Der Flügelspieler, der von Verlagerungen profitiert, ist dann der AV. Vor allem Albas Wertschätzung entspringt doch zu grossem Anteil daraus, wie gefährlich er in solchen Situationen ist. Wer ihn nicht regelmäßig(oder überhaupt) verfolgt, muss da nur an die EM 2012 zurück denken.
Ja, Alba ist offensivstark. Er kann mitkombinieren und nach langen Seitenverlagerungen oder nach Doppelpässen dann an die Grundlinie oder in den Strafraum ziehen... Bei diesen Runs hat er auch ein super Timing. Aber du wirst nicht sehen, dass er mit Anlauf in Eins gegen Eins Duelle geht oder etwas auf eigene Faust erzwingt (weder Dribblings noch Flanken). Das sieht man wirklich nur sehr selten obwohl er den Antritt und die Technik hätte.
Wer war eigentlich der starke 1 gegen 1 Spieler im den 3 Titeln in Folge von Spanien? Navas? Der auch nicht Stamm war.
Imo werden Dribbler bei sportforen überbewertet. So viele gibt es gar nicht in der Elite und trotzdem gibt es genug erfolgreiche Mannschaften.
Ich finde man kann den ersten Titel im Bezug auf den Stil nicht in einem Atemzug mit den beiden Turnieren unter del Bosque nennen. Unter Aragones war der Stil nicht auf Ballbesitz festgelegt. Es gab die Doppelspitze mit Torres und Villa. Es wurde schnell in die Spitze gespielt, die hatten Räume für ihr Tempo. Iniesta und Silva waren vor 10 Jahren eher noch junge und dynamische Dribbler als beruhigende Spielmacher. Spanien konnte ausnutzen, dass die schwächeren Gegner sich noch nicht so tief und destruktiv um den eigenen 16er positioniert haben. Das war eine gute Kombination aus Arbeitern (Senna, Capdevila, Puyol) großer Ballsicherheit und Kreativität (Xavi, Iniesta, Silva) und erfrischender Vollgas Fußball (Ramos als RV, Villa, Torres)
Als del Bosque das Ruder übernahm hatten die Gegner schon deutlich mehr Respekt. Es war die Zeit als sich viele Gegner gegen Barca Pep hinten einmauerten und da hatten dann auch die Spanier häufiger mit destruktiven Gegnern zu tun. Und aus meiner Sicht hat del Bosque darauf nie eine Antwort gefunden.
Der hatte das nötige Glück, individuelle Qualität und eine überragende Defensive aber nach vorne war das in der ganzen Zeit eine ziemlich zähe und grausame Nummer.
Mittelfeld Trio Xavi, Busquets und Alonso. Dazu oft noch Fabregas als Stürmer. Und Silva/Iniesta als Winger. Del Bosque hat einfach die individuell besten Spieler aufgestellt aber das war offensiv doch eine reine Katastrophe gegen tiefstehende Gegner. Man hatte keine echten Flügelspieler, keine Kopfballgefahr, kein Tempo und alle standen sich in der Mitte gegenseitig im Weg.
Dementsprechend waren dann auch Navas und Pedro so extrem wichtig und wahrscheinlich die eigentlichen Schlüsselspieler... Die waren natürlich individuell nie auf dem Level der Kollegen aber sie haben die Abwehr auseinandergezogen und einfach mehr Zug zum Tor auf den Rasen gebracht.
Oftmals bleibt bei vielen nur das 4:0 gegen Italien in Erinnerung. Unerklärlicherweise haben die an diesem Tag früh gepresst/Räume angeboten. Am Ende dann noch lange in Unterzahl spielen müssen. In dieser Partie war die Offensive spektakulär aber das war eher die große Ausnahme und nicht stellvertretend für das ansonsten ziemlich zähe Gerumpel unter del Bosque.
Imo werden Dribbler bei sportforen überbewertet. So viele gibt es gar nicht in der Elite und trotzdem gibt es genug erfolgreiche Mannschaften.
Es geht mir nicht darum, dass ein Ausnahmedribbler fehlt... Du hast Recht, dass die Zahl der Hazard, Neymar, Salah Spielertypen überschaubar ist. Es fehlt aber an Breite im Spiel, Zug zum Tor und Direktheit. Spieler die Torgefahr heraufbeschwören können und die Defensivspieler zu Aktionen zwingen.
Wenn Carvajal oder David Silva heute nach einer Verlagerung auf der rechten Seite den Ball annehmen und nur einen Gegenspieler vor sich haben.... Dann kommt fast immer die Ballannahme und der Pass zurück ins Mittelfeld. Dann wird wieder verlagert und der Ball geht auf die andere Seite oder läuft durch die eigenen Reihen. Wenn in der Situation ein Jesus Navas den Ball auf dem Flügel kriegt, dann dribbelt er auf seinen Gegenspieler zu und überlegt sofort: "Kann ich flanken, kann ich vorbeikommen, kann ich eine Ecke herausholen". Und erst wenn er diese Optionen verworfen hat, dreht er wieder ab und spielt den Sicherheitspass zurück. Das ergibt viel mehr Druck auf die Abwehr und ergibt dann auch wieder mehr Räume für andere Spieler.
Deutschland hat vorne weniger spielerische Qualität auf dem Rasen als die Spanier und schafft es aber mehr Druck zu erzeugen. Weil sich neben Kroos, Özil und Co auch direktere Spieler haben. In den ersten 10 Minuten gegen Schweden war jede Aktion zielgerichtet zum Tor. Echtes Powerplay... Immer wieder Bälle von Kimmich in den 16er. Sprints von Müller und Werner in die Tiefe. Die Schweden waren unsortiert und konnten sich kaum befreien... Solche Druckphasen sieht man von Spanien viel zu selten. Weil sie alle immer wieder Tempo rausnehmen und viel zu selten das Tempo anziehen. Wer von diesen Spielern startet denn wirklich mal einen Sprint in die Tiefe um Costa zu unterstützen oder Räume zu schaffen?
Das müssen ja keine Dribblings sind... Das gilt für einen Distanzschuss, Flanken, Steilpässe, die Bewegung ohne Ball. Mit Thiago, Iniesta, Silva und Isco auf dem Platz habe ich immer das Gefühl, dass keiner sich für das gegnerische Tor interessiert und sie alle glücklich sind solange der Ball zirkuliert. Dabei stehen dann alle im Zentrum und der Gegner kann eigentlich ohne großen Aufwand den gefährlichen Raum verteidigen. Die müssen nicht einmal viel verschieben...Da ist der Ballbesitz dann eher ein defensives Instrument.
Ich forderte ja nicht, dass die Spanier Kick and Rush spielen und ihre eigene Identität aufgeben. Aber ich finde sie müssten zusätzlich zur Ballsicherheit einfach mehr Zug zum Tor entwickeln. Das wäre schon möglich indem einfach die eingesetzten Spieler etwas zielgerichteter spielen... Aber es hängt auch mit den eingesetzten Spielertypen zusammen. Darum sage ich ja: Koke neben Busquets. Und entweder Asensio oder Vazquez in die Startelf. Und das sind ja auch beim besten Willen keine Spieler die nur über den Ball stolpern und das Kurzpassspiel verhindern. Aber sie bringen auch andere Fähigkeiten mit und machen das spanische Spiel weniger statisch und weniger ausrechenbar.
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Ich denke Russland sollte ein ganz angenehmer Gegner im Achtelfinale sein... Kein Gruppengegner hatte auch nur annähernd die spielerische Qualität der Spanier und die Russen werden Mühe haben diesen Zwergen zu folgen. Da sind die Bewegungen und die Doppelpässe dann doch etwas schneller als die meisten russischen Spieler das aus der Liga gewohnt sind. Die Spanier hatten gegen Irans direkten Stil durchaus kleine Probleme. Auch Russland hat Vorteile bei der Physis aber ich denke das sollten die Spanier trotzdem hinkriegen. Danach wird es aber dann interessant...