Ich habe da übrigens einen Brasilien-Run nach dem Patch gespielt (hatte vergessen, dass der Sachsen-Run nicht mit dem Update kompatibel sein wird).
Brasilien im Jahr 1836.. wir haben Pedro II. als Kaiser, ein netter Typ eigentlich, der stark an Wissenschaft und Philosophie interessiert ist. Er gehört dementsprechend sogar zur Interessensgruppe "Intelligentsia", also die Progressiven dieses Zeitalters und sehr wichtig für die Modernisierung im Zeitalter der Industrialisierung (neben der später noch auftretenden organsierten Arbeiterschaft und den Industriellen).
Sein Problem? Sehr mächtige Plantagenbesitzer. Und die wollen von Abolitionismus einfach nichts wissen. Aber Pedro will Sklavenhaltertum und -handel abschaffen.
In diesem Konflikt begibt man sich als Spieler (das Ziel heißt "Beständiges Großreich"). Und es gibt ein individuelles Ziel für Brasilien, bei dem man dem mutmaßlichen Charakter von Pedro entsprechend agieren muss. Das bedeutet, dass man die Plantagenbesitzer nicht dermaßen abf****n darf, dass diese revoltieren. Es darf also kein Bürgerkrieg ausbrechen und man muss ganz langsam und kontinuierlich den Staat reformieren.*
Dafür muss man an vielen Stellschrauben drehen, aber das ist erstmal das, was man fast immer macht, wenn man ein Land weg vom Feudalismus und Absolutismus führen möchte (und anno 1836 gab es da so einige..).
Es gilt ungefähr folgendes:
Je mehr Universitäten man hat, desto mehr Macht für die "Intelligentsia" durch die dort entstehenden Jobs. Die Universitäten sorgen für mehr Bildung, d.h. man erforscht neue Technologien, die bessere Qualifikationen erfordern und diese werden in den Universtitäten erworben. Man hat also ein Intelligentsia-Flywheel.
Um das zu finanzieren benötigt man die erste Wertschöpfungskette, d.h. man versucht die Menschen von ihren eigenen kleinen Bauernhöfen in die Städte und Rohstoff-Produktion zu locken, um Holz, Kohle, Eisen zu produzieren.
Das schafft höhere Gehälter und gleichzeitig Nachfrage für Konsumgüter, da die Bevölkerung sich weniger selbstversorgt.
Um hier schön zu wachsen, versucht man meistens eine Art Bildungssystem zu etablieren, selbst wenn es Kirchenschulen sind (besser wären natürlich öffentliche Schulen.
Um aber im Bereich Wirtschaft so richtig loszulegen, muss ans System und das sorgt dann für etwas größere Unzufriedenheit. Je feudaler oder Agrarischer der Staat, desto schwieriger.
Aber: Je mehr Unis und je mehr Industrie, desto mächtiger die Wissensgesellschaft und die Kapitalisten. Denn Kapitalisten besitzen diese Forstbetriebe und die Minen und die Werkzeugproduktion. Und je mächtiger diese Einflussgruppen, desto einfacher kann man die Besitzverhältnisse der Landwirtschaft angehen, um Bauern (also die Landbevölkerung) zu fördern anstatt Plantagenbesitzer, oder vom Merkantilismus in den Protektionismus oder sogar Freihandel.
Und das macht man in Brasilien eigentlich auch. Mit dem Unterschied, dass man z.B. NICHT die Besitzverhältnisse der Plantagen verändern darf. Das ist ein großes Problem, denn in Brasilien kann man wirklich gutes Wachstum und Wohlstand erzielen, wenn man viel Kaffee exportiert.
Man unterliegt also bestimten Einschränkungen, die die Macht der Plantagenbesitzer sichern und man muss trotzdem andere Gesetze erlassen, die diese nicht haben wollen.
Und da ergibt sich etwas weiteres, besonders, für Brasilien: Der Thronfolger stirbt und die Tochter soll als Erbin akzeptiert werden. Dazu muss man halt "nur" den Plantagenbesitzern erklären (und dem Klerus), das Frauen ab nun auch Besitztum erwerben und erben dürfen...
Am Ende klappt das natürlich als einigermaßen erfahrener Spieler und es ist wie immer sehr schön, wenn man das eigene Spielziel geschafft hat. Und nebenbei vielleicht die größte Volkswirtschaft, den größten Handelsraum geschaffen hat und, das ist eigentlich meistens mein Kernziel: den höchsten Lebensstandard.
Geschichte wurde jedenfalls neu geschrieben und das moderne, reformierte, konstitutionelle Kaiserreich Brasilien geht in ein friedliches 1936 und damit ins Spielende.
*Ausflug in das, was tatsächlich passiert ist. Pedro wurde nahegelegt abzudanken. Er ist nach Europa ins Exil. Die Monarchie wurde abgeschafft. Man fand seine Politik insgesamt leider uncool.
https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_II._(Brasilien)
PS: Ja.. zugegeben wurden Kriege geführt. Aber die nun grün eingefärbten Klientelstaaten sind nach anfänglichem Unmut dann doch glücklich über den großen Schutz-Bruder Brasilien

Zu "meiner Verteidigung". Anschluss an Pazifik und Karibik war strategisch einfach zu wichtig. Und das ganze veneluzianische Öl für meine Ölkompanie zugegebenerweise sehr verlockend. Man ist dann halt doch auch Imperialist, wenn man größte Volkswirtschaft werden möchte. Aber hey, wir haben Allgemeines Wahlrecht, Meinungsfreiheit, Freiheitsrechte für Jedermann, allgemeine Schulpflicht an öffentlichen Schulen, Frauenrechte und tatsächlich Multikulturalismus der die Akzeptanz für jede Kultur in Brasilien vollumfänglich sichert und somit niemanden mehr diskriminiert. Und natürlich hat Pedro noch vor seinem Ableben Sklavenhandel und das Halten von Sklaven verboten
