Vash schrieb:
Es stimmt, dass die Sideways keine Bedeutung für den Ausgang auf der Insel haben, trotzdem haben sie eine Bedeutung für die Serie und die Charaktere. Die Sideways sind die Verbindung zu den Flashbacks. All die Dinge die in den Sideways zitiert oder angesprochen werden (Vaterkomplex, Vertrauen, Geburt und Kinder) haben ihren Ursprung in den Flashbacks. Sie sind eine Weiterführung der Flashbacks und zeigen eine Zukunft ohne Insel, in der sich die Wünsche der Charaktere erfüllt oder ihre Probleme teilweise gelöst wurden.
Ganz genau. Du hast das mMn mit dem Fanservice, und auch insgesamt, super erklärt. Es geht nicht darum, die Charaktere brutal weiterzuentwickeln.
Es ist mMn ganz einfach und das ist überhaupt kein Vorwurf: es gibt Leute, die sind von den Charakteren im Großen und Ganzen genervt.
Diese Leute sind meist auch von den Sideways genervt oder empfanden sie fast durchgängig als öde – warum? Weil sie meist „nur“ an der Insel und den Geheimnissen interessiert sind und da bieten die Sideways nix an. Dann sollen aber wenigstens die Charaktere so weiterentwickelt werden, dass es der Story hilft. War im Prinzip auch nur eingeschränkt so, also findet man die Sideways recht sinnlos. Gut, kann jeder so sehen. Da frag ich mich zwar, wie man es so lange mit Lost ausgehalten hat, wenn die Charaktere einem nicht behagen, aber gut.
Dann gibt es Leute, die lieben die Charaktere (auch die Einschränkung: im Großen und Ganzen) und können nicht genug von ihnen bekommen, auch wenn die Details noch so sinnlos erscheinen. Hier spielt es bestenfalls eine kleine Rolle, welches Rätsel wie aufgelöst wird. Hier wird man sich bei den Sideways heimisch fühlen: neue Geschichten in neuen (teilweise gegensätzlichen) Rollen, in denen sich die Charaktere mit ihren Hauptproblemen (z.B. Jack Vaterkomplex) auseinandersetzen müssen und dieses Mal insgesamt deutlich besser als bei den Flashbacks abschneiden. Die Sideways setzen komplett auf Emotionen und das haut auf seine Weise voll rein: ich fand, dass es ein paar der besten Momente innerhalb der Serie gab und ich habe mich durchgängig unterhalten gefühlt, obwohl es nix mit der Insel zutun hatte.
Dadurch: große Unterschiede bei der Bewertung / Einschätzung.
Es gibt natürlich auch Combo-Fans, die beidem etwas abgewinnen konnten (wie ich) und sich sowohl für die eine Seite (Rätsel) als auch für die andere Seite (Charaktere) brennend interessieren.
Da ist es auch kein Widerspruch, dass man das Ende gut findet, denn die Macher haben sich intensiv um die Charaktere gekümmert und für die Inselprobleme zumindest teilweise Hinweise und Andeutungen abgegeben und uns mit freier Interpretation beglückt.
Und ich bleibe dabei, den meisten Fans hätten JEGLICHE Antworten nicht gereicht: jede Frage führt zu einer anderen und die Gefahr war groß, dass jede Antwort als „platt“, „sinnlos“, „zu abstrakt“ oder „zu billig“ abgetan wird. Und was hat man dann davon? Nix. Also hat man sich auf die Charaktere konzentriert und einen Teil der Community zufrieden gemacht, während der andere, spekulative und mit extrem hohen Erwartungen ausgestattete Teil (der „schwierige“ Teil) nicht befriedigt wurde, was bei der Breite an Spekulationen bei fast jedem Rätsel (der Streit über verschiedene Themen in Lost-Foren sollte hier Hinweis genug sein) auch schlicht nicht möglich war.