Klitschkos Defensive ist mittlerweile 1a. Der Sinn einer Defensive ist nämlich, nicht getroffen zu werden. Und das ist Klitschko das letzte mal ernsthaft von Sam Peter im Jahre 2005. Wie das Defensivverhalten abläuft ist völlig irrelevant. Effektivität ist gefordert und da ist Klitschko brutal. Wer im Boxen nicht getroffen wird gewinnt.
Definiere "ernsthaft getroffen". Relativ klar getroffen wurde Klitschko zuletzt von Thompson. Ibragimov, der sich auf was-auch-immer in seiner Taktik festgelegt hat, kann genauso wenig als Maßstab dienen wie ein langzeitverletzter Brewster oder der Schatten des Schattens seiner selbst, Rahman. Brock verfolgte einen sehr defensiven Gameplan und kam trotzdem ganz gut zum Körper durch. Im Prinzip war Peter der letzte Gegner Wladis, der halbwegs vernünftige Offensiv-Skills besitzt.
Hayes Defensive hingegen ist definitiv verbesserungswürdig. Der gute David macht nämlich oft einen auf coolen Macker, lässt sich gern ans Seil drängen, geht nicht seitlich raus oder steht völlig offen genau vor dem Gegner. Deswegen ist er auch in jedem zweiten Kampf angeklingelt oder am Boden. Und das gegen Cruiser und Halbschwere, die nicht annähernd den Bums eines Klitschko haben.
"Offen vor dem Gegner stehen" und "Getroffen werden" sind zwei Paar Stiefel. Es ist sicherlich korrekt, dass es um Hayes Kinn nicht besonders gut bestellt ist, aber daraus lässt sich zunächst nur ableiten, dass er soviele Treffer wie möglich vermeiden sollte.
Haye ist daneben zu klein und hat KEINERLEI Erfahrung gegen Leute auf dem Level Klitschkos. Der wird total ins kalte Wasser geworfen. Klar Bargeld lacht und Haye werden die Prügel mjit 10 Millionen oder so versüsst.
Haye hat im Cruiser eine ganze Palette "großnamiger" Leute geboxt. Dass diese nicht das Niveau Klitschkos haben, versteht sich ja von selbst, aber was du hier als Schwäche Hayes auslegst, betrifft so ziemlich jeden Boxer im Schwergewicht - ausgenommen natürlich die alte Generation um Ruiz, Evander und Vitali.
...und Haye ist größer als Brewster, das nur am Rande.
Haye boxt zu Hause. Er hat den Druck! Den hat er sich selbst aufgebaut. Ich bezweifel sehr stark, dass Haye diesem Druck standhält. Alle Augen in GB sind auf ihn gerichtet, alle erwarten, dass er der neue Lennox Lewis wird. Tut mir Leid, aber David Haye ist weit näher an Herbie Hide, denn an Lennox.
Haye ist ein Provokateur, der ständig vor seinen Kämpfen das Maul aufreißt. Also ist er den Druck gewohnt.
Klitschko, den viele Hirne ja immer noch als mentale Null hinstellen, hat ganz offensichtlich kein Problem, Haye vor 40.000 Engländern zu boxen. Das spricht für sein Selbstvertrauen, dass ihm sehr viele ja absprechen wollen.
Klitschko ist keine mentale Null. Er ist nach Rückschlägen immer stärker zurückgekehrt, hat sich neben dem Ring zu einem ausgefuchsten Geschäftsmann und einem würdigen Champion entwickelt, auch wenn es zum People's Champ noch nicht gereicht hat.
Mein tipp:
Haye wird außer ein paar frühen Überfallattacken, die Klitschko wegklammert oder durch seine exzellente Beinarbeit neutralisiert, nichts zu bieten haben. Er wird einfrieren, sobald er ein paar Mal Klitschkos Führhand frisst und merkt, dass der ja ziemlich schwer zu boxen ist. 3-4 Runden, dann wird Klitschko seinen Rhythmus etabliert haben, Haye mit der Führhand auf Distanz haben und ihn ein, zwei Runden später heftig treffen und dann wird David Haye zum Tanzen anfangen.
Klitschko TKO6 Haye.
Siehe Pac vs. de la Hoya und Mosley vs. Margarito. Im Vorfeld eine klare Angelegenheiten, im Nachhinein haben es natürlich alle im Morgenurin gelesen, sorry, aber ich könnte genauso gut "vorhersagen", dass Wlad in den ersten Runden einen rechten Konter abbekommt, weil er einen Treffer zu ungestüm vergelten will und die Deckung fallen lässt; in der Halbdistanz könnte er auch von einem linken Haken erwischt werden - oder sein Gesicht ist nach zwei Runden so zugeschwollen, dass eine vorzeitige Niederlage in der dritten Runde für Haye nur noch reine Formsache ist. Boxer sind keine Schachfiguren.