Irgendwie war das heute ein total unwirklicher Wettkampf für mich, er ist fast komplett anders abgelaufen, als ich mir das vorher gedacht habe. Aber letztlich hat aus meiner Sicht der Springer die Tournee gewonnen, der es diese Saison auch am ehesten verdient hat. Er ist damit spätestens jetzt ein ganz Großer des Skisprungsports: Herzlichen Glückwunsch Kamil Stoch!
Natürlich hatte Daniel Andre Tande heute auch ein unglaubliches Pech. Auf diese Weise um alle Chancen gebracht zu werden, ist schon sehr hart. Aber ich schreibe bewusst nicht "auf diese Weise die Tournee zu verlieren". Denn ob er sie mit einem normalen Sprung wirklich noch gewonnen hätte, das wird man im Nachhinein kaum feststellen können. Tande hatte vor dem letzten Sprung 2,8 Punkte Rückstand auf Stoch. Stoch widerum hatte nicht den besten Sprung des Durchgangs gezeigt, er war knapp 5 Punkte schlechter als Michael Hayböck. Soll heißen: Tande hätte durchaus die Möglichkeit gehabt, mit einem sehr guten Sprung nochmals an Stoch vorbeizuziehen. Aber es hätte schon ein Sprung sein müssen, denn auch ein Tande nicht jederzeit aus dem Hut zaubert.
Natürlich ist das heute eine große Enttäuschung für Tande. Aber vielleicht denkt er - mit ein bisschen Abstand - auch daran, dass er gleichzeitig großes Glück im Unglück hatte. Denn wenn er bei diesem Sprung zu Fall gekommen wäre, hätte er sich auch böse verletzen können.
Auch aus deutscher Sicht ist das für mich irgendwie ein sehr ambivalentes Ergebnis. Auf den ersten Blick kann man überhaupt nicht meckern; drei Springer in den Top Ten des heutigen Tages sind eigentlich gut. Aber dass Andreas Wellinger, der doch in allen Trainings herausragende Sprünge fast schon am Fließband produziert hat, dann nicht einmal ins Finale kam, hat mich doch sehr enttäuscht. Meine Befürchtung ist eben die, dass ihm tatsächlich die Schanze in Bischofshofen besonders lag und er auf anderen Schanzen wieder nicht in die Nähe solcher Ergebnisse kommt. Aber vielleicht täusche ich mich auch, als nächstes steht ja immerhin die Schanze an, auf der er seinen bislang einzigen Weltcupsieg gefeiert hat.
auch für Markus Eisenbichler ist schade, dass die Tournee, die ja in Oberstdorf und Garmisch so vielversprechend begonnen hatte, etwas unbefriedigend endet. Auch er war ja etwas krank, und ohne der Krankheit hätte es am Schluss sogar für das Tourneepodest reichen können. Nun ja, aber ich denke, er wird dennoch gestärkt aus dieser Tournee hervorgehen.