Kalle Rummenigge hat in der Winterpause ausnahmsweise mal was Vernünftiges gesagt. Im Zusammenhang mit dem stark kritisierten Freundschaftsspiel in Saudi-Arabien sagte er sinngemäß, dass man den FC Bayern dafür kritisiert, wenn er in einem Land mit einer solchen Menschenrechtssituation spielt, aber Waffen verkaufen wir dann doch ganz gerne dorthin und wenn der König kommt, dann wird er mit dem roten Teppich empfangen.
Vllt. erwartet man da zuviel vom Sport.
Es ist eigentlich nur konsequent in einer globalisierten kapitalistischen Welt eine WM in ein Land wie Katar zu vergeben. Warum sollte es dabei transparenter und weniger korrupt zugehen als bei der Außen- und Wirtschaftspolitik? Heute ist der ägyptische Machthaber, dem man nicht nur die Annahme von Geld, sondern die Tötung und Folterung vieler Menschen vorwirft, in Berlin von der Kanzlerin mit allen Ehren empfangen worden und niemand verlangt deshalb ihren Rücktritt. Wieso sollten die Stadien unter deutschen Arbeitsrechtsstandards gebaut werden, wenn es bei den Klamotten bei KIK auch nicht der Fall ist? Wieso sollten bei über 200 Ländern einige wenige entscheiden dürfen, dass ihre Vorstellungen von den Menschenrechten, die weltweit eine Mindermeinung darstellen, bei der Vergabe einer Fußball-WM plötzlich irgendeine Rolle spielen sollen?
Die Fußballverbände der grossen Nationen bestehen zudem letztlich, wie auch Parteien, aus handelnden Personen, die ihre ganz eigenen Motive verfolgen, deshalb ist das auch nicht so einfach, wie man sich das vorstellt. ZB scheint Franz Beckenbauer begeistert von Blatter zu sein und er ist sich auch nicht zu schade, Katar zu loben. Er wird da gute Gründe für haben. Niersbach spricht sich bereits vehement gegen einen Boykott aus. Wahrscheinlich weiss er, wie albern ein wohlfeiler Boykott wäre, wenn herausrauskommt, was Deutschland alles unternommtn hat, um sich die WM 2006 zu sichern.
Und dann kommt ja noch das wirklich Entscheidende. Die Verbände, Sponsoren und TV-Sender wissen ganz genau, dass die Fußball-Fans bei der WM in Katar einschalten werden, genau wie die Tennis-Fans beim jährlichen Tennis-Turnier. In diesem Forum gibts nicht einen Fußballfan, der sich eine WM in einem Land wie Katar aus Prinzip nicht ansehen wird, allem Genöle zum Trotz. Von daher gibts auch keinen Grund zu hoffen, dass die grossen Verbände oder Sponsoren das jetzt noch irgendwie verhindern.