Ich weiß auch nicht, was das mit dem Turnierbaum soll. Diese Engländer hätten auch gegen jedes andere Team eine Chance, egal ob Brasilien, Argentinien, Belgien und ich denke sogar Frankreich. Ist nun nicht so, dass ein Team krass dominieren würde. Die Engländer bringen es dieses Mal gut zusammen und es passt fast überall, nur das Mittelfeld ist nicht on top.
Ich finde es eigentlich ziemlich offensichtlich was das mit dem Turnierbaum soll. Es spielt überhaupt keine Rolle ob England vielleicht gegen gute Mannschaften auch gut ausgesehen hätte, denn das hat niemand bestritten. Es geht einzig und allein darum ob der Weg durchs Turnier einfach war oder nicht, und der Weg den England durchs Turnier hatte, hätte kaum einfacher sein können. Der einzig wirklich gute Gegner war Belgien, und da haben beide Teams mit ner B-Truppe gespielt, weil ein 2.Platz eigentlich sogar besser war als der 1.
Da kann England genauso wenig dafür wie Deutschland 2002, und wenn am Ende der Titel bei herausspringt interessiert es in England auch niemanden. Für die Bewertung der Turnierleistung ist es aber schon nicht unerheblich. Wenn man ins Finale kommen kann ohne einmal gegen eine wirklich gute Mannschaft gespielt zu haben (das Belgien-Spiel kann man ja mehr oder weniger außer acht lassen, da beide nicht viel interesse am Spiel hatten), während ein anderes Team durch mehrere sehr gute Gegner musste, dann ist letzteres deutlich beeindruckender.
Was hat England denn bislang genau geleistet?
Ein Sieg kurz vor Schluß über einen eher unterdurchschnittlichen Gegner in Tunesien, eine dominante Partie gegen das wohl schwächste Team der WM, eine Niederlage mit einer B-Truppe gegen Belgiens B-Truppe, ein Sieg im Elfmeterschießen gegen eine im besten Fall höchstens gute Kolumbianische Mannschaft und jetzt ein ordentlicher Sieg ohne wirklichen spielerischen Glanz gegen ein Durchschnittsteam aus Schweden. Russland wäre auch kein höheres Niveau. Einzig Kroatien würde ein bisschen hervorstechen, aber selbst die sind bestenfalls ein Geheimfavorit und nicht wirklich das was man die absolute Elite nennen würde. Wie gesagt, da kann England nichts dafür, mehr als gegen die Gegner spielen die angesetzt sind kann ein Team nicht, aber sowas kann schon deutlich darüber hinwegtäuschen wie gut man im Vergleich zu anderen war. Zumal es auch weniger anstrengend sein dürfte gegen solche Teams zu bestehen als dasselbe gegen mehrere Favoriten zu tun. Käme Belgien ins Finale hätte man zwei der Topteams aus dem Weg geräumt (Brasilien und Frankreich), Frankreich hätte immerhin Belgien und Uruguay besiegt, und wenn man gnädig sein will auch Argentinien, auch wenn das bei der WM mehr Namen als Klasse war. Alle paar Tage gegen ein Topteam zu spielen dürfte deutlich mehr an die Substanz gehen als selbiges gegen Durchschnitt bis gute Teams.
Der Hinweis auf den einfachen Turnierweg ist mehr als berechtigt. Es ändert ja nichts daran, dass England sich das Halbfinale verdient hat, das England auch gegen Favoriten mithalten kann oder das man am Ende mit einem Sieg über Frankreich/Belgien eine Top-Mannschaft geschlagen hätte um den Titel zu holen. Die Leistungen und Ergebnisse muss man aber eigentlich schon getrennt beurteilen. Deutschland war 2006 deutlich besser als 2002, hat aber weniger erreicht, was auch viel damit zu tun hatte, dass man 2002 nur einmal einen guten Gegner vor der Nase hatte (Brasilien im Finale), 2006 hingegen mindestens drei (Argentinien, Italien, Portugal).