Und hier der Rest:
Orica GreenEDGE
Ein Team, auf dass ich mich schon richtig freue. Etappenjäger auf jedem Gelände und dazu noch zwei der heißesten Nachwuchsfahrer. Kann mir vorstellen, dass Orica eine richtig geile Tour fährt. Von der Startnummer her ist Gerrans als Kapitän gelistet, für ihn gibt es mehrere super Möglichkeiten, eine Etappe abzuschießen. Bereits am Montag bei der Ankunft auf der Mur de Huy zählt er zu den Topfavoriten. Neben ihm ist Michael Matthews aussichtsreichster Kandidat für einen Etappensieg. Der Tour-Debütant wird bei den Massensprints sowie den etwas anspruchsvolleren Etappen sein Können zeigen und dürfte mit seiner Vielseitigkeit auch einer der Favoriten auf das Grüne Trikot sein. Bin sehr gespannt, was er bei seiner Tourpremiere zeigen wird. Bei der Tour de Suisse setzte er ein letztes Ausrufezeichen, als er Sagan, Degenkolb in Schwarzenbach schlug. Desweiteren befinden sich mit Daryl Impey, welcher schon zwei Tage Gelb tragen durfte, und Michael Albasini zwei exzellente Etappenjäger im Aufgebot. Besonders gespannt bin ich auf die erst 22-jährigen Yates-Zwillinge. Adam Yates fuhr ein ganz starkes Jahr 2014, als er die Türkei-Rundfahrt gewann und 6. der Dauphine wurde. Dieses Jahr fuhr er, auch sturzbedingt, noch nicht so erfolgreich – ein 20.Platz bei der Dauphine bezeugt aber, dass die Form wieder kommt. Spannender dürfte daher sein Bruder Simon sein, welcher zuletzt 5. bei der Dauphine wurde und sich auf der Schlussetappe nur Froome geschlagen geben musste. Beide sollte man in den Bergetappen auf dem Schirm haben, wobei besonders Simon Yates ein Tipp für die Top15 sein könnte.
Kapitäne: Simon Gerrans, Michael Matthews
Rider to Watch: Simon Yates
Team Cannondale – Garmin
Nach dem zehnten Platz in der Gesamtwertung 2013 und dem Sieg bei der Dauphine 2014 galt Andrew Talansky als einer der Geheimfavoriten der letztjährigen Tour, welcher aber äußerst unerfolgreich endete. Dieses Jahr fährt er bis dato unauffällig, zuletzt wurde er 10. der Dauphine. Sicherlich wieder ein Kandidat für eine Platzierung um die Top10 herum, sollte er sturzfrei durchkommen. Neben ihm sind Daniel Meier und der ewige Angreifer Ryder Hesjedal die Kapitäne des Teams. Der Ire wurde zuletzt 7. bei der Dauphine und dürfte auch bei den mittelschweren Etappen wie nach Huy, Mur de Bretagne oder Mende zu den Favoriten zählen. Bin mal hier gespannt, ob Cannondale hier mit einer Doppelspitze agiert, denn beide sind gut genug für eine Top10-Platzierung. Hesjdedal fuhr mal wieder einen bärenstarken Giro, als er von Tag zu Tag stärker wurde und am Ende auf Platz 5 landete. Bei der Tour wird die Last des Klassements nicht so sehr auf ihn lasten, daher heißt es „Feuer frei“ für den Kanadier. Der erste Tour-Etappensieg wäre ihm sehr zu gönnen. Ansonsten hat man gute Zeitfahrer (Bauer, Van Baarle) und klassische Helfer (Haas, Koren, Langeveld). Joker ist sicherlich der Litauer Navaradauskas, der auch dank seiner erfolgreichen Tour im vergangenen Jahr (Etappensieg und mehrere Top10-Platzierungen) einen Freifahrtschein besitzt.
Kapitäne: Andrew Talansky, Daniel Martin
Rider to Watch: Ramunas Navardauskas
Team Europcar
Die Autoverleiher werden wieder einmal vom Duo Rolland/Voeckler angeführt. Letzterer wird auf die Jagd nach seinem fünften Etappensieg gehen und sich sukzessive seine Etappen herauspicken. Pierre Rolland hat dagegen die Gesamtwertung sowie das Bergtrikot im Blick. Die Form bei der Dauphine stimmte, hier darf man insgesamt wieder mit einem sehr aggressiven Fahrweise der beiden Kapitäne rechnen. Neben diesen beiden rechnet sich ebenso Sprinter Bryan Coquard einige Chancen aus. 2014 landete er siebenmal in den Top10, ohne dabei aufs Podium zu kommen. Dazu wird er wieder versuchen, ein Wörtchen um das Grüne Trikot mitzureden. Neben diesen dreien warten sechs weitere Franzosen im Aufgebot, darunter Etappenjäger Gautier und der Baske Romain Sicard, welcher in den Bergen der wichtigste Helfer für Rolland sein sollte. Nachdem er mit einigen Vorschußlorbeeren in den Profizirkus kam (u.a. Gewinner der Tour de l’Avenir und U23-Weltmeister), musste man lange warten, bis er wirklich ankam. 2014 zeigte er aber mit einem 13.Platz in der Gesamtwertung der Vuelta, dass er auch bei den Großen mithalten kann.
Kapitäne: Pierre Rolland, Bryan Coquard
Rider to Watch: Romain Sicard
Team Giant – Alpecin
Nachdem die Diskussionen um den Verzicht auf Sprinter Kittel langsam verpuffen, kann man sich nun auf das Sportliche konzentrieren. Aus meiner Sicht die richtige Entscheidung, Kittel ist nicht in Topform und hätte durchgehend Schutz benötigt, um die ersten schwierigeren Etappen zu überstehen. So führt nun Paris-Roubaix-Sieger John Degenkolb das Team an und stellt keinen allzu schlechten Ersatz da. Degenkolb ist einer der Topfavoriten auf das Grüne und dürfte mit einem oder zwei Etappensiegen die Stimmung im Team wiederherstellen. Neben ihm ruhen die Hoffnungen auf Tom Dumoulin, welcher vor kurzem Dritter der Tour de Suisse wurde und dort beide Zeitfahren gewann. Ihn sollte man definitiv für das Auftaktzeitfahren im Blick haben und eigentlich auch auf jedem Gelände, welches nicht superflach oder superbergig ist. Sein Tourdebüt darf endlich Kletterspezialist Warren Barguil feiern. Der junge Franzose, der bereits bei der Vuelta für Aufsehen sorgte (2013 zwei Etappensiege, 2014 Gesamt-Achter), wird sein Können nun endlich bei der heimischen Rundfahrt unter Beweis stellen dürfen. Simon Geschke dürfte auch ein Kandidat für gute Platzierungen sein.
Kapitäne: John Degenkolb, Tom Dumoulin
Rider to Watch: Warren Barguil
Team Katusha
Was für ein Frühjahr von Alexander Kristoff. Der bis dato überragende Fahrer des Jahres gewann als Höhepunkt die Flandern-Rundfahrt in eindrucksvoller Art und Weise, nur einer von insgesamt schon 18 Erfolgen in diesem Jahr. Bei der Tour soll die Erfolgsgeschichte nun weitergehen. Nach zwei Etappenerfolgen im vergangenen Jahr und einem zweiten Platz in der Punktewertung sind die Ziele hoch. Kristoff traue ich extrem viel zu – mehrere Etappensiege und Grün ist meine Vorhersage. Mit Paolini hat der Norweger einen der besten Helfer überhaupt, der dazu auch selber noch erfolgreich fahren, gewann er doch dieses Jahr Gent – Wevelgem. Dazu findet sich auch noch der junge Österreicher Marco Haller im Aufgebot, der Kristoff zum einen unterstützt, aber auch dazu fähig ist, alleine Akzente zu setzen. In der Gesamtwertung setzt Katusha auf Joaquim Rodriguez, der 2013 schon mal Dritter wurde und daran anschließen möchte. Der Spanier hatte wie gewohnt ein hervorragendes Frühjahr, gewann die Baskenland-Rundfahrt und wurde zuletzt 8. bei der Dauphine. Neben dem klassischen Bergetappen wird er auch besonders ein Auge auf die hügeligen Etappen geworfen haben, wo er mit seiner Antrittsschnelligkeit einer der Topkandidaten für einen Etappensieg ist. Als Helfer fehlt überraschend Daniel Moreno, dafür stehen mit Giampaolo Caruso und Tiago Machado zwei gute Leute parat.
Kapitäne: Alexander Kristoff, Joaquin Rodriguez
Rider to Watch: Marco Haller
Team Lotto NL – Jumbo
Das zweite Lotto-Team bringt gleich mal vier potenzielle Top10-Fahrer mit, mal schauen, wer am Ende übrig bleibt. Angefangen beim ewigen Talent Robert Gesink. Der Niederländer, Toursechster von 2010, wurde bereits als zukünftiger Toursieger gehandelt, doch konnte er nie daran anknüpfen. Wenn man danach seine Grand Tours anschaut (32. Tour 2011, Aufgabe Tour 2012, 6. Vuelta 2012, Aufgabe Giro 2013, 26. Tour 2013, Aufgabe Vuelta 2014), dann zweifle ich daran, dass er nochmal ganz vorn bei einer dreiwöchigen Rundfahrt mitfahren kann, insbesondere bei der Tour, wo die Leistungsdichte nochmal höher und ein schwacher Tag alles zerstört. Die letzten Ergebnisse sind ordentlich, in Kalifornien Fünfter, bei der Tour de Suisse Gesamt-9. Aber ich denke eher, dass Gesink Richtung Helfer und Etappenjäger gehen wird. An Tourdebütant Wilco Keldermann zweifele ich aber auch etwas. 2014 war er 7. beim Giro und 14. bei der Vuelta, fuhr auch das ganze Jahr auf hohem Niveau. Dieses Jahr fehlt bis dato der Ausreißer nach oben, bei der Dauphine war er auch sturzbedingt nicht ganz vorn dabei. Ein Ausrufezeichen setzte er immerhin mit seinem Sieg bei den nationalen Zeitfahrmeisterschaften. Sollte Kelderman den Sturz bei der Dauphine komplett weggesteckt haben, ist er ein Kandidat für die Top10, ich fürchte aber fast nicht. Steven Kruijswijk kommt aus einem sehr starken Giro, den er als 7. beendete, aber wie bei jedem Giro-Fahrer ist die Frage, wie hier die Form gehalten hat. Eine Platzierung im Bereich des Vorjahres (15.) ist drin, aber bei ihm rechne ich eher mit einem Angriff auf das Bergtrikot. Bleibt der Oldie der Vier und wahrscheinlich unspektakulärste, Laurens Ten Dam. 2013 wurde er 13., letztes Jahr Neunter. Auch in diesem Jahr scheint etwas in diese Richtung nicht unwahrscheinlich, die Vorbereitung wie immer ruhig ohne großen Ausreißer nach oben, aber der 14.Platz hinauf nach Sölden zeigt schon mal, dass Ten Dam wieder genau für die Tour in Form kommt. Ansonsten ist es sehr schön, dass Paul Martens sein Tourdebüt feiern darf, was er sich durch starke Leistungen in den letzten Jahren redlich verdient hat. Völlig losgelöst von allen Klassementfahrern wird Sep Vanmarcke sein Dasein abhalten und sich insbesondere solche Etappen wie den Pave-Abschnitt herauspicken.
Kapitäne: Robert Gesink, Wilco Kelderman, Laurens Ten Dam
Rider to Watch: Sep Vanmarcke