Fataler Glamour
Lassen wir die Zahlen auf uns wirken: 3,8 Millionen Euro pauschal bekommt jeder Klub, der sich für die Champions League qualifiziert, 550.000 Euro werden für jedes Spiel überwiesen, zu dem ein Klub antritt und stolze 800.000 Euro gibt es für einen Sieg in der Königsklasse. Wenn also der VfL Wolfsburg und der FC Bayern heute abend ihre Auftaktspiele gewinnen, haben sie bereits 5,15 Millionen Euro verdient. Kein Wunder, dass es in der Bundesliga nur noch offiziell darum geht, Meister zu werden, während inoffiziell alle Spitzenklubs den Erfolg und Misserfolg einer Saison allein daran festmachen, ob es mit der Qualifikation für die Champions League geklappt hat.
So erfreulich der Geldsegen für die Münchner, Stuttgarter, Wolfsburger jedoch auch sein mag, für die Chancengleichheit in der Bundesliga sind diese gigantischen Summen ein mittelschweres Problem. Denn auf Dauer sorgen die Mehreinnahmen eines kleinen Zirkels von Spitzenklubs für eine tiefe Kluft, die sich mitten durch die Bundesliga zieht.
Kleine Teams chancenlos
Denn um es mal schonungslos auszudrücken: Schon jetzt haben Klubs wie Hannover 96, Eintracht Frankfurt (ungeachtet des passablen Saisonstarts) oder der 1.FC Köln nicht die geringste Chance, sich auch nur einmal zufällig für die Champions League zu qualifizieren. Und noch viel undenkbarer ist geworden, dass mal eine Überraschungsmannschaft durchmarschiert und Meister wird wie 1998 der 1.FC Kaiserslautern. All diese Mannschaften, einst durchaus respektable und konkurrenzfähige Mitglieder des Oberhauses, haben längst und womöglich unwiderbringlich den Anschluss verloren. Natürlich auch durch eigenes Dazutun, aber die Champions League vergrößert Jahr für Jahr den Abstand zu einer Handvoll großer Klubs.
Mehr Geld für die Europa League
Nun sind wir in Deutschland sogar noch in einer vergleichsweise komfortablen Situation. Denn noch spielen hierzulande immerhin noch sechs, sieben Teams um die Plätze in der Champions League. In England machen seit Jahr und Tag vier Klubs die Plätze unter sich aus, das neureiche Manchester City bestätigt da als Ausnahme nur die Regel. In Italien herrscht eine ähnliche Ödnis, in Frankreich dominierte mit Olympique Lyon sogar ein einzelner Klub nahezu das komplette Jahrzehnt.
Was daraus folgt? Die finanzielle Schere zwischen der Champions League und dem zweiten Wettbewerb, der Europa League, muss deutlich verringert werden. Letztere muss endlich wieder zu einem auch monetär attraktiven Wettbewerb werden, die den teilnehmenden Klubs die Mittel gibt, mit den Klubs in der Königklasse einigermaßen Schritt zu halten. Zur Not muss dafür die Europa League mit Einnahmen aus der Champions League für ein paar Jahre quersubventioniert werden.
Sonst bezahlen wir den Glamour der Champions League schon bald mit bohrender Langweile in den nationalen Ligen.