Ich freue mich wie schnell das Özil Gündogan Ding vergessen ist, und stattdessen über einen guten aber nicht unbedingt hochklassigen Spieler diskutiert wird. Wagner hat beim Confed keine große Rolle gespielt warum sollte er bei der WM ? Ich mag Wagner und ist wahrscheinlich zur Zeit besser als Gomez aber eigentlich hätten eher Uth oder Volland fahren müssen. Petersen ist sicherlich nicht verkehrt aber ich finde eigentlich müsste das Thema Gündogan und Özil viel mehr betrachtet werden. Löw hat also wieder alles richtig gemacht und Wagner ihm durch seine Reaktion auch noch in die Karten gespielt, schlauer Stratege der Jogi.
Was sollte denn noch passieren? Soll man die beiden auf einem öffentlichen Platz hinrichten lassen? Finde das ganze Getue ziemlich scheinheilig. Als man 2010 im Biergarten oder auf dem vollgefurzten Sofa die Gala-Auftritte von Özil bewundern durfte war die Welt noch in Ordnung. Da galt er noch als Musterbeispiel für gelungene Integration, ganz im Gegensatz zum angeblich noch im Mittelalter lebenden Sahin. Jetzt auf einmal sollen sie unwürdig sein um nochmal das DFB-Trikot zu tragen. Das man bei der Entscheidung für welches Land man aufläuft auch mal eher auf die mögliche Karriere achtet ist inzwischen Normalität, ich finde das auch nicht schön, aber letztendlich ist es deren Entscheidung. Wenn Werte für den DFB so wichtig sind, dann hätten sie damals auch sagen können: "Jemand der unsere Sprache nicht vernünftig beherrscht (man denke auch an Rink damals) darf auch nicht für uns auflaufen, oder wenn jemand sich eher der anderen Nation verbunden fühlt, dann soll er sich für diese entscheiden. Özil war ein potenzieller Superstar, deshalb hat man es begrüßt. Der DFB handelt auch nur im eigenen Interesse: Gündogan und Ekici sind den selben Weg gegangen, dem einen wurde gesagt: "Du hast hier eine tolle Perspektive, bist außerdem hier geboren, aufgewachsen, bestens integriert, die Heimat seiner Eltern kennt er nur aus dem Urlaub, dem anderen wird dann nahgelegt: "Versuch es mal lieber mit der Türkei."
Die beiden sind nunmal auch "Türken", haben bzw. hatten auch den türkischen Pass, haben Verwandte, Freunde in der Türkei, halten sich in regelmäßigen Abständen auch dort auf niemand kann ihnen vorschreiben, dass sie sich dann ausschließlich für Deutschland zu interessieren haben. Es ist ihre Sache. Das eine schließt das andere nicht aus. Mann kann auch zu beiden Ländern hinzugezogen fühlen und das ist gerade bei "Deutschtürken" nunmal der Fall. Sie haben maximal unglücklich gehandelt, der Zeitpunkt ist natürlich fragwürdig und sie wurden darauf hingewiesen, in Zukunft so etwas lieber zu unterlassen. Erdogan ist ein Dikatator, Despot größenwahnsinnig was auch immer und deshalb dürfen sie sich nicht mit ihm ablichten lassen? Dann soll man gefälligst auch nicht an einer WM teilnehmen in einem Land das von Putin regiert wird. Dann könnte man auch fragen: Warum lässt man sich mit Merkel ablichten, einer Kanzlerin die es zulässt, dass die PKK mit Waffen beliefert wird und diese auch noch von deutschen Soldaten ausgebildet werden, oder Geschäfte mit diesem Despoten macht, nur damit die er uns diese lästigen Flüchtlinge vom Hals hält.
Zu dieser Empörung über "mein Präsident": Das ist die übliche Standard-Anrede im Türkischen. Ein Lehrer z.b wird auch immer mit "Mein Lehrer" angesprochen egal in welcher Situation egal ob man den Lehrer mag oder ihm die Pest wünscht. Das mag sich im Deutschen dramatisch anhören im Türkischen aber nicht. Wenn sie hätten Wahlkampf betreiben wollen, dann hätten sie dies auch in den sozialen Netzwerken gepostet. Wahlkampf ist für mich, dass was ein Arda Turan gemacht hat: Kurz vor dem Referendum ein Video posten in dem er fordert, dass man für eine starke Türkei mit "ja" voten soll, oder dieser Deniz Naki der PKK-Propaganda betreibt und auch gerade in Deutschland intensiv Wahlkampf für die HDP betreibt. Das gefällt der Bild-Zeitung und Konsorten natürlich, schließlich ist er ja gegen Erdogan...
Zum Thema Nationalhymne: Gerade bei der deutschen Nationalmannschaft gab und gibt es viele egal ob mit oder ohne Migrationhintergund die die Hymne nicht mitsingen aus unterschiedlichen Gründen. Man muss das nicht toll finden, aber es ist deren Entscheidung. Wenn sie es auf Anordnung machen und nur weil der Fan es so haben will ist Keinem geholfen. Eigentlich war der Tenor bisher immer: Ist doch egal ob sie mitsingen wichtig ist die Leistung auf dem Platz. Nur weil jetzt viele mit Migrationshintergrund nicht mitsingen, sollte man nicht per se daraus ableiten, dass sie sich zu wenig mit dem DFB identifizieren.