Offensivspieler sind meistens ähnliche Spieltypen. Klein und wendig, schnell und dynamisch, verzaubern sie die Fußballfans mit atemberaubenden Dribblings, gewitzten Finten und traumhafter Ballbehandlung.
Dass es auch anders geht, beweist mein nächster nächster Pick. Schon oftmals haben sich mitfiebernde Aficionados verzweifelt die Haare gerauft, wenn ihm ein mit 20 km/h geschlagener Pass um mehrere Lichtjahre versprang. Schon oftmals wünschten sich Zuschauer, man möge ihm einen Blindenhund zur Seite stellen, wenn er bei einer vielversprechenden Überzahlsituation einen hanebüchenen Fehlpass in den Fuß eines Gegners spielte. Schon oftmals hofften unkundige Fans, seine Rückennummer würde endlich in roter Schrift an der Seitenlinie erscheinen.
Auch rein äußerlich gelingt es ihm mit großem Erfolg, alle Erwartungen an einen Profifußballer zu zerschmettern. Eine auffällige Frisur sucht man bei ihm vergebens, Tattoos fehlen ebenso wie die obligatorischen Dr. Dre-Kopfhörer. Tore bejubelt er anachronistisch mit einem fast lächerlichen Niederknien oder einem wilden Jubellauf, wenn die Freude ungekünstelt eruptiert.
Sein Körperbau schreit geradezu nach einem Bürojob: Feingliedrig und schmalbrüstig, wird der schmächtige Oberkörper von zwei spindeldürren Spargelbeinen gestützt. Wie ein Storch wankt er über das Feld, aufällig ist er kaum, und wenn doch, dann meistens, weil seine Flanke wahlweise über Tor- oder Seitenlinie trudelt.
Seien wir ehrlich: Es ist unmöglich, ein Spiel von ihm zu sehen, ohne ihn manchmal zu verwünschen. Und doch wird er geliebt. Im Kopf ist er längst vollkommene Weltklasse, und ebenso, wie man sich ungläubig an die Stirn fasst, wenn er einen Ball vergomezt, so bleibt einem auch nicht anderes übrig, als staunend und sprachlos Abbitte zu leisten, wenn in einem Moment seine Genialität aufblitzt. In unserer heutigen Fußballwelt, in der es von talentierten und gut ausgebildeten Offensivspielern wimmelt, ist es schier unmöglich, als einzigartig zu gelten, und doch: Wenn man dieses Prädikat einem Spieler verleihen müsste, wäre wohl mein Pick die erste Wahl.
Seine Spielintelligenz und sein Raumgefühl sind elitär, wenn auch leider gefangen im Körper eines Hänflings, ausgestattet mit Beinen aus Malta. Oftmals ist der Kopf zu schnell für den Fuß, und dennoch ist er damit den meisten Gegenspielern mehrere Schritte voraus.
An seinem Charakter gibt es ohnehin nichts auszusetzen. So wie er spielt, so ist er auch: Intelligent, gewitzt, unkonventionell. Gepaart mit seiner urbayerischen Art ist er so völlig zu Recht einer der Fan-Lieblinge des FC Bayern München und bereits prädestiniert für einen Aufstieg in den bajuwarischen Fußballolymp. Wäre er, wenn ihn ein Gegenspieler touchiert, genauso bodenständig wie im echten Leben, wäre er wohl der perfekte Spieler. Für den 24. Pick hat es dennoch gereicht: Herzlich willkommen,
Thomas Müller!