Mal ein kleiner Nachschlag zur weiteren Einstimmung:
Bretagne – Seche Environnement
Das französische Team, welches mit einer der begehrten Wildcards teilnehmen darf, wird ähnlich wie Bora auf Ausreißversuche setzen und auf Etappenjagd gehen. Ohne klassischen Sprinter und Klassementfahrer liegt das Hauptaugenmerk auf einer jederzeit aggressiven Fahrweise. Angeführt wird die Mannschaft von Routinier Pierrick Fedrigo, der bereits vier Tour-Etappen gewinnen konnte. Auch in diesem Jahr hat er bereits gute Platzierungen erreicht, wurde u.a. Zweiter bei der Königsetappe des Criterium International. Bei schwierigeren Etappen sollte man mit ihm immer in einer Fluchtgruppe rechnen. Brice Feillu, der sich ebenfalls schon Tour-Etappensieger nennen darf, belegte im vergangenen Jahr einen guten 16.Platz im Gesamtklassement und dürfte darauf spekulieren, wieder in ähnlichen Regionen zu landen. Ein besonderes Augenmerkt sollte man auf den einzigen nicht-französischen Fahrer haben, den 24-jährigen Argentinier Eduardo Sepulveda. Der Zweite der Türkei-Rundfahrt und Fünfte der Route du Sud fährt seine erste Grand Tour und könnte auf der ein oder anderen Etappe für Furore sorgen.
Kapitäne: Pierrick Fedrigo, Brice Feillu
Rider to Watch: Eduardo Sepulveda
Cofidis
Angeführt von Sprinter Nacer Bouhanni geht das Cofidis-Team in die drei Wochen. Der Neuzugang von FDJ brauchte einige Zeit, um in die Spur zu finden, doch seit seinem ersten Saisonsieg bei der Circuit de la Sarthe Anfang April ging es aufwärts. Zwei Sprintsiege bei der Dauphine bezeugen eine gute Form, doch ging es da nicht gegen die erste Sprintergarde. Da bin ich auf die direkte Auseinandersetzung mit Cav, Kristoff & Co. gespannt, mit Bouhanni sollte bei den Ankünften aber immer zu rechnen sein. Immerhin dürfte er seine erste Tourteilnahme vergessen machen, als er 2013 im Laufe der sechsten Etappe ohne gutes Ergebnis ausstieg. Für die guten Platzierungen in den Bergen stehen zwei Spanier bereit. Luis Angel Mate wurde vergangenes Jahr 19. der Vuelta und dürfte als Helfer für Navarro agieren, mit der Option, selbst auch was versuchen zu dürfen. Dieser eben angesprochene Navarro war 2013 bereits 9. der Tour und zeigte bei der Dauphine mit einem 16.Gesamtrang aufsteigende Form. Ihm wird man während der Etappen wieder kaum zu Gesicht bekommen, unauffällig dürfte er irgendwo in die Top15 fahren. Der Rest des Teams besteht aus Helfern, als Etappenjäger sollte man noch Julien Simon im Blick haben, der sich auf hügeligen Gelände wohl fühlt.
Kapitän: Nacer Bouhanni
Rider to Watch: Julien Simon
Etixx – Quick Step
Nach der verheerenden Tour 2014 will Cavendish wieder angreifen und so viele Etappensiege wie möglich erringen. In der Türkei und in Kalifornien zeigte Cav, dass die Form da ist und das Grüne Trikot dürfte auch nicht völlig unrealistisch sein. Man darf sehr gespannt sein auf die Duelle mit Greipel, Kristoff, Bouhanni & Co. Mit Renshaw hat er seinen Edelhelfer mit dabei, der ihn als Anfahrer perfekt unterstützen soll. Aber Etixx richtet seine Hoffnungen nicht nur auf den endschnellen Briten. Rigoberto Uran fuhr beim Giro seinen Ansprüchen hinterher, bewies aber mit zwei dritten Plätzen auf den letzten schweren Etappen seine ansteigende Form. Diese könnte ihn jetzt bei der Tour zu Gute kommen. In Topform ist er definitiv ein Kandidat für die Top5, möglicherweise sogar ein Geheimtipp für das Podium. Tony Martin ist neben Cancellara sicherlich der Topfavorit für das Auftaktzeitfahren und strebt seinen fünften Touretappensieg entgegen. Dass er nicht nur in Zeitfahren glänzen kann, bewies er vergangenes Jahr mit seinem eindrucksvollen Ritt nach Mulhouse. Ebenso steht der polnische Weltmeister im Aufgebot, wobei man gespannt sein darf, worauf sich Kwiatkowski konzentriert. Nach seinem wieder einmal sehr erfolgreichen Frühjahr dürfte er sich bereits in der ersten Woche einige Etappen herauspicken, die für ihn prädestiniert sind (Huy, Le Havre, Mur de Bretagne). In den Top15 der Gesamtwertung sehe ich ihn nicht. Ansonsten sollte man noch Tourdebütant Stybar beachten, der auf der Pave-Etappe einer der Favoriten sein sollte und Matteo Trentin, der in den vergangenen beiden Jahren jeweils eine Etappe gewinnen konnte. Am Ende ein sehr gut besetztes Team, welches auf jedem Terrain potenzielle Etappensieger aufbietet.
Kapitän: Mark Cavendish
Rider to Watch: Rigoberto Uran
FDJ
Mit Thibault Pinot und Arnaud Demare besitzt FDJ zwei der größten französischen Hoffnungsträger, die für Etappensiege und im Falle von Pinot für eine Topplatzierung im Klassement sorgen sollen. Demare, der im vergangenen Jahr von Sieg zu Sieg eilte, brauchte bis Ende Mai, um seinen ersten Erfolg 2015 zu feiern. Dann gelang ihm aber direkt ein Doppelschlag in Belgien. Nichtsdestotrotz dürfte er gegenüber den Favoriten in den Sprints nur Außenseiter sein. Mit Bonnet, Ladagnous und Chavanel hat Demare seinen Sprintertross dabei, mal schauen, was er draus macht. Eventuell wird er wie im vergangenen Jahr mal aufs Podium kommen, mehr traue ich ihm nicht zu. Anders sieht die Sache bei Thibaut Pinot aus. Der letztjährige Tour-Dritte und Gewinner des Weißen Trikots, dürfte der „heißeste“ Fahrer hinter den großen Vier sein. Der Kurs mit einem Zeitfahren und vielen Bergen kommt ihm entgegen, die Etappensiege in der Schweiz, insbesondere der beeindruckende am Rettenbachgletscher zeigen seine bärenstarke Form. Als Helfer stehen im der Giro-Neunte, Alexandre Geniez, parat sowie der Achte der Tour de Suisse, Steve Morabito. Beide werden ihren Kapitän eine gute Hilfe sein, wobei besonders Geniez selbst ein Mann für die Top10 wäre.
Kapitäne: Thibaut Pinot, Arnaud Demare
Rider to Watch: Alexandre Geniez
IAM Cycling
Angeführt vom dreifachen Touretappensieger Sylvain Chavanel wird das Schweizer Team IAM an den Start gehen. Chavanel wird als Ausreißer wieder auf die Jagd gehen, der Kurs bietet dem inzwischen 36-Jährigen einige Möglichkeiten. Beim Giro bewies er mit zwei Podiumsplatzierungen, dass er immer noch Hunger auf Siege hat. Für die Gesamtwertung dürfte Mathias Frank der aussichtsreichste Kandidat sein. Nach seinem Ausstieg bei der Dauphine bewies er mit einem dritten Platz bei den Schweizer Meisterschaften, dass die Form da ist. Der Schweizer muss aber erstmal beweisen, dass er bei einer dreiwöchigen Rundfahrt durchgehend aufs Klassement fahren kann, dies hat er nämlich bis dato noch nie gemacht. Desweiteren finden sich viele interessante Fahrer bei IAM. Matthias Brändle ist ein Geheimtipp für das Zeitfahren und könnte als Etappenjäger erfolgreich sein. Coppel ist frischgebackener französischer Zeitfahrmeister und ein wichtiger Helfer für Frank. Auch Elmiger und Pantano ist in Fluchtgruppen einiges zuzutrauen.
Kapitäne: Sylvain Chavanel, Mathias Frank
Rider to Watch: Matthias Brändle
Lampre – Merida
Mit Ex-Weltmeister Rui Costa hat Lampre einen heißen Tipp für die Gesamtwertung im Aufgebot, der endlich auch bei einer großen Landesrundfahrt vorn landen möchte. Drei Etappensiege hat er bereits im Portfolio, doch über einen 18.Gesamtrang ist er noch nicht herausgekommen. Die Form passt – dritter Platz und Etappensieg bei der Dauphine, dazu neuer portugiesischer Meister. Mit Costa ist definitiv zu rechnen, mein Geheimtipp für die Top5. Unterstützung darf er sich vom Spanier Valls Ferri, der dieses Jahr bereits die Oman-Rundfahrt gewann und dazu 8. bei Paris-Nizza, 8. in Katalonien und letztens 11. bei der Dauphine wurde, sowie dem Sieger der Türkei-Rundfahrt Kristijan Durasek erhoffen. Letzterer zeigte seine gute Form mit einem tollen Etapensieg bei der Tour de Suisse. Dazu kommen mit Serpa und Plaza noch zwei gute Bergfahrer, so dass Costa in diesem Bereich wirklich ein starkes Team zur Seite steht. Ebenso steht mit Davide Cimolai noch ein endschneller Mann in der Auswahl, der in den Sprints mit reinhalten kann, sowie Filippo Pozzato, der seit 6 Jahren erstmals wieder bei der Tour dabei ist.
Kapitän: Rui Costa
Rider to Watch: Kristijan Durasek