Uli Hoeneß steht (immer noch) am Pranger
1. weil Hoeneß einer der größten Steuerbetrüger der BRD ist.
2. weil Hoeneß nunmal einer der bekanntesten Deutschen der Neuzeit ist. Wenn Susi Sausewind aus Hoyerswerda jemanden besoffen über den Haufen fährt, macht das in der Regel weniger Schlagzeilen als bei - sagen wir Angela Merkel.
3. weil Steuerbetrug bei Reichen wie Hoeneß als moralisch besonders verwerflich wahrgenommen wird. Dass jemand, der 20.000 Euro im Jahr verdient, sein Haus schwarz streichen lässt - dafür haben viele Menschen irgendwo noch Verständnis. Dass aber jemand, der mehr Geld hat, als er in zehn Leben ausgeben kann, dann auch noch in solch astronomischen Ausmaß die Allgemeinheit bestielt, kann man den wenigsten Leuten vermitteln.
4. weil Hoeneß mit moralischen Maßstäben hausieren gegangen ist, die er selbst mit Füßen getreten hat.
5. weil Hoeneß nicht von Anfang an reinen Tisch gemacht hat, sondern immer nur gerade das zugegeben hat, was ihm nachgewiesen werden konnte.
6. weil seine Groupies mit der großen Keule der Relativierung um sich knüppeln. "Der Uli ist Opfer einer medialen Hetzjagd". "Der Uli ist Opfer einer tückischen Sucht". "Der Uli hat doch auch schon viel Gutes getan". "Deutschland hat ganz andere Probleme als den Uli". "Der Uli hat auch nicht mehr genommen, als woanders von denen da oben verschwendet worden ist". Und mein persönlicher Favorit: "In Deutschland wurde im letzten Jahr der Betrag xy hinterzogen. Da fällt die Summe von Uli doch gar nicht mehr ins Gewicht".
7. Weil viele das tendenziell ohnehin eher milde Urteil durch größere Einzelzelle, langen Krankenhausaufenthalt, Freigang und Sonderbehandlung (?) weiter aufgeweicht sehen
Deshalb steht Uli Hoeneß am Pranger. Nicht weil irgendwer sich gern am Leid anderer ergötzt. Oder die Bayern doof findet. Oder ausschließlich provozieren will. Dass das aus der Ecke des cholerischen Forenpöblers kommt, der Sarkasmus, Verzerrungen und Übertreibungen als Argumentationsersatz nutzt, ist dann schon wieder bezeichnend.
