Es sieht allerdings nicht besonders gut aus (natürlich basierend auf den unvollständigen Angaben, die nach außen dringen). Das Problem scheint mir zu sein, dass die Owner (ob berechtigt oder nicht sei nun dahingestellt) das Gefühl haben einen eindeutig (!) zu kleinen Teil des Kuchens zu bekommen und daher gleich mehrere Zugeständnisse auf einmal fordern (Hard Cap, damit eingehend ungarantierte Verträge + Gehaltsverzicht) was für die Spieler natürlich sehr schwer zu akzeptieren ist.
Wir müssen hierbei auch unterscheiden, warum denn welche Besitzer der Ansicht sind, nicht genügend Geld zu bekommen. Da sind dann einmal die "Sarvers", die denken, dass sie innerhalb von 7 Jahren so viel Geld verdienen sollten, wie sie investierten. Und dann sind da die "Kohls und Simons", die in der Tat aufgrund der Lokalisierung ihrer Franchise arge Probleme haben, die aktuellen Gehälter mitzugehen.
Sarver beispielsweise hat innerhalb von 6 Jahren über $200m mit den Suns verdient, und stellt sich hin und behauptet, er hätte Geld verloren. Wie ist das möglich? Na ja, in den USA darf man seine Investitionen über 15 Jahre komplett abschreiben. Im Falle von Sarver sind das also $27 Mio. im Jahr, die er einfach so als Kosten angibt. Dazu kommen noch die Zinsen, die die Suns an ihn für die $300 Mio. an Darlehen zu zahlen haben. So wird aus einem durchschnittlichen operativen Einkommen von knapp $30 Mio. ein deutliches Minus. Dass das nun überhaupt nichts mit dem tatsächlichen operativen Geschäft zu tun hat, sollte klar sein. Dennoch erlauben die Gesetzes bezüglich der Buchhaltung genau das.
Ein anderes Beispiel wäre Shinn, der ehemalige Besitzer der Hornets. Der hat die Hornets finanziell unterstützt, ihnen Darlehen geben, dafür aber Zinsen oberhalb des Marktes eingestrichen. Umgekehrt hat er sich dann mal $35 Mio. Dollar von den Hornets für Zinsen unterhalb des Marktes ausgeborgt. Auf diesem Wege hat Shinn Geld gewonnen, die Hornets dagegen sind weiter in einer Schuldenfalle gelandet.
Die Spieler sollen jetzt also auf Geld verzichten, damit Besitzer wie Sarver eben noch mehr Geld, noch mehr Rendite herausschlagen können.
Dazu kommen dann eben Teams wie die Bucks oder Pacers, die einfach strukturell bedingte Nachteile haben. Bei denen fällt der lokale TV-Vertrag eben unterdurchschnittlich (gar im einstelligen Millionenbereich) aus. Dagegen nehmen Teams wie die Lakers, Knicks oder Bulls in diesem Bereich 100+ Millionen Dollar ein. Da ist die Diskrepanz einfach unglaublich groß. Das lässt sich dann auch nicht mehr mit reduzierten Spielergehältern kompensieren, sondern hier muss eine Verteilung der Einnahmen innerhalb der NBA erfolgen. Warum? Weil die NBA die Märkte für diese großen Teams schützt, andere Teams können nicht um die TV-Gelder konkurrieren.
Die Besitzer wollen jetzt, dass die Spieler auf so viel Geld verzichten, dass jede Franchise Gewinn machen kann. Und dabei reden wir auch noch von den besonderen Buchhaltungsmethoden, bei denen, wie ich zeigte, sich die Teams einfach arm rechnen können. Die NBA sagt, dass 22 Teams derzeit defizitär sind, davon sind aber auch 3 Teams die Mavericks, Magic und Blazers, die da bewusst mehr Geld ausgeben, als sie einnehmen. Mark Cuban hatte auch mal erläutert, dass eine Sport-Franchise nicht wie ein normales Unternehmen betrachtet werden kann, da hier noch zusätzliche positive Effekte für den Besitzer auftreten, die überhaupt gar nicht in der Endabrechnung für das Finanzjahr der Teams auftauchen. Da kommen so Dinge wie zusätzliche Steuervorteile hinzu, genauso wie Synergien, die sich aufgrund der Popularität ergeben. Hier war auch der Nets-Artikel verlinkt, in dem beschrieben wurde, wie Ratner die Nets dazu nutzte, um die Baugenehmigung für seinen Kram in Brooklyn zu bekommen. Nachdem das durch war, hat er die Mehrheit seiner Anteile mit Gewinn an den Russen verkauft. Steht davon etwas in den Finanzbüchern der Nets? Nein, da steht nur die Amortisation seiner Investition.
Die Nets können da nicht so behandelt werden, wie beispielsweise die Pacers, die aufgrund von vertraglichen Verstrickungen immer noch ein Teil ihrer TV-Einnahmen (lokal und national) an einen Vorbesitzer abgegeben müssen, der da noch Rechte aus der Zeit der ABA besitzt. Zudem haben sie einfach keine Möglichkeit, im Gleichschritt mit den Knicks, Bulls oder Lakers Geld einzunehmen. Und dabei muss auch mal erwähnt werden, dass ein Teil der Sponsoring-Einnahme nicht mal zum BRI zählen.
Hier also einfach mal zu sagen, dass die Spieler auf Geld verzichten sollen (wir reden hier von $800m, die die Besitzer sofort in der nächsten Saison mehr in ihrer Tasche sehen wollen), wenn sie sowieso schon $100m weniger je Saison für 6 Jahre anboten. Diese $100m reichen locker, um den finanziell schwachen Teams zu helfen, aber einige Besitzer wollen da auch gar nicht teilen, sondern wollen einfach nur mehr Geld. Einem Sarver ist das prinzipiell egal, ob in Indiana Basketball mit seinem team konkurrieren kann.
Ich frage mich allerdings tatsächlich immer noch ob nicht beide Seiten besser damit fahren würden sich "in der Mitte" (wo auch immer das genau sein mag, dafür sind die Angaben aus meiner Sicht zu ungenau) zu treffen. Die NBA war noch nie so populär wie heute, ein längerer Lockout kann da aus meiner Sicht erheblichen Schaden anrichten. Und wenn der BRI signifikant sinkt verlieren beide Seiten.
Prinzipiell hört sich das immer sinnvoll an, wenn gesagt wird, sie sollen sich in der Mitte treffen. Die Mitte wären $450 Mio. weniger für die Spieler, das wären quasi 45% des BRI, alle anderen Sportligen in den USA sind bei 50+%. Das ist also überhaupt kein Ansatz.
Die Besitzer haben einfach ein Angebot zum Start herausgeholt, was zu einem Lockout führen sollte. Sie wollen die Spieler unter Druck setzen, damit sie mehr herausschlagen können.
Dass sie damit auch viel an guter Stimmung aufs Spiel setzen, sehe ich genauso. Wobei aber auch immer wieder betont werden muss, dass diese Stimmung erst dann zu spüren sein wird, wenn tatsächlich Spiele ausfallen. Bis dahin wird das noch nicht problematisch.
Ein anderer Aspekt sind noch die Konkurrenzligen in Europa und jetzt auch China. Die warten nur darauf, dass die NBA-Stars dort auftauchen. Und nimmt man die Vorstellungen der Besitzer bezüglich der zukünftigen Gehälter, dann können da aus Europa oder China schon Angebote für Spieler kommen, die finanziell reizvoller sind. Speziell die Durchschnittsspieler werden in der NBA dann deutlich geschröpft werden. Da sind dann plötzlich $3m Durchschnittsgehalt nicht mehr höher als €1.5m in Europa (nimmt man noch die günstigeren Steuerverhältnisse für Künstler in einigen Ländern wie Spanien oder Italien dazu). Da fragt sich dann ein europäisches Durchschnittstalent schon, was es in der NBA soll, wenn der finanzielle Anreiz überhaupt nicht mehr da ist. Ich wäre beispielsweise anstelle von Rudy Fernandez nicht in die NBA gegangen, der hätte mehr in der ACB verdient.
Und Spieler wie Kirilenko oder Marc Gasol werden da schon zuhören, was da aus Rußland oder Spanien an Angeboten für sie kommt. Die sind auch noch Free Agents, die haben da noch weniger Sorgen. Bei dem Rest muss man sehen, was da mitunter Gerichte entscheiden, ob sie auch für europäische Teams oder chinesische auflaufen dürfen, ohne dass sie dann ihre garantierten Verträge in den USA verlieren.
PS: Bei mir ist NBA.com auch "leergefegt", was Spielerbilder, -videos etc. anbelangt. Es scheint dort irgendeine rechtliche Schranke zu geben. Irgendwie merkwürdig wie ich finde. Und DAS ist definitiv kontraproduktiv, was die Fans angeht.
Ohne Zweifel.