Es ist immer schwierig, solch ein Springen wie das Einzel von der Großschanze im Nachhinein zu beurteilen, vor allem, wenn man eben bei den meisten Springern keine Informationen über den Wind bekommt. Zumindest beim ersten Durchgang hatte ich den Eindruck, dass er recht flüssig über die Bühne gegangen ist (in der ersten Hälfte habe ich allerdings die Kommentatoren nicht verstanden, weil irgendjemand bei mir im Haus auf die Idee gekommen ist, ausgerechnet während der WM mit einer sehr lauten Bohrmaschine zu hantieren - grausamer Lärm).
Irgendwo - sei es im Fernsehen oder im Nachhinein im Live-Thread schnappt man natürlich die ein oder andere Wind-Info auf, irgendwo war beispielsweise von 2 m/s Rückenwind für Gregor Schlierenzauer die Rede - bloß: Was sagt das aus, wenn man keine Vergleichswerte hat (der Winddurchschnitt lag laut Ergebnisliste bei 1,5 m/s, so mancher Springer hatte sicher noch mehr - auch bei Maertin Schmitt war auf Eurosport vor dem Sprung die Rede davon, dass er nicht die besten Bedingungen hatte).
Gut, ich bin da vielleicht auch etwas parteiisch - die meisten hier wissen ja wahrscheinlich, welchem Springer ich hier am meisten die Daumen drücke - einem Springer, der nach 7 Jahren wieder einmal eine WM-Einzelmedaille gewonnen hat, weswegen ich es auch nicht so gern höre, wenn der Wettkampf jetzt von manchen schlecht gemacht wird.
Ich verstehe aber auch die Reaktionen - ich wäre selbst sicher auch erbost gewesen, wenn unsere Springer von etwas schlechteren Bedingungen betroffen gewesen wären.
Über das Ergebnis selbst bin ich jedenfalls wahnsinnig glücklich - deswegen hab' ich mir auch noch ein bisschen Zeit gelassen, bevor ich heute ins Forum gekommen bin - weil ich mich noch ein wenig im Stillen gefreut habe.
Mit Andreas Küttel ist außerdem ein Springer Weltmeister geworden, der zwar in dieser Saison noch nicht so erfolgreich war, der aber seit vielen Jahren zur Weltspitze gehört und er - ähnlich wie Wolfgang Loitzl - einfach auch mal reif für eine WM-Medaille war. Dass es sogar gleich Gold geworden ist - für ihn sicher um so schöner.
Kritisiert wurde an mehreren Stellen auch die Organisation in Liberec: Was ich auch nicht gut finde, ist, dass ausgerechnet die beiden Springen von der Großschanze an den letzten beiden Tagen stattfinden - da wäre es vielleicht sinnvoller gewesen, die Großschanze auf das erste Wochenende.
Ich hatte aber schon den Eindruck, dass von Seiten der Organisatoren und der Arbeiter an der Schanze nahezu alles getan wurde, um einen guten Wettkampf zu ermöglichen, wenn man bedenkt, was es da alles in der letzten Woche an Schnee heruntergehauen hat. Ich weiß nicht, ob noch mehr Handgebläse und zusätzlich Besen das Springer fairer gemacht hätten - irgendwann geht eben nichts mehr.
Ich kann ja auch nicht beispielsweise den Organisatoren von Innsbruck vorwerfen, dass dort letzten Winter der Wettkampf wegen Föhns abgesagt werden musste (obwohl, hätte man rechtzeitig ein Windnetz installiert... wer weiß
).
Und zum Abbruch: Ein einigermaßen fairer Durchgang ist mir immer noch lieber als ein fairer und ein unfairer. Dass beide Versuche, einen zweiten Durchgang durchzuführen, sehr schwierig waren, hat man gesehen.
Irgendwann bei der Siegerehrung waren die Bedingungen vielleicht wieder besser - nur, man kann einen Durchgang ja nicht beliebig oft neu starten, irgendwann ist einfach Schluss - daher finde ich diese Entscheidung der Jury richtig.