Als "Experte" zu Drobny:
Ich lasse mal seine Saisons in der Bundesliga Revue passieren.
- Bei Bochum eine Rückserie gespielt, war extrem gut.
- Dann drei Jahre bei Hertha. Das erste Jahr war durchwachsen, hat recht schwach begonnen. Hertha-Fans sahen anfangs nicht einmal eine wirkliche Verbesserung zu Fiedler, hat sich dann aber stabilisiert. Danach zwei Jahre überragend. Als Hertha Vierter wurde, gehörte er mit Simunic und Voronin auf jeden Fall zu den hervorstechenden Akteuren. Im Jahr danach sind sie abgestiegen, aber Drobny hat ihnen in vielen Spielen den Arsch gerettet und war eigentlich über die ganze Saison quasi fehlerfrei und mit Abstand ihr bester Mann.
- Jetzt dann im 5. Jahr beim HSV. Im ersten Jahr wurde Rost ihm vorgezogen. Habe ich nie so recht verstanden, weil Drobny damals noch wirklich gut war und Rost eher so medium. Drobny schien eigentlich die ganze Vorbereitung die Nase vorne zu haben, bis sich dann bei einem Vorbereitungsspiel gegen Cottbus das Blatt wendete, als sie 4 Dinger oder so kassierten. Veh betonte aber stets, dass er beide Keeper quasi auf einem Niveau sehe und hatte sogar oft überlegt, hin und wieder rotieren zu lassen. Im zweiten Jahr dann Stamm, war die ersten zehn Spiele wirklich desaströs. Danach aber wieder stark. Dann zwei Jahre hinter Adler. Jetzt spielt er wieder.
Insgesamt würde ich Drobny also nicht als unkonstant bezeichnen, man könnte aber auf jeden Fall sagen, dass Drobny besonders im späteren Stadium seiner Karriere oft erst einige Spiele zum Eingewöhnen brauchte. Insgesamt hatte er zwei schwache Phasen, das erste Jahr bei Hertha und die ersten Spiele in seiner einzigen Stamm-Saison beim HSV .
Zu seinen schwierigen Anfängen beim HSV muss man aber auch sagen: Erst einmal hat er große Teile der Rückrunde der vorherigen Saison wegen eines Daumenbruchs verpasst. Als er dann zum Stammkeeper befördert wurde, hat er wegen einer Rippenfraktur quasi die gesamte Vorbereitung ausgesetzt. Als er dann gleich innerhalb der ersten paar Spieltage zweimal richtig heftig danebengriff, hat sich die ganze Dynamik total gegen ihn gedreht. Drobny schätze ich mental eigentlich als sehr stabil und gefestigt ein, aber möglicherweise hat ihm das damals doch zugesetzt, zumal er damals private Probleme hatte, die ihn, wie er später zugab, belasteten (einer seiner besten Freunde, ein Eishockey-Spieler namens Jan Marek, ist bei einem Flugzeugabsturz seines Teams Jaroslavl (sic) gestorben - war damals auch ziemlich in den Medien, vielleicht erinnert sich jemand). Er hat sich dann ja auch stabilisiert. Das eine Jahr bei Hertha könnte dann tatsächlich einfach ein Ausreißer nach unten gewesen sein.
Über weite Strecken seiner Karriere war Drobny aber eigentlich immer solide bis gut und manchmal auch noch viel mehr. Zwischen 2006 und 2009 war er mMn auf jeden Fall einer der besten 5, wahrscheinlich sogar 3 besten Keeper der Liga. (Die Leistungsdichte war damals aber noch dünner.) Danach ging es etwas bergab, klar. Man könnte ihm vorwerfen, dass er sich nicht gegen Rost durchgesetzt hatte, der aber damals noch recht ok war und ein Riesen-Standing besaß (sogar Kapitän war?). Dass Prestige-Transfer Adler (der in seiner ersten Hinrunde ja auch gut spielte) dann vor ihm stand, logisch.
Man muss auch ausdrücklich erwähnen, dass der heutige Drobny (oder generell der HSV-Drobny) nicht mehr mit dem Bochum/Hertha-Drobny zu vergleichen ist. Als er zum HSV wechselte, war er quasi schon 30, und seitdem ging es immer einen Ticken bergab. Bei normalen Keepern ist es kein Problem, noch bis weit in die Dreißiger zu spielen, aber Drobny (jetzt 34) wird es sicher nicht mehr als vielleicht noch zwei Jahre packen. Er hatte schon mit 26 bei Fulham eine schwere Knie-OP und hat sich nie wirklich davon erholt. Zumindest verliert er zunehmend an Explosivität und Schnelligkeit.
Klar ist Drobny an sich ein klassischer Linientorwart - fußballerisch halt total unbegabt, seine Abschläge haben entsetzliche Streuung -, aber was viele vergessen, ist, dass er früher recht gut mitspielen konnte. In Sachen Antizipation beim Herauslaufen hat er sich im Laufe seiner Karriere ziemlich gesteigert. Bei hohen Bällen ist er heute sehr zaghaft, aber früher (bei Hertha) war er in den Statistiken der abgefangenen Flanken immer vorne mit dabei. Kann er jetzt halt alters- und kniebedingt nicht mehr sodurchziehen.
Negativ muss man noch möglicherweise noch anmerken, dass Drobny über seine Karriere hinweg möglicherweise nicht allzu viele gute Torwartrainer hatte. Zumindest haben Hertha und der HSV notorisch mittelmäßige Keeper, die sich so gut wie nie verbessern. Herthas TW-Trainer stand zu Drobnys Zeiten, wenn ich mich recht entsinne, auch gelegentlich in der Kritik. Sein Spiel wird immer unorthodox aussehen - seine Hände gehen ihm quasi bis zu den Knien und motorisch ist er eigentlich eine komplette Null -, aber man hätte über die Jahre durchaus erwarten können, dass er sich "torwarttechnisch" mehr verbessert. So verlässt er sich eher auf Spannweite und Reflexe, spekuliert aber oft zu viel. Bei den Basics fehlt es ein bisschen, sieht man ja auch z.B. beim Piazón-Freistoß. Natürlich ist der unhaltbar, aber die Mauer (bzw. er selbst) steht halt trotzdem nicht gut.
Lange Rede, kurzer Sinn: Drobny war mal eine ziemlich geile Sau. Leider ist er schon ein älterer Jahrgang und hat zudem ein völliges Matsch-Knie, hat aber natürlich immer noch Bundesliga-Niveau.
Keeper, die mMn (grob geordnet) klar besser sind als er, sind: Neuer - Trapp - Leno - Horn - Zieler - Bürki - Fährmann - Sommer - Weidenfeller - Baumann. Reina und Benaglio haben ziemlich abgebaut, beide aber immer noch leicht vorne. Karius, Hitz, Starke und Adler sehe ich ungefähr auf einem Niveau mit Drobny. Ulreich und Wolf finde ich nicht sonderlich gut. Kraft und Kruse sehe ich nicht als Bundesliga-Keeper.
So, damit bin ich am Ende. Mehr über Jaroslav Drobny werdet ihr in eurem Leben nicht mehr oft lesen.