Oberflächlich betrachtet, ist der Ansatz von Klitschko nicht verkehrt. Was Fury tatsächlich noch im Tank hat, steht tatsächlich in den Sternen. Den Ausgang eines möglichen Duells über das Thema Disziplin zu prognostizieren, ist aber gar nicht so einfach. Joshua kommt definitiv körperlich fit/austrainiert in den Ring und lässt sich auch zwischen den Kämpfen nicht gehen, man hat sich den jeweiligen Gegner genau angesehen, man hat eine Strategie entwickelt und Joshua versucht die Strategie erfolgreich umzusetzen. Professioneller, disziplinierter Ansatz - keine Frage.
Fury hat sich gerne mehr als gehen lassen, hält sich mit dem ganz Trashtalk-Kram und mit anderen Nebensächlichkeiten auf und macht sich gerne zum Affen. Disziplin/Professionalität scheint da etwas anderes zu sein. Aber: Wenn Fury sich auf einen Kampf vorbereitet, dann immer äußerst diszipliniert und professionell, geradezu besessen. In Sachen Adaptionsfähigkeit und Ringintelligenz war er in seiner bisherigen Karriere dem momentanen Joshua klar überlegen. Insoweit entscheidet es sich m. E. über die Frage, wie viel er durch die Episoden seit dem Klitschko-Kampf eingebüßt hat. Erreicht Fury das Niveau aus dem Klitschko-Kampf, dann könnte ein Duell für Joshua extrem frustrierend werden. Er wird vielleicht nicht so hilflos wie Klitschko agieren, aber der damalige Fury hätte gute Chancen gehabt, den heutigen Joshua auszutanzen.