Ganz so einfach ist es nicht ... Froch ist nicht regular champion ... die WBA hat tatsächlich derzeit 3 Weltmeister im Supermittelgewicht (lol?).
1. Andre Ward "Super-Champion"
Dieses "Super-Prädikat" bekam bei Kessler bzw. Ward der WBA-Titel wohl als jene beiden gegeneinander boxten. Jedenfalls war danach der "regular title" vakant, um den dann Sartison und Bozic boxten ... obgleich Ward nur den WBA-Titel hielt.
Erst später vereinigte Ward die Titel mit Froch ... während es schon zwei WBA-Weltmeister gab. Dass Ward den WBC-Titel wieder verlor, beeinflusste seinen WBA-Titel nicht. Das war früher mal anders, da gab es "WBA Super" Titel nur für Mehrfachweltmeister ... siehe Dariusz Michalczewski.
Präzedenz-Fall war glaube ich das ernennen von Margarito zum Super-Champion nach seinem Sieg gegen Cotto. Obgleich Marga nur einen Titel hatte, trat er als Super-Champion in den Ring, als er gegen Mosley boxte.
Auch Chris John wurde damals (2009) plötzlich als Super Champion betitelt.
2. Carl Froch "Unified Champion"
Bei BoxRec steht verwirrender Weise, dass auch Froch der "WBA Super World Super Middleweight Champion" sei ... was daran liegt, dass man bei BoxRec den "unified champion" (noch) nicht mit reingenommen hat.
Froch boxte als IBF-Titelträger gegen den regular champion Kessler, welcher zuvor Brian Magee jenen Titel abgenommen hatte. Somit wurde Froch zum Titelvereiniger.
Die WBA hat sich so die Möglichkeit geschaffen, dass auch der regular champion eine Titelvereinigung boxen kann ... während man gleichzeitig den "super champion" Titel in jüngerer Vergangenheit so modifiziert hatte, dass dazu nicht mehr zwingendermaßen auch ein Titel bei einem anderen Verband notwendig ist.
Die Sache mit den zwei Super-Champions bzw. dem unified champion führte damals zu Verwirrungen als Chris John und Yuriorkis Gamboa in der gleichen Gewichtsklasse WBA-Weltmeister waren.
Chris John wurde "Super" ernannt und Gamboa wurde auch irgendwie "super", weil er gegen Salido den IBF-Titel gewann ... obwohl der IBF-Titel vorher vakant war, konnte WBA-Weltmeister Gamboa darum boxen.
Vielleicht führte man diese Regelung ein, weil man im Schwergewicht zwei Weltmeister hatte (Valuev und Chagaev), aber keiner davon so richtig "Super" war ... wodurch Klitschko-Chagaev kein Titelvereinigungskampf war.
3. Stanyslav Kashtanov "interim champion"
Sartison war WBA Weltmeister ... "regular". Wie oben schon genannt, boxte er gegen Bozic und er gewann damals.
Jedoch boxte Sartison dann eine Weile nicht und Brian Magee durfte gegen Rudy Markussen um den Interims-Titel boxen. Magee schlug den Lokalmatador in der 5ten Runde KO und holte sich den Gürtel.
Sartison wollte eine Titelvereinigung gegen Stieglitz boxen. Stieglitz hatte den WBO-Titel in der Hand (gewonnen gegen Balzsay, welcher Inkin schlug, welcher den nach Calzaghe vakanten Titel gegen Zuninga gewann).
Sartison musste jedoch wegen Verletzungen absagen und legte den Titel nieder. Ich glaube, er wurde dabei gar emeritus champion und durfte bei einer Rückkehr den Weltmeister herausfordern.
Kurioserweise boxte Karoly Balzsay gegen den ungeschlagenen Ukrainer Kashtanov in Donezk. Kurios deswegen, weil Balzsay dabei den nun vakanten WBA-Titel gewann. Vakant? Ja, Sartison hatte ihn ja niedergelegt ... aber seltsamerweise wurde Interim-Champion Magee nicht zum neuen Weltmeister ernannt ... warum auch immer.
Sartison, der zwei Aufbaukämpfe bestritten hatte, forderte Balzsay nun heraus. In einem engen Gefecht siegte Balzsay schließlich in der 12ten Runde per TKO. Danach beendete er seine Karriere ... ich weiß leider nicht mehr genau, ob aus gesundheitlichen Gründen, oder wegen der UBP-Pleite.
Magee stieg nun - nach Balzsay Rücktritt - zum "vollwertigen" Weltmeister zweiter Klasse auf ... weiterhin hinter Ward.
Und nachdem wieder eine Weile nicht gegen einen Ranglisten-Ersten (oder sowas) geboxt wurde, durfte Kashtanov diesmal in Donezk um den interims-world-champion Titel boxen (gegen den ebenfalls aus Donezk stammenden Server Yemurlayev).
Kessler nam in der Folge Magee den Titel ab, verteidigte ihn aber nicht gegen Kashtanov, sondern boxte stattdessen gegen Froch und verlor.
Obgleich Froch seit Mai 2013 "unified champion" ist, verteidigte Kashtanov im August weiterhin seinen "interim title" und wird auch weiterhin als solcher geführt.
Ich kann also nicht sagen, ob Kashtanov bei seinem nächsten Kampf ein regular champion sein wird. Froch ist dies nicht ... er ist ja unified champion und unter diesem gibt es noch den regular champion (siehe LHW mit unified Hopkins und regular Brähmer).
Ich würde nicht mal ausschließen, dass der Titel des Regular Champion vakant sei und jemand anders als Kashtanov darum boxen könne ... siehe Balzsays Titelgewinn.
So sollen ja auch Jacobs und Fletcher am 9. August um den vakanten WBA-Titel im Mittelgewicht boxen (Golovkin ist ja nun Super champion), während am gleichen Tag in der Ukraine der Interims Champion Chudinov seinen Titel verteidigen will.
Ergo: Es kann sein, dass die WBA bald 4 Weltmeister im Super-Mittelgewicht hat, wenn z.B. Groves und Kessler dort gegeneinander boxen.
Was aber passiert, wenn nun jener regular champion gegen Abraham boxt? Keine Ahnung ... vielleicht gibt es dann ja noch einen zweiten "unified champion".
Eines Tages sind wir dann soweit sein, dass folgende Konstellation gibt:
- Super-Champion
- Unified Champion WBA & WBC
- Unified Champion WBA & IBF
- Unified Champion WBA & WBO
- Regular Champion
- Interim Champion
Da hofft man doch irgendwie darauf, dass im Boxsport mal ein Athlet vor laufender Kamera die Wertigkeit seines WBA-Titels in Frage stellt und medienwirksam seinen Gürtel dieses Witzverbandes in die Tonne wirft.