Ich habe meine Stimme für Djokovic gegeben.
Im Prinzip mag ich die Diskussionen, wer den GS-Rekord holt, ATG ist usw. gar nicht.
Eine Wahl impliziert bei zu vielen Tennisfans dann nämlich eine Abstufung der anderen Beiden. Werde auch nie dieses ewige Konkurrenzdenken, das Nicht-Gönnen und teilweise hanebüchene Erklärungen verstehen, warum der eigene Liebling hier oder da eben nicht gewonnen hat.
Alle drei sind großartige Spieler und dabei sowohl auf dem Platz mit ihrem Spiel als auch mit ihrem Charakter auf und neben dem Platz so unterschiedlich.
Meine Gründe. für den Serben gestimmt zu haben:
Federer ist 38. Er ist punktuell noch in der Lage, nahe seines Peak zu spielen. Aber eben nicht mehr zwei Wochen Best-of-five. Wimbledon 2019 war seine große Chance die Sache in seine Richtung zu bringen.
Er kann die Zeit aber nicht mehr zurückdrehen und wird weiter langsam abbauen. Ich will einen letzten Run bei günstiger Auslosung und formschwacher Konkurrenz nicht ausschliessen, aber ich sehe normal keinen weiteren Slam. Kein Beinbruch - eine große Karriere und ein unglaubliches Talent. Allround für mich nach wie vor das Nonplusultra, auch wenn ich defensiv Djokovic und offensiv Sampras höher einstufe.
Nadal kann - sollte er die US Open jetzt gewinnen, und ich halte das mitnichten für bereits geritzt - einen großen Schritt machen.
In Paris sehe ich ihn zumindest in den kommenden beiden Jahren als Favorit.
Viele sagen, dass seine Major-Bilanz sandlastig ist. Aber man muss konstatieren, dass er auf Sand alles dominiert hat, aber eben Djokovic (auf HC) und Federer (auf Rasen) auf ihren besten Belägen bei GS-Turnieren schlagen konnte.
Bei seinem Spiel rechne ich mit einem deutlicheren Abfall als bei Federer, und somit holt er laut meiner Prognose noch 2-4 Major.
Aus Djokovic werde ich irgendwie nicht schlau. Nach der 2011er-Saison dachte ich, da kommt eine jahrelange Dominanz. Doch dann spielte er oft defensiver, ja fast Prozenttennis, und die folgenden drei Jahre mit "nur" drei Majors, aber fünf verlorenen Finals, könnten in der Endabrechnung wehtun. 2015 dann die erfolgreichste Saison seit Ewigkeiten im Profi-Tennis, auch wenn mich sein Spiel da seltener begeistern konnte als 2011. Nach dem Paris-Titel 2016 war dann wohl neben Wehwehchen auch ein mentales Loch da, seit 2018 dann wieder sehr erfolgreich.
Für einen S&V-Fan sind mir seine inzwischen fünf Wimbledon-Titel zwar suspekt wenn ich sein Volley-Spiel betrachte, aber gegen Erfolg gibt es keine Argumente.
Wenn er fit ist, ist er bei drei von vier Majors der Favorit. Wenn er sich gut erholt, fit bleibt und nicht plötzlich einer der Jungstars einen Kick bekommt, sehe ich Djokovic die nächsten zwei oder drei Jahre als den Mann, den es zu schlagen gilt. 5-7 Majors sollten da noch drin sein, ist aber ambitioniert und optimistisch getippt. Einen Ü35-Djokovic sehe ich dann aber nicht mehr vorne; der spielerische Abfall sollte eher mit Nadal vergleichbar sein, da beide mehr von der Physis abhängen als Federer.
Dass alle Drei von der Anpassung der Beläge profitiert haben, steht für mich ausser Frage. Es waren nur punktuelle Dinge zu justieren, aber prinzipiell konnte man sein Spiel von Sand über HC bis Rasen durchziehen.