The Beatles


Gast00

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Ein interessanter Artikel, auch wenn er wie die meisten Beatles-Retrospektiven, die ich gelesen habe, stellenweise übertreibt, zum Beispiel mit der Behauptung vom
»Schnitt des Jahrhunderts«. Man darf das wörtlich nehmen: Die Zeit zerfällt in eine Rechnung vor und nach Sergeant Pepper.
Ein Pop-Album als Wendepunkt des ereignisreichsten Jahrhunderts der Menschheitsgeschichte? :skepsis:
 

twinpeaks

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Ein interessanter Artikel, auch wenn er wie die meisten Beatles-Retrospektiven, die ich gelesen habe, stellenweise übertreibt, zum Beispiel mit der Behauptung vom

»Schnitt des Jahrhunderts«. Man darf das wörtlich nehmen: Die Zeit zerfällt in eine Rechnung vor und nach Sergeant Pepper.

Ein Pop-Album als Wendepunkt des ereignisreichsten Jahrhunderts der Menschheitsgeschichte? :skepsis:

Wenn das nicht auf den popkulturellen Bereich beschränkt ist (was tatsächlich in diesem Artikel nicht der Fall zu sein scheint), ist das natürlich eine absurde Behauptung.
Dennoch denke ich, dass man die Rolle, die die Beatles bei der kulturell-gesellschaftlichen Umwälzung in den 1960er-Jahren gespielt haben, nicht unterschätzen sollte - auch wenn sie diese Rolle sicherlich nicht bewusst angestrebt haben.
 

le freaque

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Richtig. Sgt Peppers ist nicht das beste Album aller Zeiten, es ist nicht einmal das beste Beatlesalbum - aber es fasste zum perfekten Zeitpunkt den gesellschaftlichen Umbruch jener Zeit zusammen und brachte ihn auf einen Nenner. Gleichzeitig entledigte sich die berühmteste Band der Welt (und die Popularität und Dominanz der Beatles kann man mit dem Status heutiger Stars nicht im Ansatz vergleichen) endgültig aller Konventionen.
Der Status der subversiven Underground-Nebengesellschaft, eben das "dumme Zeugs einiger junger Leute" in den Augen des Bürgertums galt nicht mehr, da dieser Zeitgeist jetzt bis ins kleinste Dorf reichte. Die Beatles haben diesen Zeitgeist und das, was daraus folgte, nicht erfunden, sie waren aber auch keine Trittbrettfahrer, sondern einfach nur Teil desselben. Aber sie haben ihn popularisiert und zum guten Teil auch globalisiert und spielten dadurch eine erhebliche Rolle in den gesellschaftlichen Umwälzungen im Mitteleuropa der 60er Jahre. Viel mehr als die Stones oder Dylan, weil ihre Reichweite quer durch alle Schichten ging und somit viel größer war.
Dieses Prophetentum war natürlich nicht gewollt oder gar geplant, wurde aber zumindest von Lennon dann gerne hingenommen und instrumentalisiert.
 

Devil

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Die Zeitrechnung von Sargeant Pepper abhängig zu machen ist sicher so formuliert übertrieben. Ich würde sagen, dass die Beatles allgemein gesellschaftlich eine enorme Bedeutung hatten für die ganze Welt. Auf die Popmusik bezogen mag dieses Zitat vielleicht sogar stimmen.
 

Gast00

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Wenn das nicht auf den popkulturellen Bereich beschränkt ist (was tatsächlich in diesem Artikel nicht der Fall zu sein scheint), ist das natürlich eine absurde Behauptung.
Auf die Popmusik bezogen mag dieses Zitat vielleicht sogar stimmen.
Genau um diese Unterscheidung geht es mir. Popmusik ist immer noch ein Mikrokosmos, der eben nicht die gesamte Gesellschaft durchdringt, sondern in all seinen Ausprägungen ein Phänomen geblieben ist, das sich bis heute auf eine bestimmte Zeit und bestimmte soziale Schichten beschränkt. Das galt für die Disco-Phase nicht anders, als es für die Techno-Zeit galt oder aktuell für die HipHopper gilt, die sich und ihre Musik oft auch viel zu wichtig nehmen (siehe J.A. Adande, der ein intelligenter, gebildeter Mann von fast 40 ist und trotzdem bei vielen Ereignissen zu Vergleichen aus der HipHop-Szene greift).

Die Sechziger und darin speziell die Beatles mögen die Vorreiter ihres Genres gewesen sein, aber sie waren für jemanden, der ihren Mikrokosmos von außen betrachtete, eben nicht mehr als das. Ich kannte z.B. mal jemanden, der im 2. Weltkrieg zur Welt kam und Anfang dieses Jahrhunderts immer noch keinen blassen Schimmer hatte, wer Cher war. Selbst über die Beatles, Stones u.a. hatte er maximal in der Zeitung gelesen, und ich weiß, dass er keine weltfremde Ausnahme war. Es gibt etliche Leute gerade in konservativen Kreisen, die parallel zur Popmusik der Sechziger erwachsen wurden, ohne von ihr vereinnahmt zu werden.

Wenn Popmusik universal wäre, würde sie auch in schwer zugängliche Bereiche vordringen und z.B. von Ländern als Nationalhymne genutzt werden. Ein solcher Schritt geht jedoch selbst unserer heutigen Zeit noch zu weit, denn der Pop ist in der Musikgeschichte dann doch mit einem Sternchen versehen, dass er als Trivialmusik für solche Zwecke (noch) nicht infrage kommt. Deshalb finde ich es auch übertrieben, die Beatles jenseits der Pop-Kultur zu Weltveränderern zu erheben.
 

Omega

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Genau um diese Unterscheidung geht es mir. Popmusik ist immer noch ein Mikrokosmos, der eben nicht die gesamte Gesellschaft durchdringt, sondern in all seinen Ausprägungen ein Phänomen geblieben ist, das sich bis heute auf eine bestimmte Zeit und bestimmte soziale Schichten beschränkt.
Bestimmte Altersgruppe von mir aus, aber soziale Schicht?. Das kling ja als würden bestimmte Schichten keine Popmusik hören. Und das stimmt nicht. Popmusik ist grundsätzlich eine Jugendbewegung, deswegen ist sie auch solch starken Änderungen (Beatles/Disco/Techno) unterworfen, weil die Mehrzahl der Jugendlichen sich
a) von ihren Eltern unterscheiden will, da ist Musik ja nur ein lauter aber harmloser Punkt
b) trotzdem zu einer Gruppe gehören will

Das galt für die Disco-Phase nicht anders, als es für die Techno-Zeit galt oder aktuell für die HipHopper gilt, die sich und ihre Musik oft auch viel zu wichtig nehmen (siehe J.A. Adande, der ein intelligenter, gebildeter Mann von fast 40 ist und trotzdem bei vielen Ereignissen zu Vergleichen aus der HipHop-Szene greift).
Musik, auch Klassik wird meiner Meinung nach immer "zu wichtig" genommen;)

Die Sechziger und darin speziell die Beatles mögen die Vorreiter ihres Genres gewesen sein, aber sie waren für jemanden, der ihren Mikrokosmos von außen betrachtete, eben nicht mehr als das.
Musik bringt einen Zeitgeist zum Ausdruck, sie macht ihn nicht. Deswegen waren die Beatles nicht nur Vorreiter eines Genres sondern Botschafter der Jugend gegenüber den Erwachsenen. Das auch Ältere die Musik gut gefunden haben, stört dabei nicht, diese werden in der Regel sie nicht so wichtig genommen haben oder sie wollten sich ansonsten abgrenzen.

Diese Jugendszene ist aber auch nicht homogen, deswegen gibt es Beatles und Rolling Stones, Michael Jackson und U2, Rapper und Robbie Williams.

Ich kannte z.B. mal jemanden, der im 2. Weltkrieg zur Welt kam und Anfang dieses Jahrhunderts immer noch keinen blassen Schimmer hatte, wer Cher war. Selbst über die Beatles, Stones u.a. hatte er maximal in der Zeitung gelesen, und ich weiß, dass er keine weltfremde Ausnahme war. Es gibt etliche Leute gerade in konservativen Kreisen, die parallel zur Popmusik der Sechziger erwachsen wurden, ohne von ihr vereinnahmt zu werden.
Vielleicht nicht weltfremd aber Ausnahmen. Auch diese gibt es in jeder Zeit. Das sind aber auch die, die nie auf Feten eingeladen wurden:D

Wenn Popmusik universal wäre, würde sie auch in schwer zugängliche Bereiche vordringen und z.B. von Ländern als Nationalhymne genutzt werden. Ein solcher Schritt geht jedoch selbst unserer heutigen Zeit noch zu weit, denn der Pop ist in der Musikgeschichte dann doch mit einem Sternchen versehen, dass er als Trivialmusik für solche Zwecke (noch) nicht infrage kommt. Deshalb finde ich es auch übertrieben, die Beatles jenseits der Pop-Kultur zu Weltveränderern zu erheben.
Siehe oben, Popmusik ist in erster Linie für die Jugend und die wollen gar nicht das Lied als Nationalhymne, denn dann wäre es ja Establishment. Später ist es ihnen nicht mehr so wichtig, zudem will man im Ausland als getragen angesehen werden, man geht ja auch im Anzug zur Beerdigung;)

Auf der anderen Seite kenne ich keinen, der die Nationalhymne als CD hat.
 

Gast00

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Bestimmte Altersgruppe von mir aus, aber soziale Schicht?. Das kling ja als würden bestimmte Schichten keine Popmusik hören. Und das stimmt nicht.
Ich habe andere Erfahrungen gemacht: mit Ärzten, Managern, Ingenieuren, die Popmusik zwar dem Namen nach kannten, selbst aber am liebsten Klassik oder Jazz hörten. Das ist sicherlich keine gesamte Schicht, aber doch ein gehöriger Teil davon. Völlige Einigkeit existiert ohnehin nie, auch bei den Altersgruppen nicht - es gibt nämlich auch Omis, die Techno hören. ;)

Grundsätzlich glaube ich, dass der Einfluss der Popmusik nachlässt, je älter und/oder je gebildeter die Menschen sind. Allerdings könnte der Altersfaktor in ein, zwei Generationen seine Bedeutung verlieren.

Auf der anderen Seite kenne ich keinen, der die Nationalhymne als CD hat.
Ich schon, und es gibt sicher viele, denn z.B. die deutsche Nationalhymne basiert auf einer Komposition Joseph Haydns.
 

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Devil

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Was meint ihr damit , wenn ihr sagt Musik wird zu wichtig genommen bzw niemals ernst genug?
 

Devil

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Warum meinst du denn, wenn du sagst , dass man Musik nicht ernst genug nehmen kann? Versteh ich nicht so ganz. Warum soll man Musik denn so todernst nehmen? Beziehst du dass auf jede Art von Musik?
 

twinpeaks

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Na ja, was heißt "todernst"; das hat einen unangenehmen Beiklang für mich.
Für mich ist Musik jedenfalls mehr als nur Unterhaltung oder Zeitvertreib - nicht alle Musik, aber die, die mir persönlich wichtig ist, schon.
 

le freaque

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Grundsätzlich glaube ich, dass der Einfluss der Popmusik nachlässt, je älter und/oder je gebildeter die Menschen sind. Allerdings könnte der Altersfaktor in ein, zwei Generationen seine Bedeutung verlieren.

Das magst du dir wünschen, es stimmt aber nicht. "je älter und/oder je gebildeter die Menschen sind" ist sogar ein ziemlich beleidigender Versuch, "deine" Musik als "besser" per se zu klassifizieren. Es gibt ganze Genres der Popmusik, deren Hörerschaft sich nahezu ausschließlich aus Akademikern zusammensetzt, die Älter als 35 sind. Man darf Popmusik nicht auf das reduzieren, was sich in und um Charts abspielt, da gibt es, wie in jeder Musikrichtung, unzählige Spielarten.
Diese elitäre Sicht zieht nicht, wenn es um Dinge geht, die elementare Bedürfnisse angehen. Wie erklärst du dir, dass es etliche hochdekorierte Kulturschaffende, Naturwissenschaftler und Staatsmänner gibt, die am allerliebsten Fußballprofi oder Pop-/Rockstars geworden wären und selbst hochdekoriert alles stehen und liegen lassen würden, um einmal Bobby Charlton zu treffen oder eine Beatles-Rarität zu bekommen?
 

le freaque

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Bildung hat auf Musikgeschmack nicht den Geringsten Einfluss, Intelligenz schon, aber nur teilweise.
Ich habe das früher schon mal geschrieben - es ist erwiesen, dass Musik, überhaupt Akkustik nicht von jedem Menschen gleich wahrgenommen wird. Die meisten Menschen nehmen Musik rein emotional auf, andere aber vereinfacht über das Sprachzentrum. Das bedeutet nicht, dass diese mehr auf Texte achten, aber sehr wohl, dass der Prozentsatz Emotion/Analyse anders gewichtet ist. Dementsprechend ändert sich natürlich der Musikgeschmack hin zu Popmusik mit ausgefeilteren Arrangements, anderer Rhytmik oder eben Jazz oder Klassik. Das hat offenkundig wohl auch mit Intelligenz zu tun, gleichzeitig wurden aber auch entsprechend häufiger soziale Defekte festgestellt. Man kann empirisch also sagen: Jazz-/Klassik-/"Gute" Popmusikhörer haben prozentual öfter Bindungs- oder andere soziale Schwierigkeiten als ganz normale Chartshörer.

Für weit über 80 % der Menschen trifft dies aber nicht zu, rein genetisch schon nicht. Das ist gut so oder nicht gut - egal, es ist so. Du kannst Bildung vermitteln wie du willst, das Verhältnis wird sich nicht ändern. Was nicht heisst, dass die Charts so sche*sse sein müssen, wie sie sind - die 80 % sind ja nicht doof oder geschmacksblind per Geburt. Sie reagieren nur auf andere Impulse als die Jazz etc-Elite. Diese typisch deutsche selbstgewählte Abgrenzung der "E-Hörer" ist daher das falscheste, was es überhaupt nur geben kann.

Und gerade vor diesem Hintergrund ist der Erfolg der Beatles, der eben auf bislang einzigartige Weise Kunst und Massengeschmack vereinte etwas extrem Besonderes. Die Musik der Beatles war einerseits simpel und eingängig, in den Arrangements, Akkordfolgen und Stimmsätzen aber selbst für Musikwissenschaftler hochinteressant. Das gab es so vorher und nachher in der Popmusik nicht.
 

Devil

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Ich glaube aber schon, dass im Durchschnitt Klassikhörer gebildeter und älter sind als zB Popmusikhörer. Es gibt da nicht unbedingt einen kausalen Zusammenhang, aber gebildetere Menschen kommen einfach mehr mit Klassik in Berührung. Popmusik wird ja auch am meisten verkauft ( Ich glaube in Deutschland ca 40%, Klassik ca 7%) und die Hauptkäufer sind die Jugendlichen. Ich glaube auch, dass Leute , die Rap hören im Durchschnitt ungebildeter sind als die , die Klassik hören. Hat halt damit zu tun, dass Rap die Sprache der Straße ist und halt von Menschen bzw für Menschen aus der unteren sozialen Schicht ist. Ich finde es auch keine große Schande jung und ungebildet zu sein. :saint:
 
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