Die Aussicht nach einem Sieg an 2-3 grosse Zahltage zu kommen ist schon eine ordentliche Motivation. Ein einziger Fight gegen einen Klitschko reicht ja finanziell nicht aus, um sich zur Ruhe setzen zu können. Da braucht man (nach Kosten, Steuern, Management etc.) schon mehr als einen einzigen $1m-$2m USD Zahltag als freiwilliger Herausforderer. Die Börsen nach einem Sieg wären doch doppelt und dreimal so hoch. Brewster hat es vorgemacht nachdem er nach dem ersten Klitschko Fight ein paar mal relativ gut abkassiert hat.
Bitte? Mal ein paar Zahlen gefällig?
1) Ibragimov bekam für den Vereinigungskampf satte 4 Millionen $ (zum Vergleich: Er bekam gegen Briggs "nur" 600000 Tacken). Nach dem Kampf konnte er sich sehr wohl zur Ruhe setzen
2) Rahman steckte für den lächerlichen Kampf noch 1,5 Millionen $ an Gage ein. Sein Trainer wedelte übrigens von der ersten Runde an mit dem weißen Handtuch, jederzeit bereit, es in den Ring zu werfen. (Der früher von Finanzproblemen geplagte) Rahman hat mit diesem Kampf nochmal gutes Geld verdient, obwohl er vor dem Kampf sportlich erledigt gewesen ist. Sieht ein derart lustloser Auftritt nach richtiger Motivation aus?
3) Chagaev bekam gegen Klitschko sogar mehr als das, was er durch den geplatzten Kampf gegen Valuev "verloren" hat: Rund 1,3 Millionen € und damit weniger als Rahman. (Valuev und Chagaev hätten sich 2,1 Millionen teilen müssen, wobei Chagaev 55% bekommen hätte, also rund 1,1 Millionen; für Valuev wäre nach den ganzen Abzügen ein Betrag deutlich unter einer Million geblieben. Bedenkenswert, nicht?). Da Universum-Boxer kein monatliches Salär bekommen, kann ich Chagaevs "Motivation" gut verstehen
4) Byrd wurde mit 4,5 Millionen $ geködert, damit er in Deutschland seinen Titel abgibt...ich meine natürlich: "verteidigt". Klitschko bekam ein Drittel der Börse.
5) Zum Brewster-Rückkampf gibt es auch eine nette Anekdote: In einem Interview meinte Brewster, dass die Klitschko-Seite an ihn herangetreten sei und ihm ein so unglaubliches Angebot unterbreitet hätte, das er unmöglich hätte abschlagen können. Brewster scheint zu diesem Zeitpunkt noch in der Genesungsphase, also halber im Krankenbett gewesen zu sein
6) Brock bekam stolze 1,2 Millionen $, Ray Austin immerhin noch eine Million. Viel, viel Geld für zwei Runden (ich erinnere mich noch gut an den Ärger, den einige schoben, weil sie für diesen Mist ordentlich hingeblättert hatten)
7) Aus dem Rahmen fällt nur Thompson, der mit 900000 € am unteren Ende der Skala rangiert (Krasniqi verdiente gegen Thompson mehr, als dieser gegen Klitschko). Und trotzdem ist diese Gage die mit Abstand höchste, die Thompson in seiner Karriere bislang erwirtschaften konnte
Zusammenfassend: Für die meisten Boxer ist ein Kampf gegen die Klitschkos wie ein Segen des Himmels. Byrd bekam die größte Gage seiner Karriere, Rahman und Austin erhielten Börsen, die in keiner Relation zu ihrem Marktwert standen, Chagaev sicherte sich die Helsinki-Gage zuzüglich eines kleinen Zubrotes, Brock wurde gar fürstlich entlohnt, Brewster konnte nach der langen Pause wieder eine ordentliche Stange Geld verdienen, und Ibragimov generierte mit diesem Fight einen sagenhaften Betrag. Er lief dafür zwölf Runden lang davon.
Mag sein, dass der ein oder andere wie Thompson oder Chagaev durchaus auf weitere Zahltage schielte und sich von seinem Umfeld "starkreden" ließ. Aber Rahman oder Austin, die sportlich keine Ambitionen mehr haben, Byrd, dessen Schwergewichts-Karriere sich damals schon merklich dem Ende zuneigte, oder Brock, der unbekannte "boring banker" mit Uni-Abschluss aus dem Nirgendwo des amerikanischen Talentschuppens: Für die sind solche Kämpfe einfache Möglichkeiten, einen dicken Batzen Kohle abzugreifen. Mir kann niemand erzählen, dass sich ein Rahman im Vorfeld ernsthafte Chancen auf einen Sieg ausgerechnet hat und besonders motiviert ins Training eingestiegen ist. "The Rock" würde ja an Realitätsverlust leiden.
Hinzu kommt, dass außer - mit Abstrichen - Brock, Thompson (beide sind in den Staaten nicht sonderlich bekannt; für einen kurzen Hype-Schub hätte es gereicht) und Rahman niemand der Wladimir-Gegner im Falle eines Sieges in der Lage gewesen wäre, auch nur ansatzweise in die "Gehaltsliga" eines Klitschkos vorzustoßen.