Ballbesitzfußball, das schlecht ausgeführt wird, ist wie Bus-Parken, das schlecht ausgeführt wird, nicht haltbar. Genau so wie jede andere Herangehensweise. Die eine ist vielleicht relativ gesehen einfacher umzusetzen als die andere, dafür können es sich auch manche Teams das eher leisten als andere. Das hat nichts mit einem Ende einer Strategie zu tun, wenn eine Mannschaft etwas besonders gut oder schlecht ausführt und entsprechend (Miss)Erfolg halt, wird da immer ein neuer Trend festgemacht. Halte ich für falsch, beim Fußball gibt es zig Wege zum Erfolg.
Und wenn dann eine Mannschaft wie Frankreich spielt, wird ja auch nur rumgeheult, wie viel Potenzial da vergeben wird....
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Spanien war offensichtlich darauf bedacht, ihr defensives Umschaltsspiel zu stärken. Man hatte viele Gegentore in der Gruppenphase kassiert und kein Spiel souverän gewonnen. Das Ziel ist offensichtlich erreicht worden, aber war es das Wichtigste im Bezug auf ein Duell mit Russland und den vorherigen Leistungen? Egal, denn man hat sich trotzdem wieder ein Ding selbst reingelegt.
Offensiv hat man dafür aber überhaupt nicht stattgefuden, Russland hat es mit einer 5er Kette riskiert wenig den Ball zu sehen, um dafür aber die Spieler, die Spanien am meisten Tiefe geben, die Außenverteidiger, enger zu bewachen. Ein Man jeweils für die Außen und frei in der Mitte, um dort Überzahl zu haben, oder rauszurücken, wenn sich ein Spanier zwischen den Linien anbot.
Die Reaktion der Spanier hätte mehr Mut im Positionsspiel sein müssen, den Ball in gefährlichere Zonen tragen, Positionen wechseln, sich Diego Costa annähren mit Eigeninitiative und Qualität, also das, was häufig zuvor kritisiert wurde wegen des taktischen Ungleichgewicht. Spanien hat Balance in der Struktur genau dann gesucht, als der Gegner von ihnen verlangt hat, kreativ zu sein. Luis Aragones hatte mal gesagt "weil es manchmal am riskantesten ist, nichts zu riskieren, werde ich riskieren". Es wurde offensichtlich, dass Spaniens System keine Automatismen hatte und die Spieler nicht das Selbstvertrauen hatten, um mit Präzision im letzten Spielfelddrittel zu dominieren.
Ohne Iniesta sollte Isco die Verantwortung übernehmen, aber er wiederholte immer wieder die gleichen Aktionen, die gleichen Finten, immer mit dem gleichen Resultat. Seine Gehilfen waren entweder zu weit weg (Asensio) oder wussten nicht, was ihre Rolle auf dem Feld eigentlich sein sollte(Silva). Der Citizen startete auf der 10 aber hatte überhaupt kein Gewicht in der Ballzirkulation. Er war mehr eine hängende Spitze, der manchmal ganz vorne stehen blieb und manchmal dafür sorge, dass die Staffelung einzelne gerade Linien glich, ohne Spieler zwischen den Linien, sodass es für Russland umso einfacher war, ihre Taktik umzusetzen.
Die Russen waren sehr konzentriert und haben keine Fehler gemacht und so stieg ihr Selbstvertrauen. Gefährlich konnten sie selbst nicht werden, sie standen zu tief und hatten keine Spieler, die alleine über Konter Gefahr ausstrahlen konnten, Cheryshev war zunächst auf der Bank, aber sie konnten das mentale und morale Feld immer mehr für sich gewinnen.
Die Wechsel habe Spanier besser gemacht, aber nicht genug, um den grundsätzlichen Verlauf des Spiels zu kippen, Hierro hat sich nicht getraut, seine Ordnung komplett zu sprengen, sondern hat 1 zu 1 Wechsel vorgenommen. Weil es dann keinen genialen Moment auf der eigenen oder Ermüdungserscheinungen bei den Gegnern gegeben hat, hat man dann "nach Punkten" verloren.
Am Ende ein enttäuschendes Turnier der Spanier. Sie haben ihre PS nur nach dem 0-1 gegen Portugal wirklich auf die Straße gebracht, seit dem immer mehr abgebaut. Eine andere Aufstellung war nicht die gehandelte einfache Lösung des Problems, vielleicht hat das sogar gehemmt.
@liberalmente nach dem Argentinien Spiel glaube ich kaum, dass Deschamps MBappé gegen Silva tauschen würde