Auch wenn wir genau dieso Diskussion schon drölfzigmal hatten: Man muss nicht ein Extrem in der Analyse durch ein anderes Extrem ablösen. Natürlich hat Brewster mit seinen guten Körpertreffern einen klaren Anteil an Wladimirs Einbruch. Abseits irgendwelcher alberner Verschwörungstheorien muss aber auch festgestellt werden, dass Wladimir in erheblichen Umfang selbst dazu beigetragen hat. Steward wollte von ihm druckvolles Boxen sehen, er wollte einen klaren, schnellen, eindeutigen Sieg. Nachdem Wladimir mit mauer Defensive die erste Anfangsoffensive von Brewster überstanden hatte (und auch schon während dieser), hat er einen extrem körper-/kraftbetonten Stil geboxt - schieben, drücken, ringen, schubsen, möglichst viel Kraft in die Schläge legen - Lewis konnte sowas, er nicht. Nimmt man nur mal den technisch sauberen Teil, dann war das schon ein Offensivfeuerwerk von Wladimir. Der Versuch in der 4., die Nummer endgültig zu entscheiden, war dann aber alleine durch die genannten taktischen Dämlichkeiten mehr als genug, Wladimir völlig fertig durch den Ring torkeln zu lassen. Die Körpertreffer Brewsters und vor allen Dingen auch seine eigenen Versuche, Wladimir in kraftraubende Aktionen zu drängen, haben den Rest erledigt. Schuld an der Niederlage haben Steward und Wladimir. Stewards Ansagen in den Rundenpausen waren dämlich ("Brewster ist fertig"), er hätte Wladimir dazu auffordern müssen, die ganzen nutzlosen, kräfteraubenden Aktionen zu unterlassen, insbesondere die dämliche Schieber- und Schubserei. Gegen den heutigen langweiligen Wladimir-Stil hätte Brewster trotz Körpertreffer keine Chance gehabt. Gegen Povetkin wird es einen solchen Kampf nicht geben. Wladimir wird jaben, klammern, flüchten und exessiv clinchen, wenn Povetkin in den Infight kommt. Wenn ein neutraler oder gar Povetkin gewogener Ringrichter das unterbindet, wird er sich auf das Jabben und flüchten beschränken.