gar keine Infos über ihn zu bringen, ist brutaler Anti-Fan-Service.
Es wäre doch zumindest interessant gewesen, wie er Kylo auf die dunkle Seite ziehen konnte.
Der 2. Punkt betrifft Luke. Dass man die alte "der zynische, zurückgezogene Meister"-Nummer bringt, ist gar kein Problem, das passt schon. Aber oh boy....
Luke ist irgendwie noch immer der Typ, der wenig schnallt (irgendwie habe ich auch das Gefühl, dass die Synchronstimme da nicht hilft), von allem überrascht wird und durch andere belehrt werden muss bzw. der ständig Hilfe von ihnen bekommt. Man hatte das Gefühl, dass Rey schon nach wenigen Minuten mehr über die Macht wusste, als Luke es je tun wird und irgendwie konnte er ihr auch so gar nichts beibringen. Selbst Yoda muss ihm wieder helfen. Dass Luke seine Meinung in Bezug auf Rey in 2 Sekunden ändert - geschenkt. Dieses gequälte Selbstmitleid - na gut, ok.
Aber dass Luke Rey am Anfang mit der Macht und dem Zweig ("Macht fühlen") quasi trollt, hat das Kino lachmäßig wieder zum beben gebracht, für mich war es der vielleicht schlechteste Moment des Films.
Die ganze Sache um die Macht wandelt schon auf dünnem Eis, was für mich auch ok ist und ich habe diese Aspekte immer hochinteressant gefunden. Man darf es doch aber nicht selber nicht ernst nehmen und damit die Glaubwürdigkeit rauben.
Normalerweise könnte man das durch gute Dialoge ausgleichen - hier hatte ich tatsächlich auf Besserung durch den Übergang zu Disney gehofft - die Dialoge waren schon immer eine große Schwäche bei Star Wars. Das war aber naiv von mir. Die Gespräche zwischen Luke und Rey in Bezug auf die Macht sind krass belanglos. Wenn sich 5 interessierte SW-Fans einen Tag zusammen setzen würden, bin ich sicher, dass da bessere Dialoge raus kommen könnten - jetzt mal nur auf die Macht bezogen.
Auch wenn es sicherlich ein No-Go war, hätte es unglaulich gut funktionieren können, wenn man Luke als Hauptbösewicht aufgebaut hätte. Dass man das nicht macht, kann ich Disney aber nicht vorwerfen, das wäre vielleicht zu viel verlangt.
Andere negative Punkte wie das doch recht peinliche Schweben von Leia und andere habe ich jetzt mal komplett weggelassen.
Es gibt natürlich auch positives im Film: Der Illusionstrick von Luke war ein gutes Element, auch wenn ich nicht genau weiß, warum er letztendlich gestorben ist. Wie schon gesagt, gibt es auch schöne Bilder.
Und das muss man einfach sagen: Die Beziehung zwischen Kylo Ren und Rey ist groß. Sie sind auch einzeln die mit Abstand besten Figuren der neuen Trilogie, sehr vielschichtig und facettenreich und da ist jede Szene toll. Man hat es sogar geschafft, ein recht neues Element reinzubringen, nämlich diese direkte Kommunikation durch die Macht. Dass wir nichts über die Eltern von Rey wissen, finde ich nicht problematisch. Die Verbindung zwischen Beiden könnte natürlich auf Geschwister hinweisen, was nicht uninteressant wäre oder es ist einfach so, dass sie dadurch, dass sie so stark in der Macht sind, sich eine natürliche Verbindung ergeben hat, was auch wieder den Ausgleich zwischen heller und dunkler Seite zeigen könnte. Mit mehr Konzentration auf die Beiden und weg von einigen Nebenschauplätzen, hätte der Film richtig, richtig gut werden können.
4/10