Seine Defense lässt sich in diesem Tankingsetting nicht eindeutig bewerten, finde ich.
Vor allem über größere Zeiträume und auch unterschiedliche Kontexte lässt sich schon sehr klar bewerten, wie gut oder schlecht ein Spieler in der Defense ist. Das oben ist ein Advanced-Stats-Modell von Jerry Engelmann, der u.a. bei ESPN, den Mavs und Suns gearbeitet und einige Metriken für die NBA entwickelt hat, die inzwischen weit verbreitet sind.
Hier hat er für einen 29-jährigen Zeitraum (seit Beginn des Play-by-Play) ausgewertet, wie gut ein Spieler in der Defense ist, d.h. unabhängig davon, welche Spielern mit ihm spielen, ermittelt er den Einfluss des Spielers auf die eigene Defense. Also wenn z.B. ein grundsätzlich sehr guter Defender nur mit Graupen in der Defense spielt, wird er quasi dadurch nicht bestraft. Umgedreht kann man so entsprechend auch sehr schlechte Defender in guten Defensivsystem entdecken. Im Gegensatz zu normalen Plus/Minus-Statistiken wird somit auch immer der Kontext (wer hat mit ihm gespielt? wer hat gegen ihn gespielt?) mit einbezogen.
Und hier ist Collin Sexton im gesamten, fast 30-jährigen Zeitraum, der drittschlechteste defensive Spieler in der gesamten Datenerfassung. Immerhin noch klar geschlagen von OKC-Legende Byron Mullens, aber knapp schlechter als Trae Young. Wenn man die Liste umdreht, kommen dann Namen wie Garnett, Mutombo, Caruso, Draymond, Gobert, Duncan oder Big Ben - also wirklich die Creme de la Creme der Defender.
Was sagen die Zahlen? Sie geben sozusagen den Impact auf den Teamerfolg wieder. Ein positive Zahl in der Offense bedeutet quasi, dass mit dem Spieler auf dem Feld das Team offensiv besser ist, eine positive Zahl in der Defense dagegen, dass mit ihm auf dem Feld das Team defensiv schlechter ist. Und Sexton hat defensiv einfach mal einen unfassbar schlechten Impact (in Klammern steht immer das Perzentil, also in welchem Prozentsatz der Spieler ist - (83)-> heißt also, dass er offensiv im 83% Perzentil liegt, also grundsätzlich ganz gut (aber in Summe auch nur einen ganz leichten positiven Einfluss). Aber sein negativer defensiver Impact macht das ganze mehr als zu nichte und katapultiert ihn komplett ans Ende.
Immerhin - in der letzten Saison sahen die Werte etwas besser. Offensiv 90% Perzentil, defensiv nur noch das 3%. Was bedeutet, dass er insgesamt immer noch ein negativer Spieler auf dem Feld ist. Gut, die Jazz waren mies, aber Collins, Markkanen und Kessler haben positive Werte und der Eye-Test sagt da eben auch, dass das drei Spieler waren, die für die Jazz am wichtigsten waren.
Advanced Stats sind nicht alles. Aber insbesondere über längere Zeiträume und mit großer Sample Size geben sie schon ein sehr gutes Abbild von gewissen Sachverhalten. Bei diversen anderen Stats schneidet er auch sehr mies ab, also das ist jetzt nicht nur ein "One-Trick-Pony". Er ist einfach unglaublich schlecht da. Und das macht ihn für gute Teams einfach nicht interessant, weil man dann offensiv schon so gut wie Trae Young sein muss, damit man das auffängt. Nur ist Sexton das nicht. Er ist ein guter Scorer, sehr guter Shooter, das TS% kombiniert mit der hohen Quote an Self-Creation ist definitiv beachtenswert. Wenn er ein halbwegs okayer Defender wäre - das wäre eine richtig gute Kombination. Dann wäre der vielleicht so jemand in der Range von Monk, Quickley (wobei den die Advanced Stats lieben). Oder Coby White, der defensiv auch recht schwach ist, aber das immerhin noch mit etwas Größe kaschieren kann und daher nicht ganz so schlecht ist. Aber das Problem ist dann eben - kurz hinter dieser Riege kommt dann eben ein ziemlich großer Cut. Den gab es früher so nicht, wenn man mal an Lou Williams denkt. Offensiv auch großartig, defensiv eine Katastrophe. Sexton vor zehn Jahren wäre wohl anders bewertet wurden. Heute gibt es für diesen Typ Spieler einfach nicht mehr so viel Liebe. Vielleicht weil inzwischen auch mehr größere Spieler Creation liefern können, so dass es gar nicht mehr so zwingend notwendig ist, dass da nur die Guards als Ballhandler und Creator agieren. Und dann nimmst du halt als Komplementärspieler für ein gutes Team tausend Mal lieber einen Alexander-Walker, den du in jedem Matchup bringen kannst, der dir zwar nicht das Shotmaking auf dem Sexton-Niveau gibt, aber in allen anderen Bereichen einfach besser ist, vor allem defensiv. Tausch Sexton mit NAW im Wolves-Team und der sieht in den Playoffs kaum Minuten, weil er in jeder Possession defensiv das Target gewesen wäre und das kannst du dir kaum noch erlauben.
Langer Text, kurzes Fazit: Sexton ist offensiv gut, aber defensiv so schlecht, dass die Counting Stats (Punkte, Quoten) einfach nicht seinen negativen Einfluss auf dem Court wiedergeben. Das Duo mit LaMelo hat jetzt Potential, wohl das schlechteste Defensivduo der Liga-Geschichte zu werden. Aber offensiv wird's geil
