Kann man genauso zurückgeben: Erst einmal abwarten, wen er boxt, ehe man Spott und Häme auspackt.
Abraham hat bereits verloren und gewann einen Kampf nur durch eine höchst fragwürdige Entscheidung des Ringarztes. So weit unter seinen Möglichkeiten lag ein Miranda also nicht. Hinzu kommt eine deutliche Niederlage gegen einen halben Frischling, der bis dato erst anderthalb Kämpfe auf 'nem Top-Level gemacht hat. Trotzdem käme es mir nicht in den Sinn, Abraham das Wasser abzugraben, um damit seine weitgehend guten Leistungen zu relativieren.
Die Diskussion wird langsam "typisch deutsch". Mir ist schon klar, dass Sturm nicht die neue p4p #1 ist. Aber anscheinend muss er das sein, damit er als Sportler ernst genommen wird, oder wie ist dieser Einwand zu verstehen? Er ist doch locker Top-5 in seiner Gewichtsklasse und das ist für sich genommen schon ein Verdienst, erst recht, wenn er einen Mitbewerber im direkten Duell deklassiert hat. Anders kann man es nicht nennen. Ich bin als deutscher Zuschauer froh, wenn ein Boxer wie Sturm ein bißchen Werbung für den Sport macht und in einer Division die Gesetze mitdiktiert. Er ist natürlich nicht der "deutsche Mayweather" oder was auch immer, aber das sind andere sehr gute Boxer auf anderen Kontinenten auch nicht.
Das ist im Profiboxen so. Wenn allerdings die Geldpipeline eines öffentlich-rechtlichen Senders abgedreht ist, unterliegt auch ein Sturm den bekannten Mechanismen des Marktes - und nein, ein Mittelgewichtler lässt sich nicht problemlos mit den Klitschkos vergleichen.
Momentan hat er aber nix. Weder den Spatz in der Hand, noch die Taube auf dem Dach.
Ob er seine Grenzen kennt oder nicht - spielt das eine Rolle? Hält das die zahllosen Chambers', Thompsons und Arreolas davon ab, gegen einen der Klitschkos in den Ring zu steigen - d.h. die größte sportliche Aufgabe zu suchen und sich an ihr zu messen (und trotz prall gefüllter Geldsäcke im Anschluß zu flennen, weil man den eigenen Ansprüchen nicht gerecht geworden ist)? Wohl kaum. Boxer sind nicht nur Geschäftsmänner, sondern naheliegenderweise auch Sportler, die in diesem Umfeld sozialisiert wurden und daher anders ticken als der Normalo, der nur den Kontostand sieht. Daher nehmen sie sich und den Sport aus unterschiedlichen Perspektiven wahr und gehen mit - für uns - widersinnig erscheinenden Ansprüchen an ihre Karriere. Wenn Sturm so denken würde, wie du es hier nahelegst, dann gäbe es diesen Sport - der, wie du ganz sicher weißt, über einen Bärenanteil nur über den Leistungswillen der Akteure funktioniert - in der Form mit Sicherheit nicht. Vielleicht kommt es so, wie du es beschreibst, vielleicht aber auch nicht. Kritisieren kann man dann ja immer noch.