Abgesehen davon dass Tyson um etliches langsamer wurde, kaum mehr Ringpraxis hat, vollkommen unmotiviert ist, er oftmals nicht austrainiert ist, seine Reflexe nachgelassen haben, seine Meidbewegungen gegen null tendieren und er schlichtweg fast 20 Jahre älter ist als beim Karrierestart ist er fast genauso gut wie früher .....
... ist für mich keine "schöne schlusspointe", sondern sind die üblichen, ausufernden und ungewöhnlich entgegenkommenden relativierungen, die man bei den fans manch etablierter schwergewichtsstars für das neuerliche abschneiden ihrer lieblinge antrifft. will gar nicht abstreiten, dass tyson älter geworden ist - doch die oft willkommene, inflationäre und übertriebene darstellung dieser effekte, speziell bei tyson, lehne ich entschieden ab!
tyson ist nicht um "etliches langsamer geworden". er ist auch in seinen "besten jahren" den geschickteren seiner gegner, wie z.b. tucker oder douglas, die er nicht in den ersten runden mit überfallartigen attacken stellen und umnieten konnte, oft nur noch einfallslos hinterher getrottet. tyson hat kaum weniger "ringpraxis" als die anderen "stars", die auch nur noch 1 x im jahr und meist zu rein finanziellen zwecken in den ring steigen, wie lewis und holyfield, aber auch andere. ich sehe ihn auch nicht "vollkommen unmotiviert" (diese gnädige entschuldigung seiner wenig überzeugenden leistungen zur vertröstung seines millionenpublikums bekommt eigentlich nur er - so wie wladimir klitschko in deutschland auch). im gegenteil - heute, wo er für sich alleine boxt dürfte er motivierter sein, als je zuvor!
seine reflexe haben keinesfalls inflationär, sondern im altersüblichen rahmen nachgelassen. tysons stil hat aber nie besonders gute "reflexe" erfordert, sondern vielmehr "explosivität", um schnell in die reicheite seiner oft ängstlich erstarrenden gegner zu kommen und die gefürchteten haken anzubringen. bei den meidbewegungen sehe ich das ähnlich, wobei ich denke, dass tyson sie wohl kaum "verlernt" hat, sondern sich sich aus ganz banalen konditionellen gründen spart, weil sie auf dauer viel kraft kosten.
natürlich ist tyson in 20 jahren leistungsmäßig abgefallen, aber bestenfalls in einer alterstypischen weise und nicht in der übertriebenen weise, wie es seine bewunderer und hofierer manchmal gerne hätten. sagte man so etwas eigentlich auch über einen 36jährigen lewis, einen 36jährigen holyfield und andere 36jährige u.s.w.? ich kann mich nicht erinnern.
ich habe fast alle tyson fights gesehen und finde die behauptung, er sei nur noch "ein schatten seiner selbst" masslos übertrieben. sie nährt, ganz nebenbei, die unberechtigte annnahme, dass das schwergewicht in den 80gern und 90gern leistungsmäßig "besser besetzt war" als heute, was ich entschieden ablehne und diese auffassung auf das extrem gute marketing und günstige gegnerwahl der promoter in dieser wirtschaftlich goldenen zeit des boxens zurückführe, deren imaginäres produkt sie ist.
rein leistungsmäßig ist die heutige schwergewichtsszene in ihrer breite wohl in vergleichbaren dimensionen "besser" als die szene der 80ger oder 90ger, wie auch die heutige fussballszene "besser" in fast jeder beziehung "besser" ist, als ihre vorgänger aus den jeweiligen zeiträumen (an die man sich halt gerne mit nostalgischer wehmut erinnert und darum automatisch überbewertet).