@wirr:
natürlich nervt das, ich komme da wieder zu einem (nicht gerade mit Wohlwollen aufgenommenen) Lieblingsthema von mir. Was sich alles, aus welchen Gründen auch immer, Bayernfan schimpft geht auf keine Kuhhaut mehr. Im richtigen Leben genauso, wie hier im Forum und auch in allen anderen sonstigen Foren. Und da passiert ja nicht, weil man auf die Welt kommt und meint "huch schöner Planet, nette Mami, auch und Bayernfan bin ich auch" sondern weil der Verein viel wichtiger genommen wird, als er ist und man nun gar nicht umhing kommt, Stellung zum FCB zu beziehen. Deswegen auch die extrem vielen Kunden und auch die extrem vielen Neider/Hasser. Daran hat natürlich in erster Linie der Verein selbst Schuld, weil er die Kommerzialisierung bis auf die Spitze trieb und mit sich dadurch erst so richtig für die Medien und letztendlich auch für OttoNormalFussballschauer interessant machte.
In einer Gesellschaft, in der man sich dafür interessiert, ob Jolie und Pitt noch ein Paar sind, ob Tiger Woods nun 5 oder 10 Geliebte hatte oder Münterdingens nun seine 40 Jahre jüngere Frau glücklich machen kann oder nicht und bei der Beerdigung von Michael Jackson die halbe Welt vorm TV sitzt, ist der FCB mit den Wahnsinnigen um Beckenbauer, Effe, Kahn, Loddar und Co. doch prätesteniert für diese Art von Geschäft. Da hat man, sicherlich vorwiegend aus kaufmännischer Sicht, Geister gerufen, die man jetzt nicht mehr los wird. Beim FCB gehts doch großteils gar nicht mehr um das Sportliche, sondern um Boulevard.
Natürlich kommt dazu noch der unglaubliche Erfolg, denn Erfolg macht ja bekanntlich sexy. Und nix ist leichter als sich einen erfolgreichen Verein als "Fan" auszusuchen und ist ja nun nicht bayernspezifisch. Denn warum gabs soviel Fans von menschlich eher zweifelhaften Typen wie Sven Hannawald, Henry Maske oder Michael Schumacher? Warum haben Michael Neumeier, Torsten May oder Adrian Sutil keine/so wenig Fans? Warum interessiert sich kein Schwein dafür, was Sutil privat so treibt? Viele beschäftigen sich eben nur mit dem Erfolgreichen und da der FCB seit 40 Jahren das (erfolgsmässig gesehen) Nonplusultra des deutschen Fussballs ist, ist man auch in aller Munde. Und wenn Hansa Rostock mal 3 Meisterschaften in Folge gewinnt (ja ich weiss, das ist ganz unglaubwürdige Science Fiction) dann hätten die genau das gleiche Problem ob es dem wirr nun gefallen würde oder nicht...
Was dem Uli nun an so zu Teil wurde, war in meinen Augen auch übertrieben. Ich meine, wozu einen Bambi? Und wtf, ist ein Bambi überhaupt eine Auszeichnung oder eher etwas peinliches (weiss ich wirklich nicht, hab noch nie einen bekommen, aber Bambi hört sich erst mal unglaublich blöd an)? Ist es eine Auszeichnung, wenn man von SAT 1 eine Sondersendung bekommt? Ich weiss es nicht, ich schau mir das auch nicht an. Er hat verdammt viel für den FCB getan, er hat "uns" vom Beinahlizenzentzug an die (erweiterte) Spitze Europas gebracht. Von daher gebührt ihm aus Sicht eines Bayernfans unendlich Dank. Dass er nebenbei unwillkommende Geister gerufen hat, ist natürlich nicht vergessen, aber das Positive überwiegt. Gepaart mit seinem sozialen Engagement ragt er dann sogar, gemessen an anderen Promis oder Wirtschaftsführern, heraus. Aber im Grunde, gemessen an dem was wichtig ist in der Welt, ist das Thema Uli Hoeneß wie auch das Thema FC Bayern natürlich viel zu hoch aufgehängt.