Woher kommt eigentlich die Regel, dass der "normale" WBA Champ gegen den Super-Champ antreten muss? Ich habe die Regel noch nie irgendwo nachvollziehen können. Wäre schön, wenn jemand das kurz erklären könnte.
Laut WBA ist diese Regel durch einen Vorschlag von Lennox Lewis an die WBA entstanden. Lewis hielt mehrere Titel und wollte mehr Zeit und Flexibilität bei seinen Titelverteidigungen. Kein Wunder, wenn man im Herbst seiner Karriere nur 1-2 Mal im Jahr boxen möchte und mehrere Verbände mit verschiedenen Herausforderern für Pflichtverteidigungen antanzen.
Dadurch ist dann dieser Super-Champion-Titel entstanden zu dem die WBA einen Weltmeister kürt, sobald dieser auch den Titel eines anderen Verbandes hält.
Ein Superchampion erhält bei der WBA 18 Monate bis zu seiner Pflichtverteidigung. Diese hat dann gegen den Träger des "kleinen" WBA-WM-Titels zu erfolgen.
http://wbanews.com/artman/publish/campionshipSuperChampions/index.shtml
Dabei gibt es natürlich mehrere Hindernisse:
1)
Wenn der WBA-Superchampion-Titel den Besitzer wechselt, dann beginnt die WBA die 18 Monate von neuem zu zählen. So geschehen bei Mormeck-Bell-Mormeck-Haye. Man ist einem Kampf gegen Hill bzw. Arslan nie nahe gekommen.
2)
Aufgrund der 18 Monate-Frist neigen starke Boxer eher dazu sich in den Ranglisten anderer Verbände vorzuarbeiten als dass sie sich für den kleinen WBA-WM-Titel interessieren. Das gilt insbesondere für den anderen Verband, bei dem der Superchampion den Titel hält. Denn dort sind die Fristen kürzer, man kriegt so vielleicht eher den ersehnten Titelkampf.
3)
Die Regelung ist nicht in allen Ländern gleichermaßen bekannt. In den USA, wo in den Medien eher bekannt ist, wer der Super-Champion ist, schert sich kaum einer um den kleinen WBA-Titel. Daher wird dieser Gürtel selten von "Top-Contendern" ausgeboxt, sondern häufiger von Leuten die etwas tiefer in der Rangliste stehen.
Gerne genommen wird der kleine Titel in Ländern wie Deutschland, wo den Zuschauern problemlos erzählt werden kann, dass der Sieger der Weltmeister ist, ohne dass die wissen, dass die WBA noch einen anderen darüber stehenden Weltmeister hat.
So geschehen bei Felix Sturm und Firat Arslan.
4)
Die 18 Monate sind so lang, dass die WBA teilweise selbst diese Frist verpennt. So geschehen bei Ronald Wright & Travis Simms. Simms wollte den Kampf gegen Wright und ihm wurde der Titel aberkannt, weil er sollte seinen kleinen Titel gegen den Ranglisten-Besten verteidigen. Das passte alles nich, man nahm Simms den Titel, er holte ihn sich lange später vor Gericht wieder. Wright hatte da die Gewichtsklasse schon lange verlassen.
5)
Der Titelträger des kleinen Gürtels hat Pflichtverteidigungen gegen Ranglisten-Boxer zu erledigen. Davon gleich 2 Stück, bevor er vielleicht mal den Kampf gegen den Superchampion kriegen
könnte. Das macht den Besitz dieses kleinen Titels nicht gerade attraktiver. Aufgrund des insgesamt kleinen Interesses am kleinen Titel kriegt der kleine WBA-Weltmeister aber auch selten gute Gegner. Bei seiner Pflichtverteidigung kriegt er selten den Höchstplatzierten der WBA-Rangliste vorgesetzt.
Populär wird man mit dem Titel da also auch nicht leicht. Das ist praktisch, wenn einem das egal sein kann (siehe Felix Sturm, in Deutschland definiert sich der Erfolg eines Boxers in den Medien durch seine Titel, nicht durch seine Gegner). Wer aber in unabhängigen Ranglisten nach oben will, der ist mit dem kleinen WBA-Titel schlecht bedient.