Boxen ist in erster Linie ein Sport. Und wie in jeder anderen Sportart gibt es auch im Boxen bestimmte Regeln nicht ohne Grund. Wenn diese Regeln von den Kontrollinstanzen aus unterschiedlichen Gründen nicht durchgesetzt werden - d.h. sich ein Sportler durch Missachtung der Regeln Vorteile erschleichen kann - muss man den Fehler bei den Verantwortlichen, und nicht in der Tradition des Sports suchen. Es ist häufig auftauchendes Diskussionsmuster, Regelverstöße historisch zu rechtfertigen ("Lewis habe sich den Gegner mit der Führhand zurechtgestellt, als dürfe Klitschko dies auch") - aber am Sachverhalt ändert das nichts.
Man sollte schon aus Selbstschutz nicht davon ausgehen, dass Ward oder ähnlich unfaire Kämpfer ihre Fouls begehen, weil das irgendwann einmal in der Natur eines weniger stark oder mit anderer Schwerpunktsetzung regulierten Sports gelegen hat; man kann eher davon sprechen, dass diese Regelwidrigkeiten heute willentlich in den Gameplan integriert werden, weil sie das Erreichen der eigenen Ziele im Ring, etwa die Zerstörung des gegnerischen Gameplans, maximal befördern. Jedes erfolgreiche und nicht sanktionierte Foul bedeutet gleichzeitig einen Nachteil für den anderen Sportler, den es auf Grundlage der Regeln nicht geben dürfte.
Aus keinem anderen Grund gehören Fouls, die gehäuft und mit zu vermutender Absicht begangen werden (ein "Klammern" kann sich beispielsweise aus den unterschiedlichsten Situationen heraus ergeben und wird deshalb im Vergleich zu Hinterkopfschlägen oder ähnlichem als absolute Lappalie behandelt), eigentlich mit der erforderlichen und gebotenen Härte bestraft. Sportarten vermitteln Werte wie Fairness und dergleichen - und just an dieser Stelle fehlt es im Boxen an allen Ecken und Enden, angefangen bei nicht geahndeten Kopfstößen bis hin zu den verschobenen Punkturteilen.
Sicherlich handelt es sich beim Boxen um einen Sport, aber ähnlich wie bei vielen anderen Sportarten, gibt es gewisse Grenzen oder Regelwidrigkeiten. Manche sind unverzeibar, manche widerrum werden je nach ermessen toleriert.
Ich will jetzt keine 10 000 Bsp. nennen, aber wer kann sich ein Fussballspiel ohne Foul vorstellen? Richtig, nur diejenigen, die nie selbst gespielt haben. Es ist reines Wusnchdenken. Selbst beim Bolzen unter Freunden kommen einige Fouls zustande, und imo ist dies sogar gut, denn dann sehe ich, dass meine Gegner dasselbe wollen wie ich, nämlich gewinnen.
Boxen ist aber nicht nur ein Sport, es ist ein bisschen von vielem. Diese Diskussion kann man sicherlich ewig betreiben, genauso wie einige Entscheidungen zu Gunsten eines Boxers (siehe den Fight SRL vs Hagler), aber man sollte nicht vergessen, dass die Jungs die im Ring stehen, gewinnen wollen und nicht darüber nachdenken, möglichst fair zu sein, bzw. regelkonform zu handeln.
Was Ward angeht, der nunmal gerade mit seinem Stile des Gameplan vernichtens arbeitet, oft im Infight ist usw., also eher für die meisten boxunkonforme Dinge betreibt, bei solchen Boxern wird übersehen, wie gut sie eigentlich sind und wie gut sie eigentlich den "Sport" kennen. Ward hat in seinem Fight gegen Green seinem Gegner nicht eine einzige Aktion zugelassen ihn somit völlig ausgeschaltet. Das Ward dies auch in einen Jab-Duel hätte tun können, steht für mich außer Zweifel, nur warum sollte er dies tun? Er will ja gewinnen und möglichst so, dass keine Gefahr für ihn besteht. Denn dies ist sein Stile. Er ist ähnlich anpassungsfähig, wie ein MAyweather, trotz anderem Stile.
Johnson hat für mich einen Kampf gemacht, genauso wie ich es von einem Johnson erwartet habe und wenn Green etwas mehr Hirn hätte, dann wäre er besser vorbereitet gewesen. Glen hat nichts neues gezeigt und hat wiedermal eine beachtliche Leistung gezeigt und mich dadrin bestärkt, dass ich als Zuschauer und Möchtegern-Boxhistorieinteressierter eine Rezession im Boxsport sehe, denn wiedermal hat ein alter Hase einen neuen frischen Mann zerlegt (im wahrsten Sinne des Wortes).