Bin ich betrunken oder ist das wirklich passiert?
Sportlich für die Liga toll. Viele Teams mit Contender-Status. Der Weg zum Titel ist so offen wie schon lange nicht mehr.
Trotzdem hat das für mich in Bezug auf die kleinen Teams einen faden Beigeschmack.
Die Raptors sind erfolgreich, können eine rosige Zukunft und mehr Geld (und Vertragsjahre) als alle anderen Konkurrenten bieten. Ergebnis: der Star ist weg. Man stelle sich mal vor, der Titel wäre nicht nach Kanada gewandert. Hätte Ujiri dann schlechte Arbeit geleistet, weil der Superstar, für den man eine Menge abgegeben hat, die Biege macht?
Die Lakers treffen jahrelang unterirdische Management-Entscheidungen, sind eine einzige Soap Opera und in der öffentlichen Darstellung nicht zu unterbieten. Ergebnis: Anthony Davis und LeBron James.
Die Thunder geben alles und schaffen es tatsächlich, einen Star, der durch einen Trade geholt wurde, langfristig zu halten. Tja, kein ganzes Jahr später reicht es dann, dass der Spieler ins FO spaziert, sagt, dass er keinen Bock mehr hat und dann umgehend, trotz noch vieler verbleibender Vertragsjahre, getradet wird.
Was muss man als kleiner Markt den Spielern bieten, um sie zu halten? Zählt die Leistung eines Front Office überhaupt noch? Es wirkt alles so belanglos. Du hast dir Capspace erarbeitet? Egal. Du hast einen Haufen Assets gesammelt und holst dir damit einen Superstar? Der haut bei der ersten Gelegenheit wieder ab. Du passt dich in jeglicher Hinsicht den Wünschen deines Stars an und hast Erfolg? Egal, Spieler weg.
Die Liga hat mit den perversen 30% und 35% Max- und Supermaxdeals probiert, kleinen Teams ein finanzielles Argument zu liefern, um ihre Spieler zu halten. Weder Butler, Kawhi noch Anthony Davis oder Irving hat das Geld überzeugt. Geklappt hat es bei Spielern wie Westbrook und Lillard. Das scheinen aber beides eher Ausnahmen zu sein.
Geht man mal durch die Vergangenheit, zeigt sich, dass eigentlich nur die Spieler bei ihren Teams geblieben sind, die bereits in guten Märkten stationiert waren. Spieler wie Dirk, Duncan oder Garnett, die auch bei Hattingen-Nord bleiben würden, solange das Team irgendwie kompetitiv ist, gibt es nicht mehr. LeBron wäre im Leben nicht in Cleveland geblieben, wenn er keine Wurzeln in Ohio hätte. Ich setze alles darauf, dass Giannis die Biege machen wird. Zion auch.
Das ist jetzt eine Superstarliga, in der die Stars entscheiden, wo der Hase langläuft. Ob dein Team unter den glücklichen Gewinnern ist, kannst du als FO kaum noch beeinflussen. Das gleicht inzwischen wirklich mehr den europäischen Sportligen.
Ich will das gar nicht werten. Die Spieler haben jegliches Recht, sich auszusuchen, wo, wie und mit wem sie spielen wollen. Daran muss sich die Liga aber dann eben anpassen, wenn man irgendwie probieren möchte, Chancengleichheit für alle Teams zu gewährleisten. Keine 1+1-Maxverträge mehr z.B. und es muss versucht werden, dass Spieler mit verbleibenden Vertragsjahren nicht nur kurz stänkern müssen, um ihren Vertrag im Grunde nichtig zu machen.
Ich respektiere und verstehe die Entwicklung. Schade finde ich es trotzdem.