Durant ist mMn kein Schritt weiter gekommen durch seinen Wechsel. Prime Carmelo, Chris Paul oder jeder halbwegs vernünftige Boarderline-Allstar hätte mit den Warriors nicht weniger Titel geholt.
Puh, das ist aber eine gewagte These. Allerdings sagst du auch zwei unterschiedliche Sachen. Natürlich sind die Warriors auch ohne Durant Contender und wahrscheinlich nach wie vor das beste Team der Liga. Ob die Warriors ohne Durant aber nicht weniger Titel geholt hätten, finde ich zumindest diskutabel. Ja, 2016 musste viel zusammenkommen, damit Cleveland die Serie gewinnen konnte. Das ändert aber nichts daran, dass die Cavs 2017 ein sehr gutes Team waren, das nicht nur Außenseiterchancen gegen die Warriors - minus Durant - gehabt hätte.
Die Cavaliers hatten nicht nur die beste Offense der Playoffs, sondern haben auch anständig verteidigt. Ich würde sogar soweit gehen, dass ich dieses Cavs-Team als leichten Favoriten gesehen hätte.
Man vergisst oder übersieht schnell, wie verdammt gut bestimmte Teams sind/waren, wenn gleichzeitig eine Dynastie durch die Liga rollt. In der Warriors-Ära sind das eben die LeBron-Cavs oder die Spurs (14/15: 55 Wins; 15/16: 67; 16/17: 61). Die Suns Mitte der letzten Dekade waren ein sehr (sehr) gutes Team, hatten aber neben Verletzungen einfach das Pech, dass jedes Jahr in den Playoffs Prime-Dirk oder Prime-Duncan gewartet haben. Beispiele sind auch die Blazers Anfang der 90er, die Kings Anfang der letzten Dekade, oder man nimmt, um mal aktueller zu bleiben, die Thunder zwischen 2012 und 2016.
Warum das alles? Nun ja, die Warriors ohne Durant sind/waren dominant, aber das sind und waren andere Teams eben auch. Mit Kevin Durant sind die Warriors nicht dominant, sondern im Grunde unbezwingbar.
Ich glaube, hier unterschätzen eine Menge Leute Durant gewaltig. Auf der Sympathie-Skala ist er bei mir auch ganz weit unten. Das ändert aber nichts daran, dass er einer der besten Spieler aller Zeiten ist. Man lässt sich da gerne von seiner Außendarstellung und der Dominanz der Warriors (ohne ihn) blenden. Durants MVP-Saison ist, neben Curry 2016 und einer Hand voll anderer Kandidaten, die wahrscheinlich beste Offensivsaison aller Zeiten gewesen.
Durant ist seit vielen Jahren ein Top 2/3-Spieler in der Liga (auch hier: Pech in der Ära LeBron James zu spielen) und muss sich selbst historisch betrachtet auf seiner Position wohl nur hinter James und Bird einordnen. Abgesehen davon sehe ich eindeutig Prime-Paul >> Prime-Anthony und KD >>> Prime-Anthony. Ich glaube, ohne Durant wäre der Titel 2017 an die Cavs gegangen und im letzten Jahr hätten die Warriors gegen die Rockets die Segel gestrichen.
Nowitzki vs. Durant ist eine andere Diskussion. Prime-Dirk war eine absolute Naturgewalt, klar. Kein 7-Footer konnte vor Nowitzki ein ähnliches offensives Paket vorweisen. Der 2011er-Run war unglaublich. In den Punkten Effizienz und Volumen ist Durant aber wohl über Dirk einzuordnen. Die Legacy ist dann natürlich wieder eine andere Sache. Da wiegt der Titel von Nowitzki, im Vakuum betrachtet, einfach gewaltig. Dennoch muss man bei Durant so fair bleiben und nicht seine individuelle Klasse absprechen, nur weil er in einem Überteam spielt. Durants Rezeption wäre wohl eine gänzlich andere, wenn er einen Titel mit den Thunder geholt hätte. Genauso würde wohl Chris Paul deutlich mehr Anerkennung erfahren, wenn er in seiner Prime bessere Mitpspieler neben sich gehabt hätte und dadurch mehr Erfolge in den Playoffs vorweisen könnte.
Am Ende bleibt es aber dasselbe. Nowitzki wäre für mich nicht im Ansatz schlechter, wenn er in den Finals 2011 gegen die Heat verloren hätte, Paul nicht besser, wenn er einen Titel gewonnen hätte und Garnett nicht schlechter, wenn er nicht zu den Celtics gewechselt wäre. Durant ist nicht schlechter, weil er mit den Warriors Titel geholt hat. Legacy/öffentliche Wahrnehmung von Spielern und der tatsächliche Impact auf dem Feld, sind eben zwei Paar Schuhe.