Zur Causa Wagner:
Letztendlich hat Löw einen Stürmer, der ohnehin ein Streichkandidat fürs Turnier gewesen wäre, durch einen anderen Stürmer, der ein Streichkandidat fürs Turnier ist, ersetzt. Keiner der beiden Spieler ist sportlich unverzichtbar, keiner der beiden ist dem anderen statistisch/spielerisch eindeutig überlegen. Wir wissen zwar nicht, welche Erwägungen Löw da genau getrieben haben, aber er hat definitiv mehr Einblick als wir. Jetzt von gebrochenen Absprachen zwischen Löw und Wagner zu schwadronieren, entbehrt doch jeder Grundlage. Niemand weiß, was da intern besprochen wurde - ich kann mir aber kaum vorstellen, dass Löw Wagner einen Freibrief für die WM ausgestellt hat. Insofern kann man auch nicht sagen, dass Wagner nur fehlt, weil er ein "schwieriger Charakter" ist.
Vielmehr weiß man doch, dass Löw diese überraschenden Nominierungen von Spielern, die vorher unter dem Radar waren, gerne mal durchzieht. Wohl auch um zu sehen, ob deren Euphorie bei ihnen noch mal Kräfte frei setzt. Das hat bei Odonkor geklappt und mit Einschränkungen wohl auch bei Mustafi. Und falls es sich nicht abzeichnet, kann Löw Petersen wieder streichen.
Klar ist das für Wagner bitter und ich hätte es ihm gegönnt. Seinen Frust, auch seinen Rücktritt, verstehe ich. Aber irgendwer muss halt rausfliegen, wenn man sich auf eine sportlich verständliche Personalie a la Petersen einlässt. Und bei Gomez weiß Löw durchaus was er hat.
Vielmehr zeigt er diesmal doch für seine Verhältnisse erstaunliche Leistungsorientierung: Götze und Schürrle substituieren nicht Podolski, der lange Jahre aus Löw'scher Nibelungentreue mitgefahren ist.
Ich bin kein Löw Fan, aber der Erfolg hat ihm zuletzt durchaus Recht gegeben. Ich rechne ihm dieses stoische Beharren auf mitunter unpopulären Entscheidungen mittlerweile auch an. Und ihm wegen der Wagner Geschichte jetzt etwas vorzuwerfen, wirkt dann doch sehr konstruiert.
Etwas anderes ist die Causa Gündogan/Özil. Dazu schreibe ich vielleicht später nochmal was. Sehe ich aber primär als Sache der Verbandsfunktionäre und nicht des Trainers.