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Der Vergleich mit Lewis ist schwer herstellbar da die Situation damals eine andere war.Vitali sollte sich ein Beispiel an Lewis nehmen, der selbst im Spätherbst seiner Karriere nicht solche Luschen geboxt hat. Das hätte ihm HBO auch nicht durchgehen lassen, aber RTL würde wahrscheinlich sogar Stefan Raab durch winken (ist schließlich gegen Halmich stehen geblieben). Mit Sport hat das alles nicht mehr viel zu tun, es geht nur noch ums melken solange die Kuh noch Milch gibt. In den USA würde Vitali mit solchen Gegnern (Mitchells Heimatstaat mal ausgenommen) nicht mal Schulturnhallen füllen und Regionalsender zu einer Übertragung bewegen.
Das amerikanische Schwergewicht hatte damals deutlich populärere Boxer zu bieten, welche die Ranglisten füllten. Holyfield, Tyson, Grant, Moorer, Toney, Mesi, Mercer, Byrd, Ruiz, Rahman, Tua.
Sie traten in den großen Networks auf und boxten gegeneinander. Da erarbeitete man sich die Herausforderer-Position.
Lewis war der Inbegriff für einen Boxer dem es ausreicht ein oder zwei Mal im Jahr in den Ring zu steigen. Er war der undisputed Champion und entsprechend wenige Chancen gab es gegen ihn anzutreten. Da musste man sich diese Chancen schon erarbeiten ... und Lewis hatte dann nichtmal Bock gegen Tua-Bezwinger Byrd anzutreten (oder zum Beispiel gegen den boxerisch unattraktiven Ruiz).
Und wie sieht das ganze bei den Klitschkos aus?
Wenn sie nicht gerade verletzt sind, streben sie beide an jeweils 3 Mal pro Jahr in den Ring zu steigen. Denn hierzulande machen sie unabhängig vom Gegner Kasse, was in den USA nicht klappt.
Die Contender in den teils unsinnigen Verbands-Ranglisten haben nur selten Lust gegeneinander anzutreten. Da zählt dann ein Duell wie Peter gegen Aquilera schon zu den Top10-Kämpfen von 2010.
Der Stellenwert des Schwergewichts in den USA ist deutlich gesunken. Manchmal wird ein Boxer nach oben begleitet wie Arreola oder jetzt Mitchell. Boxer wie Thompson und Chambers dürfen schon glücklich sein, wenn ESPN einsteigt, wenn sie gegeneinander antreten. HBO "produziert" stattdessen die Kämpfe im Weltergewicht, wo auch eine andere Qualität gegeben ist.
Die meisten Boxer versuchen sich mit Luschen-Kloppen nach oben zu bewegen. Irgendwie in den Ranglisten aufhalten und dann einer der 4-6 Boxer sein, die pro Jahr von den Klitschkos in den Ring geholt werden. Möglichst viel Ertrag für minimalen Einsatz ... so die Devise. Lieber ein IBF-Turnier ablehnen (Povetkin, Mormeck) anstatt gegen einen anderen zu verlieren. Man kommt vielleicht trotzdem zu einem Klitschko-Kampf (Mormeck).
Denn das Klitschko-Angebot für 500.000€ an den Herausforderer ist eh meistens gleich. Purse Bids kommen seltenst zu stande und folglich sind Verdienste wie bei Haye Ausnahmen.
Und dann gibts natürlich noch den ganzen Haufen Boxer, welche hoffen ein Stück vom Post-Klitschko-Kuchen abzubekommen. Oben in den Ranglisten mitmachen und dann einen vakanten Titel abgreifen, wenn die Klitschkos mal gelangweilt aufhören. Die Povetkins, die Boytsovs und so weiter.
Und schon haben wir die ganze Misere komplett.
Die beiden Klitschkos steigen pro Jahr häufiger in den Ring als es eine Anzahl an Kämpfen gibt, bei denen zwei Top20-Boxer gegeneinander antreten. Wie sollen sich da würdige Herausforderer ergeben?
Die Klitschkos machen ihr Geld so oder so und die 2te Reihe kommt früher oder später dran, wenn sie nur genug aus der 5ten oder 6ten verprügelt.
Soll man nun von den Klitschkos verlangen, dass sie beide nurnoch einmal pro Jahr boxen ... fast so wie Lewis? Wäre eine Möglichkeit.
Sollte man von den Weltverbänden erwarten, dass sie häufiger einen Purse Bid für einen Eliminator ansetzen (nur die IBF bemüht sich da in den letzten Jahren ... Chambers-Dimitrenko und Gomez-Virchis ... das ist schon lange her)?
Sollte man darauf hoffen, dass die Contender sich eine Top-Position erkämpfen? Kämpfe wie Pulev-Dimitrenko, Chambers-Adamek, Fury-Chisora, Haye-Chisora, Helenius-Chisora haben Seltenheitswert.
Es gibt viele Gründe warum das Schwergewicht (und das Boxen im allgemeinen) kränkelt. Die Klitschkos sind ein Teil dieses Systems ... aber sie haben es nicht alleine erschaffen.