WM 2034 - 1001 WM-Vergaben an Saudi-Arabien


Hans Meyer

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So sehe ich das auch. Bin zwar kein Fan von diesem postkolonialismus Mist (meistens wird die kritik an westzentrismus -die ja prinzipiell nicht falsch ist nur genutzt um despotismus zu legitimieren, das mittel setzt ja auch frau wagenknecht bei russland gerne ein), aber natürlich muss die Fifa oder das IOC auch die politischen Realitäten in der welt anerkennen und auch Diktaturen berücksichtigen.

Was ich allerdings problematisch finde ist das Diktaturen zunehmend einen Vorteil genießen weil es in westlichen Ländern zunehmend Proteste der lokalen Bevölkerung gegen die massiven Ausgaben und auch die Auswirkungen auf die Umwelt angeht (besonders stark sieht man das bei Winter olympiaden).

Dadurch können die weltverbände notwendige Reformen (weg vom gigantismus und effizientere Nutzung von Ressourcen) verschleppen indem sie sagen "wenn ihr nicht wollt gibt es immer noch Diktaturen die ihre Bevölkerung nicht fragen und einfach unsere Anforderungen klaglos erfüllen".

Mit anderen Worten stört dich nur dass man dich nicht in Ruhe mit der Politik lässt während des Sports und dass die Wettkämpfe nicht in Ländern wie Deutschland so leicht stattfinden können. Dass die eigene Bevölkerung unter den Diktatoren leiden, eben auch wegen der (historischen) Westpolitik, damit willst du nicht behelligt werden
 

gentleman

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Ich bin auch wirklich der Letzte der ein menschen- und demokratieverachtendes Regime wie die Al-Sauds in Saudi-Arabien verteidigen möchte und finde das Sportswashing einerseits sehr übel, andererseits regt mich Infantino und die FIFA mitsamt aller Klüngeleien und dreckiger Deals fast genauso auf. Dass sich Infantino die FIA wirklich zu seinem eigenen kleinen korrupten Intrigenstadl und Königreich zusammengebaut hat und er mit ALLEM durchkommt und sich wohl zweifellos auch persönlich dadurch massiv bereichert (er und andere Günstlinge), ist einfach grotesk und dass vereinsrechtlich innerhalb der FIFA nicht besser vorgegangen werden kann, ist sehr bedauernswert.

Aus Sicht Saudi-Arabiens muss man bei aller Kritik natürlich trotzdem sehen, in was für einem massiven Wandel sich das Land und die Gesellschaft in den letzten 5-10 Jahren befindet. Wie manche wissen habe ich vor 10 Jahren mal ein gutes Jahr in den VAE gelebt und gearbeitet und die VAE waren damals was Religionsfreiheit und auch generell den westlichen Lifestyle anbelangt, deutlich weiter als SA (auch wenn man dies gerne alles in einen Topf wirft). Fakt ist natürlich auch dass trotzdem in allen Golf-Monarchien die Scharia gilt und die Herrscher an der Spitze gegen freie (unliebsame) Meinungsäußerungen oder Pressefreiheit massiv vorgehen, um ihre Macht ja nicht zu gefährden. Das ist verheerend und verwerflich und für uns als westliche Demokratien keinesfalls akzeptabel.

Fakt ist allerdings auch, dass zumindest die Rechte von Frauen in SA zuletzt doch deutlich ausgeweitet wurden und es langsame kleine Fortschritte gibt. Damit will ich die Vergabe an SA wie gesagt kein Stück rechtfertigen oder gar legitimeren, aber wie schon erwähnt sehen halt Zwei-Drittel der Welt viele dieser Aspekte gänzlich anders als wir in Europa und genießen längst nicht solche Freiheiten und Rechte wie wir. Die Frage ist eben würde es tatsächlich Sinn machen und etwas ändern, wenn sich jetzt die großen europäischen Verbände tatsächlich abspsalten und auf Konfrontationskurs mit der FIFA (und damit aber auch dieser großen Mehrheit von anderen Ländern/Verbänden) gehen würden? Trägt dies zur weiteren Eskalation und Verschlechterung der Verhältnisse bei? Oder würde sich dann am System der FIFA oder gar am politischen System in anderen Ländern was ändern und verbessern?

Zudem ist der Aufschrei beim Fußball natürlich besonders groß wegen des weltweiten Marketing-Effekts, den eine WM so generiert. Aber seit Jahrzehnten werden Tennisturniere in entsprechenden Ländern ausgetragen, Schwimm oder Leichtathletikbewerbe und WMs (etc. und man könnte die Liste jetzt lange fortführen) in Ländern wie Katar, SA etc. ausgetragen und da gab es insgesamt doch relativ wenig Kritik oder mediale Äußerungen dagegen... Wo fängt man also an, wo hört man auf?

Und wie gesagt bitte bevor wer in die Tasten haut, das ist von mir ein Versuch eines etwas neutraleren Blicks auf das Ganze ohne dass es meiner persönlichen Meinung und Abneigung gegenüber der Vergabe an SA entspricht - wie schon geschrieben kritisiere ich das insgesamt auch scharf. Aber ich denke diese Aspekte muss man aus Sicht anderer Länder und Befürworter der Vergabe einfach berücksichtigen und die weltpolitischen Realitäten ein Stück weit anerkennen, wenn man eine faire Debatte führen will.

Dazu hier auch eine recht sachliche Einschätzung des Bonner Islamwissenschaftlers Sebastian Sons, der seit 15 Jahren zu den Golf-Monarchien forscht und sich mit der Thematik sehr genau auseinandersetzt:
Der Sport steht zentral im Fokus, erklärt Sebastian Sons: „Ein Ziel ist der Aufbau einer nationalen Sportindustrie, also die Schaffung von Arbeitsplätzen. Speziell die Jugendarbeitslosigkeit ist relativ hoch. Darüber hinaus will man mittels Sport Identität schaffen und den saudischen Patriotismus stärken. Viele Saudis, mit denen ich spreche, sind sehr stolz, dass Stars wie Cristiano Ronaldo im Land spielen und sich viele muslimische Spieler stärker mit dem Land identifizieren.“
Logischerweise gehe es auch darum, „wirtschaftliche Netzwerke im Ausland aufzubauen und verstärkten Zugang zu neuen Märkten und Investitionsmöglichkeiten außerhalb des Ölgeschäfts zu bekommen“.
Für Kritiker handelt es dabei schlicht um „Sportswashing“ – sprich, die Finanzierung und Abhaltung publicityträchtiger Events, um von gravierenden politischen und sozialen Verfehlungen im eigenen Land abzulenken.
Zu überdecken gibt es in der absolutistisch regierten Monarchie einiges. Die Menschenrechtsbilanz ist miserabel. Trotz sanfter Reformen in den vergangenen Jahren werden die Grundrechte weiterhin missachtet. Eine unabhängige Zivilgesellschaft existiert nicht, kritische Stimmen werden zum Schweigen gebracht. Speziell für Frauen und LGBTQ-Personen ist die Situation verheerend. So weltoffen sich Saudi-Arabien gerne der Welt präsentiert, so rückständig ist das Gesellschaftssystem.

Für Saudi-Kenner Sons, der als Wissenschaftler am Bonner Forschungsinstitut CARPO tätig ist, stellt sich die Lage allerdings vielschichtiger dar, als es in Europa scheint. Im Gegensatz zu Diktaturen funktioniere „der Dialog zwischen Gesellschaft und politischer Führung in der Monarchie Saudi-Arabien ganz gut“.
Forderungen, Wünsche und Erwartungen der Bevölkerung würden „regelmäßig in politische Agenden überführt“: „Speziell die Jungen wünschen sich, dass sich das Land öffnet, dass viele Sportveranstaltungen und Konzerte stattfinden. Natürlich stecken dahinter machtpolitische Zwecke, aber eben auch die Notwendigkeit, den Menschen eine Perspektive zu bieten.“


Den Saudis, das Recht auf die Ausrichtung einer Fußball-Weltmeisterschaft abzusprechen, sei unangebracht. „Die Kritik ist in vielen Bereichen überheblich, teils auch islamophob“, sagt Sons. Es lohne sich, genauer hinzuschauen. Saudi-Arabien sei „ein Land, in dem der Fußball seit Jahrzehnten eine wichtige Rolle spielt, es existiert eine lebendige Fußballkultur.“ Die Nationalmannschaft habe immer wieder an Weltmeisterschaften teilgenommen und sich dabei teuer verkauft, die Saudi-Klubs spielten im asiatischen Fußball eine zentrale Rolle.

Bei allen Problemen, die dort herrschten, sei Saudi-Arabien ein „so komplexes wie heterogenes Land“. Es befinde sich in einem „fundamentalen Wandel“: „Geschlechtergerechtigkeit, Generationenkonflikte, Unterschiede zwischen Land und Stadt – all dies sind Themen, die diskutiert werden. Die WM biete die Chance, Stereotype zur Seite zu legen und offen miteinander zu sprechen.“
Den Aufstieg Saudi-Arabiens zur global agierenden Fußballmacht stellt Sons in Kontext zum moralischen Niedergang des internationalen Fußballbusiness. Dieses habe sich in eine Richtung entwickelt, in der Transparenz und offener Wettbewerb keine Rolle mehr spielten. Es gehe „einzig darum, frisches Geld zu generieren und in neue Märkte reinzugehen, die tatsächlich auch noch Interesse daran haben, solche teuren Großveranstaltungen durchzuführen“.
Länder wie Saudi-Arabien, Katar oder Russland hätten sich die finanziellen Interessen der FIFA und ihres allmächtigen Präsidenten zunutze gemacht und spielten das Spiel nach exakt diesen Regeln. Sons: „Das mag uns nicht gefallen, aber so ist die zynische Realität. Der hochkommerzialisierte Fußball stößt in seinen traditionellen Märkten an Wachstumsgrenzen und braucht deswegen neue Partner.“ Und dies seien eben oft Länder, „in denen viel Geld vorhanden ist und die öffentliche Meinung keine Rolle spielt“.
Ein wichtiger Punkt in der Kontroverse um die Saudi-WM sei überdies, dass die geäußerte Kritik fast ausschließlich aus dem Westen komme. In Afrika, Asien, Lateinamerika und dem Rest der arabischen Welt sei die Kritik an diesen Entwicklungen „weit weniger groß“.
Die Missbilligung aus Europa werde zudem „in vielen Teilen der Welt als überheblich und doppelmoralisch empfunden“, so Sons. Denn: „Wer Menschenrechte einfordert, müsse auch selbst für Menschenrechte eintreten, lautet ein gängiges Argument. Europa messe aber oft mit zweierlei Maß – etwa im Gaza-Krieg – wird in der arabischen Welt kritisiert. Die moralische Glaubwürdigkeit des Westens ist geschrumpft.“
Die Frage der Menschenrechte sei für viele Akteure der Zivilgesellschaft, für die Medien und natürlich auch für viele Fußballfans ein wichtiges Thema. Auf politischer Ebene habe sie „leider Gottes an Bedeutung abgenommen“. Der Experte erklärt: „Die Saudis sagen: ‘Wir entwickeln uns nach unserem Tempo. Wir definieren Menschenrechte nach unseren Maßstäben. Wir wollen nicht, dass ihr euch in interne Angelegenheiten von uns einmischt.‘“
Er könne jeden Fußballfan verstehen, der mit der Vergabe der WM 2034 nach Saudi-Arabien ein massives Problem hat, sagt Sons, er „möchte diese Kritik keinesfalls abschwächen“. Aber: „Aus meiner Perspektive ist es gerechtfertigt, dass Saudi-Arabien eine solche Veranstaltung durchführt. Fußball ist ein Sport, der nicht nur den Europäern gehört, sondern allen Menschen. Am Ende des Tages freuen sich sehr viele Fans in Saudi-Arabien darauf, dass sie in zehn Jahren eine WM haben – und werden diese mit Sicherheit auch zu einem Erfolg machen.“
 

Jerry

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Wie "geil" ist wirklich dieses Vorgehen von Infantino. Der hat auch echt gar keine Skrupel und ich glaube am Ende genießt er diese Art Shitshow.
EDIT: Hab das Video an der entsprechenden Stelle eingebettet.
 

Big d

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Mit anderen Worten stört dich nur dass man dich nicht in Ruhe mit der Politik lässt während des Sports und dass die Wettkämpfe nicht in Ländern wie Deutschland so leicht stattfinden können. Dass die eigene Bevölkerung unter den Diktatoren leiden, eben auch wegen der (historischen) Westpolitik, damit willst du nicht behelligt werden

Zum Thema postkolonialismus hatte ich mal einen thread gemacht. Bin der Meinung diese Theorie hat einige richtige Punkte was die Schuld des westens angeht, wird allerdings oft Missbraucht (von Leuten wie wagenknecht etc) um despotische regime wie Russland, China, Iran etc zu verteidigen indem man Kritik als eurozentrische Ignoranz von sich weist und wenn das nicht hilft whataboutisms über westliche Verfehlungen (die es zweifelsfrei gibt) aufführt (wie es ja zum Beispiel wagenknecht gerne mit den Themen Ukraine und Irak macht).


Zum Thema vergabe an Diktaturen: ich bin der Meinung menschenverachtende Diktaturen sollten bei der Vergabe berücksichtigt werden (außer extreme Lagen wie aktiver Angriffskrieg oder aktiver Genozid), aber es ist ein Problem wenn diese despotischen Faktoren einen standortvorteil bei der Vergabe ausmachen (keine Proteste der Bevölkerung, keine Einschränkung von Korruption etc).
 

Hans Meyer

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Wie "geil" ist wirklich dieses Vorgehen von Infantino. Der hat auch echt gar keine Skrupel und ich glaube am Ende genießt er diese Art Shitshow.
EDIT: Hab das Video an der entsprechenden Stelle eingebettet.

Dass Infantino viel schlimmer ist als Blatter hat er schon am Anfang gezeigt, diese Skrupellosigkeit wie sie die halbgaren Reformen aus 2016 einfach wieder wegwischen, das hätte ich nicht gedacht, zumindest nicht so früh, Katar war gut 1 Jahr vorbei und schon haben sie die Regeln wieder so gemacht dass es passt.
Sollten Länder wie Deutschland, England, Spanien, Frankreich, Portugal, Italien, Niederlande, Belgien und die Skandinavier zusammen tun, dann hätten sie auch Macht, aber die wollen sich lieber mitbereichern.

Der DFB Präsident bekommt ja alleine jährlich eine Viertel Million
Das Vergabeverfahren, das Norwegen kritisierte, hatte der FIFA-Rat, in dem DFB-Präsident Bernd Neuendorf als Mitglied 250.000 US-Dollar pro Jahr erhält, auf den Weg gebracht. Im Oktober 2023 wurden in einem ersten Schritt die Bewerbungen für 2030 aus Südamerika auf der einen sowie Europa und Afrika auf der anderen Seite zu einer verknüpft und diese drei Kontinente dann genau wie Nordamerika wegen der WM 2026 für die Vergabe der WM 2034 ausgeschlossen. Eine WM in sechs Ländern auf drei Kontinenten - damit war der Weg freigeräumt für Saudi-Arabien, ohne Konkurrenz.
 

Plissken

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aber natürlich muss die Fifa oder das IOC auch die politischen Realitäten in der welt anerkennen und auch Diktaturen berücksichtigen
Ach, wusste ich gar nicht, dass man Diktaturen berücksichtigen muss. :crazy:
Hat was von "ich muss dem, der mir mein Schulessen klaut, Respekt entgegen bringen, das ist eben seine Kultur".
 

Big d

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Ach, wusste ich gar nicht, dass man Diktaturen berücksichtigen muss. :crazy:
Hat was von "ich muss dem, der mir mein Schulessen klaut, Respekt entgegen bringen, das ist eben seine Kultur".

Die Alternative wäre mehr als die Hälfte der Länder der Erde vom ausrichten solcher Events auszuschließen, je nachdem wie streng man die Maßstäbe anlegt auch mehr.

Nach dem Demokratie Index sind zum Beispiel nur 74 Länder Demokratien (44%) und da sind bereits solche Länder wie Ungarn oder die Türkei dabei (sprich 50 dieser 74 werden als "flawed democracy" betrachtet).

Sprich je nachdem welchen Standard man anlegt dürften nur 15-44% der Länder der Erde solche Veranstaltungen ausrichten.
 

LukaD77

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Seitdem sie die Eier haben zu sagen das mach ich nicht mehr mit und demzufolge einfach solche Turniere nicht mehr spielen. Oh wait....
Man muss da einfach Politik vom Sport trennen. Die Spieler müssen sich unbedingt auf den Sport konzentrieren!!

Sowas
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ist keine Politik, sondern ganz normal!
 
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LukaD77

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Mit anderen Worten stört dich nur dass man dich nicht in Ruhe mit der Politik lässt während des Sports und dass die Wettkämpfe nicht in Ländern wie Deutschland so leicht stattfinden können. Dass die eigene Bevölkerung unter den Diktatoren leiden, eben auch wegen der (historischen) Westpolitik, damit willst du nicht behelligt werden
Was erwartest du vom FDP-Bot? Ist genau auf Linie mit seinem Chef
 
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Plissken

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und die Diktaturen auch nicht
Wobei das durchaus ein wünschenswerter Nebeneffekt wäre. :saint:
Ich verstehe aber auch nicht die Denkweise. Als müssten Diktaturen zwingend bei der FIFA partizieren. Es sollte allgemeiner Konsens sein, dass Diktaturen nicht die angestrebte Regierungsform ist.
 

Sports Almanac

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dann hätten sie auch Macht, aber die wollen sich lieber mitbereichern.

Der DFB Präsident bekommt ja alleine jährlich eine Viertel Million

Mir ist es mittlerweile egal wo dieser Zirkus stattfindet. Was mich eher stört ist dass viele Verbände, deren Vereine und deren Spieler gerne hintenrum mitkassieren, nach aussen hin aber die empǒrten Moralapostel spielen und dann noch rumheulen wenn man ihre halbgaren Moralpredigten und Zeichensetzen Aktionen eben nicht blind hochjubelt sondern eher inkonsequent und lächerlich findet. DFB Neuendorf ist da wirklich das Paradebeispiel.

Meine Botschaft an den DFB, DFL und Spieler: Geht ruhig nach Saudi Arabien, Katar und Russland euch die Taschen vollmachen, steht dann aber dazu und zu eurem Intantino dem ihr blind nachlauft. Und verschont mich dann aber bitte mit euren Betroffenheitsinterviews und lächerlichen T-Shirt Aktionen oder ähnlichem.
 
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Tuco

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Ich bin auch wirklich der Letzte der ein menschen- und demokratieverachtendes Regime wie die Al-Sauds in Saudi-Arabien verteidigen möchte und finde das Sportswashing einerseits sehr übel, andererseits regt mich Infantino und die FIFA mitsamt aller Klüngeleien und dreckiger Deals fast genauso auf. Dass sich Infantino die FIA wirklich zu seinem eigenen kleinen korrupten Intrigenstadl und Königreich zusammengebaut hat und er mit ALLEM durchkommt und sich wohl zweifellos auch persönlich dadurch massiv bereichert (er und andere Günstlinge), ist einfach grotesk und dass vereinsrechtlich innerhalb der FIFA nicht besser vorgegangen werden kann, ist sehr bedauernswert.

Aus Sicht Saudi-Arabiens muss man bei aller Kritik natürlich trotzdem sehen, in was für einem massiven Wandel sich das Land und die Gesellschaft in den letzten 5-10 Jahren befindet. Wie manche wissen habe ich vor 10 Jahren mal ein gutes Jahr in den VAE gelebt und gearbeitet und die VAE waren damals was Religionsfreiheit und auch generell den westlichen Lifestyle anbelangt, deutlich weiter als SA (auch wenn man dies gerne alles in einen Topf wirft). Fakt ist natürlich auch dass trotzdem in allen Golf-Monarchien die Scharia gilt und die Herrscher an der Spitze gegen freie (unliebsame) Meinungsäußerungen oder Pressefreiheit massiv vorgehen, um ihre Macht ja nicht zu gefährden. Das ist verheerend und verwerflich und für uns als westliche Demokratien keinesfalls akzeptabel.

Fakt ist allerdings auch, dass zumindest die Rechte von Frauen in SA zuletzt doch deutlich ausgeweitet wurden und es langsame kleine Fortschritte gibt. Damit will ich die Vergabe an SA wie gesagt kein Stück rechtfertigen oder gar legitimeren, aber wie schon erwähnt sehen halt Zwei-Drittel der Welt viele dieser Aspekte gänzlich anders als wir in Europa und genießen längst nicht solche Freiheiten und Rechte wie wir. Die Frage ist eben würde es tatsächlich Sinn machen und etwas ändern, wenn sich jetzt die großen europäischen Verbände tatsächlich abspsalten und auf Konfrontationskurs mit der FIFA (und damit aber auch dieser großen Mehrheit von anderen Ländern/Verbänden) gehen würden? Trägt dies zur weiteren Eskalation und Verschlechterung der Verhältnisse bei? Oder würde sich dann am System der FIFA oder gar am politischen System in anderen Ländern was ändern und verbessern?

Zudem ist der Aufschrei beim Fußball natürlich besonders groß wegen des weltweiten Marketing-Effekts, den eine WM so generiert. Aber seit Jahrzehnten werden Tennisturniere in entsprechenden Ländern ausgetragen, Schwimm oder Leichtathletikbewerbe und WMs (etc. und man könnte die Liste jetzt lange fortführen) in Ländern wie Katar, SA etc. ausgetragen und da gab es insgesamt doch relativ wenig Kritik oder mediale Äußerungen dagegen... Wo fängt man also an, wo hört man auf?

Und wie gesagt bitte bevor wer in die Tasten haut, das ist von mir ein Versuch eines etwas neutraleren Blicks auf das Ganze ohne dass es meiner persönlichen Meinung und Abneigung gegenüber der Vergabe an SA entspricht - wie schon geschrieben kritisiere ich das insgesamt auch scharf. Aber ich denke diese Aspekte muss man aus Sicht anderer Länder und Befürworter der Vergabe einfach berücksichtigen und die weltpolitischen Realitäten ein Stück weit anerkennen, wenn man eine faire Debatte führen will.

Dazu hier auch eine recht sachliche Einschätzung des Bonner Islamwissenschaftlers Sebastian Sons, der seit 15 Jahren zu den Golf-Monarchien forscht und sich mit der Thematik sehr genau auseinandersetzt:




Man sollte zwei Sachen trennen - die Vergabe nach Saudi-Arabien an sich und die Heuchelei darüber, es würde FIFA, DFB & Co. dabei auch darum gehen, die Menschenrechtslage dort zu verbessern, die Gesellschaft zu modernisieren, dem Fußball seien solche Werte sehr wichtig und so weiter. Dass man ersteres so sieht wie hier beschrieben kann ich nachvollziehen und bin auch nicht sehr weit davon entfernt, bei Katar habe ich die WM auch nicht "boykottiert" und werde es auch 2034 kaum tun. Dass die Fußballverbände so tun als würde es ihnen nicht einzig und allein ums Geschäft gehen und sie hätten dabei auch hehre Ziele bleibt aber extrem verlogen, und da ist es auch richtig das anzuprangern. Denn was ist tatsächlich das Ziel von diktatorischen Regimen wie in Saudi-Arabien mit solchen Veranstaltungen? Propaganda im In- und Ausland sowie Machterhaltung in dem Sinne, durch "Brot und Spiele" die Bevölkerung ruhig zu stellen und zu große Forderungen nach Demokratisierung etc. im Keim zu ersticken. Wenn man ihnen durch solche Turniere und ähnliches dabei hilft, diese Propaganda zu betreiben, ist es für die Bevölkerung im Land also kontraproduktiv, da sollte man sich nichts vormachen.
 

gentleman

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Man sollte zwei Sachen trennen - die Vergabe nach Saudi-Arabien an sich und die Heuchelei darüber, es würde FIFA, DFB & Co. dabei auch darum gehen, die Menschenrechtslage dort zu verbessern, die Gesellschaft zu modernisieren, dem Fußball seien solche Werte sehr wichtig und so weiter. Dass man ersteres so sieht wie hier beschrieben kann ich nachvollziehen und bin auch nicht sehr weit davon entfernt, bei Katar habe ich die WM auch nicht "boykottiert" und werde es auch 2034 kaum tun. Dass die Fußballverbände so tun als würde es ihnen nicht einzig und allein ums Geschäft gehen und sie hätten dabei auch hehre Ziele bleibt aber extrem verlogen, und da ist es auch richtig das anzuprangern. Denn was ist tatsächlich das Ziel von diktatorischen Regimen wie in Saudi-Arabien mit solchen Veranstaltungen? Propaganda im In- und Ausland sowie Machterhaltung in dem Sinne, durch "Brot und Spiele" die Bevölkerung ruhig zu stellen und zu große Forderungen nach Demokratisierung etc. im Keim zu ersticken. Wenn man ihnen durch solche Turniere und ähnliches dabei hilft, diese Propaganda zu betreiben, ist es für die Bevölkerung im Land also kontraproduktiv, da sollte man sich nichts vormachen.
Da stimme ich dir überwiegend zu. Bleibt in der Analyse die Frage ob es tatsächlich sinnvoll und praktisch möglich wäre, dass sich die Verbände um Europa, USA, ggf. Ein paar Mittel- und Südamerikanische Verbände (wobei es da schon wieder sehr wacklig wird wenn man sich die Weltpolitik ansieht), Japan, Südkorea und Australien/NZL zusammenschließen um künftig ihr eigenes Turnier oder whatever zu veranstalten… Ich wäre auch dafür auf einen klaren Kriterien Katalog zu drängen bei der Ausschreibung der von einem Potentiellen Ausrichter umgesetzt werden muss. Dass dies dann aber auch so geschieht und nicht nur Augenauswischerei ist im Rückblick, ist natürlich eher unwahrscheinlich.
 

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Norwegen hat mehr Eier als der Rest von Europa zusammen.


Wie "geil" ist wirklich dieses Vorgehen von Infantino. Der hat auch echt gar keine Skrupel und ich glaube am Ende genießt er diese Art Shitshow.
EDIT: Hab das Video an der entsprechenden Stelle eingebettet.

Hold on! Verstehe ich das richtig, dass das ganze nicht mit Ja- und Nein-Stimmen durchgezogen wurde, sondern mit zustimmendem Geklatsche? So als wär’s der Kaninchenzüchterverein Hintertupfingen, wo Heiri Müller zu seiner drölfzigsten Amtszeit als Präsident bestätigt wird, da von den anderen drei Mitgliedern keiner will? :LOL: Hatte der Glatzhaarige etwa Angst, dass jemand gegen seine Wüsten-WM stimmt? :D Alter ist der schmerzbefreit
 

Brennov

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Und das wäre weshalb genau schlimm und wo wäre das Problem? Der Fußball würde daran nicht zugrunde gehen und die Diktaturen auch nicht.
das funktioniert halt nur wenn die mehrheit der länder so denkt. da es nicht so ist und wir die minderheit sind, werden wenn dann wir ausgeschlossen.
 

Brennov

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Hold on! Verstehe ich das richtig, dass das ganze nicht mit Ja- und Nein-Stimmen durchgezogen wurde, sondern mit zustimmendem Geklatsche? So als wär’s der Kaninchenzüchterverein Hintertupfingen, wo Heiri Müller zu seiner drölfzigsten Amtszeit als Präsident bestätigt wird, da von den anderen drei Mitgliedern keiner will? :LOL: Hatte der Glatzhaarige etwa Angst, dass jemand gegen seine Wüsten-WM stimmt? :D Alter ist der schmerzbefreit
das ist doch ein gängiges wahlverfahren wenn es nur einen kandidaten gibt.
 

Jerry

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deutliche verbesserungen bei den arbeitsbedingungen der gastarbeiter. öffnung der gesellschaft (in einem gewissen maße) usw usw.

Ist das nachhaltig so? Weißt du das?

Verbesserung finde ich weird zu sagen, wenn wegen(!) der WM Arbeiter gestorben sind.

das funktioniert halt nur wenn die mehrheit der länder so denkt. da es nicht so ist und wir die minderheit sind, werden wenn dann wir ausgeschlossen.

Was? Ja ich möchte sehen, dass die FIFA alle Demokratien ausschließt. Dann wird das ein richtig hochklassiges turnier.
 

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So als wär’s der Kaninchenzüchterverein Hintertupfingen, wo Heiri Müller zu seiner drölfzigsten Amtszeit als Präsident bestätigt wird, da von den anderen drei Mitgliedern keiner will?

Die FIFA geht mit der Zeit und macht es wie die Grossen der Bundesliga:

Per Akklamation stimmten die 1.641 anwesenden Mitglieder Hainers Vorschlag zu


;)
 
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