Klitschko, Don King, Dieter Bohlen...
Klitschko: "Ich flog den Jet – und Dieter Bohlen zitterte vor Angst"
Das Herz eines Boxers – kann manchmal so romantisch sein. In der
Biografie „Unter Brüdern“ enthüllt Wladimir Klitschko (28) seine Liebe zu Gedichten. Eins von Alexander Puschkin verehrt er besonders.
Wladi gesteht: „Ab und zu versuche ich mich selbst als Dichter, meistens, wenn ich verliebt bin. Das sind dann sehr intime Zeilen.“
Wir kennen in erster Linie nicht gerade Wladis weiche Seite. Er beschreibt, wo er die harten Seiten des Lebens kennen lernte – in der Sportschule.
„Wer tagsüber eine große Klappe riskierte..., konnte sich abends auf eine Abreibung gefasst machen. Ein besonders im Winter gefürchtetes Vergeltungsritual bestand darin, den Delinquenten über Nacht völlig nackt in eine Dusche zu sperren.“
Mit 16 war seine junge Karriere fast schon zu Ende. Es passierte beim Sparring mit Bruder Vitali.
„Die Gelenkkapsel des Knies war regelrecht durchgebrochen, und die Sehnen, die dem Kniegelenk Halt verliehen, waren gerissen.
Da die beiden Knochen sozusagen aus der Halterung gesprungen waren, mussten sie von Hand wieder in die richtige Stellung gebracht werden. Den Schmerz kann sich niemand vorstellen. Sie müssen mir ein Betäubungsmittel verabreicht haben, sonst wäre ich bestimmt aus dem Fenster gesprungen.“ Zehn Monate musste Wladi pausieren.
Aber Wladi ist halt doch ein harter Kerl, der das Abenteuerliche liebt, z. B. nahm er Flugstunden.
„Den Pilotenschein habe ich nur nicht, weil mir bisher die Zeit fehlte. Das meiste kann ich ja schon. Dieter Bohlen könnte das bestätigen, obwohl er sich wahrscheinlich nicht so gern an den Flug mit mir erinnert. Nach einer ,Wetten, dass...?’-Sendung wollte ich mit Vitali und ein paar anderen in einem Privatjet nach Hamburg zurückdüsen.
Dieter fragte, ob wir noch einen Platz für ihn hätten. Hatten wir, da ich meinen frei machte und zum Piloten ins Cockpit kletterte, um unter seiner Aufsicht selbst das Steuer zu übernehmen. Irgendwie muss Dieter das mitbekommen haben. Vitali erzählte mir nach der Landung, dass er ganz schön in Panik verfallen und ziemlich blass geworden sei. So wie auf diesem Flug habe er ihn noch nie erlebt.“
Die Brüder sind ein Herz und eine Seele. Das Verhältnis zu Bruder Vitali sieht Wladimir so: „Unsere Beziehung ist ein Naturereignis, eine Gesetzmäßigkeit. Es ist schon fast unheimlich, dass wir uns noch nie richtig gestritten haben. Wenn wir uns eine Zeit lang nicht gesehen haben, fallen wir uns zur Begrüßung nicht etwa um den Hals, wir umarmen uns nicht und – Gott bewahre – wir küssen uns auch nicht gegenseitig auf die Wangen. Wir geben uns einfach die Hand, wie zwei erwachsene Männer, und sehen uns in die Augen. Spätestens dann ist alles klar zwischen uns.“
1996 besuchten sie den berühmten Promoter Don King mit der Starkstromfrisur in seiner Villa in Las Vegas.
Vitali berichtet: „Um dem Ganzen einen festlichen Rahmen zu verleihen, setzte er sich an den schwarzen Flügel, der in der Mitte des Raumes stand und verkündete, er würde zur Feier des Tages etwas spielen, nur für uns. Wenn ich mich nicht irre, klang es nach Beethovens Neunter. Es klang auf jeden Fall ziemlich perfekt. Er schien sich völlig der Musik hinzugeben. Seine Hände schwebten gekonnt über die Tasten. Mit dem Oberkörper bewegte er sich elegant im Rhythmus wie ein geübter Konzertpianist. Und mit den Füßen... Moment mal! Sah ich das richtig?
Seine Füße rührten sich nicht, sie standen neben den Pedalen, die sich von allein bewegten. Also doch! Er spielte nur Theater, das passte zu ihm. Diese kleine Showeinlage war nicht das Einzige, was uns davon abhielt, die Verträge auf der Stelle zu unterschreiben.“
Stattdessen unterschrieben sie beim Hamburger Universum-Stall von Klaus-Peter Kohl.
Morgen lesen Sie:
Vitalis Blutkampf gegen Lennox Lewis
Quelle: http://www.bild.t-online.de/BTO/index.html