Wo rangiert Mike Tyson in der HW-Geschichte?


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KOH76

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:skepsis: wat ein Pech das Tyson der einzige Boxer des Planeten ist wo die Prime mit 23 magisch endet sobald er auf Top Gegner trifft. :clowns:

1.2.3.. Tyson Fans :eek::skepsis: :mad::belehr::knueppel:

Nö, das übernehme ich dann mal :D

Die gottgleiche Verehrung vieler Fans ist mir viel zu viel, aber das ist schon übertrieben ;) Ab dem Kampf gegen Bruno war mMn schon eine Verschlechterung festzustellen, nach der Haft war er dann klar past prime. Hätte er Holyfield oder Lewis in seiner eigenen prime geschlagen? Glaube ich nicht, jedenfalls würde ich die beiden favorisieren. War er nicht mehr in seiner eigenen prime, als er auf beide getroffen ist? Das ist mMn offensichtlich, gegen Lewis extrem deutlich.
 

Young Kaelin

merthyr matchstick
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Hätte er Holyfield oder Lewis in seiner eigenen prime geschlagen? Glaube ich nicht, jedenfalls würde ich die beiden favorisieren. War er nicht mehr in seiner eigenen prime, als er auf beide getroffen ist? Das ist mMn offensichtlich, gegen Lewis extrem deutlich.

Ist halt immer müssig, bei solchen timeline-Verschiebungen zu spekulieren. Ein Punkt fällt mir aber bei Tyson schon auf: die Arbeit des Referees ist besonders bei Leuten mit solchen Höhen-/Reichweitennachteilen enorm wichtig (gilt generell bei allen Gewichtsklassen).

Wenn da ein Ringrichter pennt, gibt das sofort komplett andere Fights (siehe auch Wladi vs. Povetkin, Ali vs. Frazier 2 usw. usf.). Hat schon seinen Grund, warum Yank beim Thrilla in Manila alle 3 vorgeschlagenen Referees abgelehnt hat und am Ende nur Carlos Padilla akzeptiert hat. So wie Tony Perez Ali vs. Frazier 2 leitete und Alis hinter dem Kopf halten akzeptierte, wurde Frazier seiner Stärken beraubt. Er wurde dort einfach verladen.

Mit einem guten Referee, der die Unsauberkeiten Holyfields geahndet hätte, würde ich Mike Tyson in seiner Prime als recht komfortablen Favoriten nennen. Bei Lennox bin ich mir nicht so sicher, eher n 50/50 Fight.

Aber ist halt ne Spielerei und man wird es nie wissen.
 

KOH76

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Aber ist halt ne Spielerei und man wird es nie wissen.

Das ist richtig.

Mit einem guten Referee, der die Unsauberkeiten Holyfields geahndet hätte, würde ich Mike Tyson in seiner Prime als recht komfortablen Favoriten nennen. Bei Lennox bin ich mir nicht so sicher, eher n 50/50 Fight.

Aber das sehe ich anders (nicht nur vom Können, Tyson war entgegen seiner Aura doch auch psychisch nie stabil und Holyfield sein Daddy), von daher agree to disagree ;)
 

Schlonski

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Wenn man Tyson in ATG Rankings einordnen will muss man meines Erachtens drei Dinge tun.

1.) Den medialen Hype der bis heute andauert komplett ausblenden. Keine "Tysons most brutal Knockouts" oder imponierende Meidbewegungen um die Maisbirne aus irgendeiner 80er Jahre Doku im Kopfkino.
2.) Auch mal seine schlechteren Kämpfe in seiner ersten Karriere genauer beleuchten. Die schlechten Bewertungen sind in der Regel diejeniegen, die entscheiden, ob man das Küchengerät kauft oder nicht.
3.) Seine Knastzeit nicht zwingend als negativ für seine Karriere betrachten.


Tyson war auch in seiner selbstverschuldeten frühen "Prime" von 1986 bis vor den Brunokampf kein völlig unschlagbarer Überboxer. Das ist einfach Legende. Unschlagbare Boxer gibts sowenig wie unsinkbare Schiffe. Dem geneigten Boxfan seien die Kämpfe gegen Mitch Green, Quick Tillis oder Tony Tucker ans Herz gelegt, die zeigten dass man in den ersten brandgefährlichen Runden gegen Tyson mit solider Defensivarbeit wie schnellen Beinen, konsequentem Abklammern im Infight und vor allem Eiern in der Hose, indem man in die schnellen Attacken von Tyson selber Konter reinschlägt und trifft, gute Chance gegen ihn hatte. Styles make fights und diese Gegner waren jetzt keine boxerischen Genies, Tyson aber in weiten Teilen ebenbürtig. Tucker ist allerdings generell unterschätzt und ein Fall für sich. Tysons bester Sieg in seiner Karriere meiner Meinung nach. Schwerer Kampf.

In diesen Kämpfen hat young Tyson einige schwere Hände kassiert die ihm gegen schwere Puncher das Licht ausgemacht hätten. Zugegeben, Tyson hatte ein ordentliches Kinn und das hat ihn auch durch schwierige Situationen getragen. Es entwickelte sich aber eine Blueprint gegen ihn und die hat letztlich Buster Douglas dann final umgesetzt. Dessen Sieg war kein Zufall oder böse Machenschaften, böse Ringrichter oder ein schwacher Tyson, sondern ein Ergebnis der gemachten Hausaufgaben und der disziplinierten Umsetzung der Gameplans die eben insbesondere Tucker und Tillis gegen Tyson vormachten. Tyson war, auch in seiner Prime, trotz allem ein weitestgehend berechenbarer Boxer. Er prägte zwar den Spruch, "und was will mein Gegner mit seinem Gameplan, wenn ich ihn voll treffe?", aber gleiches galt auch umgekehrt. "Was will Tyson mit seinem Plan A, wenn ich ihn in seinen nicht vorhandenen Plan B zwinge"? Man wusste was er machen wird.

Tyson war in manchen Bezügen absolute Weltklasse, insbesondere was sein Lateral Movement, Kombos, Schlagkraft und Schlagschnelligkeit anbetraf, ohne jeden Zweifel ganz oben in der Historie des Schwergewichts, aber er hatte eben auch boxerische Schwächen, die aufgrund der relativ schwachen Gegnerschaft der 80er Jahre und seinem geschickten Management nicht so zum tragen gekommen sind und bis heute gerne ausgeblendet werden.

Tyson, auch in seiner Prime, hatte letztlich den "Fehler", dass er eigentlich nur diesen Plan A hatte. Der hieß in den ersten Runden den finalen KO-Schlag zu setzen. Gelang das nicht, weil der Gegner die oben benannten defensiven Tugenden hatte, zog sich der Kampf jedes Mal und es ist kein Zufall, dass Tyson in seinen 58 Kämpfen nur ein einziges Mal in der zweiten Kampfeshälfte einen Kampf vorzeitig gewinnen konnte. Das stimmt wirklich! (nur Ruddock 1 1991 kurz vor dem Knast, TKO7 und der Kampf war auch sehr eng). Alle anderen Kämpfe die in die zweite Hälfte gingen, verliefen in seiner ersten Karriere manchmal mühselig mit viel Geklammere und am Rande der psychischen Überforderung über die Punkte (Tillis, Green, Bonecrasher Smith, Tucker, Ruddock2), wobei er in der zweiten Hälfte oft einige Runden verlor, oder gingen in seiner zweiten Karriere nach dem Knast allesamt ohne Ausnahme fünfmal durch KO/TKO verloren.

Wäre Tyson letztlich fünf bis zehn Jahre später geboren worden, er wäre meines Erachtens in den 90ern nur in etwa in der Tua-/ Ibeabuchi-Liga gelandet. Ein unterhaltsamer Infighter, den die Leute sehen wollen und der auch passable KO´s eingefahren hätte und verrückte Dinge macht, aber für ganz oben hätte es vor allem mit der Dominanz die er in den 80er hinlegen konnte, wohl nicht gereicht. Der Hype wäre nicht entstanden. Holyfield und Lewis hätten ihn, wie ohnehin geschehen, nur früher, ausgeboxt und ausgeknockt. Die breite zweite Reihe der 90er hätte ihm in diesen Jahren 50-50 Kämpfe geliefert. Und hier kommen wir zur Knastzeit 1991-1995. Viele meinen, das habe Tyson geschadet und sehen das als Entschuldigung für spätere Niederlagen. Ich meine eher, es hat ihm einige schmerzhafte weitere frühere Niederlagen neben Buster Douglas erspart. In der Zeit hätte er als Nicht-WM wohl auch gegen Leute wie Prime-Bowe, Foreman 2.0, Prime-Ray Mercer, Ibeabuchi, Tua, Moorer, Corrie Sanders, Oliver McCall usw. boxen müssen. Alles Kämpfe, die keine Selbstläufer gewesen wären und alle mit hoher Wahrscheinlichkeit in die unangenehmen späten Runden gegangen wären. Tyson wäre da mental extrem gefordert gewesen. Die waren alle besser als seine 80er-Gegner. Ich würde schätzen, dass er Anfang der 90er gegen Bowe und Foreman auch ohne Knast, definitiv verloren hätte und gegen die anderen sehr enge Kämpfe gehabt hätte und die ein oder andere Punktentscheidung nicht bekommen hätte, insbesondere Mercer und Moorer. McCall wäre eine abgefuckte Psychonummer geworden. Axel Schulz wäre dann auch noch gekommen.....meine Güte.

Alles in allem sehe ich Tyson daher nicht in einer All Time HW Top10. Zwischen 10-15 geht meines Erachtens ok. Er hat ein schwaches HW als blutjunger Boxer eine Zeit lang dominiert, dafür Mega-Props, aber seine Schwächen, die bei neutralem Hinsehen einfach auch vorhanden waren, wären ihm in anderen Zeiten zum Verhängnis geworden. Dazu seine teilweise vielleicht sogar ein bißchen peinliche zweite Karriere nach dem Knast und den Holyfieldkämpfen in der er regelmäßig Skandale suchte....da fehlt irgendwie die Wiederauferstehung des Young Tysons, die wohl bei gewisser Disziplin vielleicht kurzzeitig drin gewesen wäre. Deswegen insgesamt boxerisch und mental groß, aber meiner Meinung nach nicht unter den Allergrößten in einer Top10.
 
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Devil

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Schlonski: Sehr starkes Posting. Differenziert, sachlich, informativ und objektiv. (y)

Dass tyson in den 90ern nur in der 2.Reihe gelandet wäre, glaube ich allerdings nicht.
 

Francois

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Schlonski: Sehr starkes Posting. Differenziert, sachlich, informativ und objektiv. (y)

Dass tyson in den 90ern nur in der 2.Reihe gelandet wäre, glaube ich allerdings nicht.

Der entscheidende Kampf um das zu verstehen ist Buster Douglas VOR dem Gefängnis. Man muss sich von all den Mythen die Don King danach gestrickt hat lösen und den Kampf einfach als das ansehen was er war, Ein Tyson in seiner Prime der auch nicht anders als in den Kämpfen davor gekämpft hat aber eben nun entsprechende mentale/körperliche und technische Gegenwehr hatte.

Kann man von Upset etc sprechen aber der Kampf war eben kein Sekundenknockout etc sondern ein systematisches auseinandernehmen von Tyson der wie in seiner gesamten Karriere zur zweiten Kampfhälfte hin körperlich aber eben auch mental abgebaut hat. Er hat Buster ja trotzdem einen guten Kampf geliefert. Das Muster zieht sich durch Tysons gesamte Karriere, da ist kein starker Bruch vor/nach Gefängnis. Kann man mit Corrie Sanders vs Wladimir vergleichen. Klar wars ein riesen Upset aber eher da man eben falsche Vorstellungen von Klitschkos Stärken/Schwächen hatte sein eigenes team inklusive. Dabei war Buster ein geiler Boxer aber eben verglichen mit den Top Leuten der 90er 2te Reihe und genau das ist Tyson. Schwer zu akzeptieren da er einen so spektakulären Stil hatte in den ersten Runden und technisch war das ja auch erste Sahne.
 

Schlonski

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Dass tyson in den 90ern nur in der 2.Reihe gelandet wäre, glaube ich allerdings nicht.

2.Reihe ist vielleicht zu hart ausgedrückt. Er wäre bei geschicktem Management wohl schon ein Beltholder für 3-4 Verteidigungen geworden (Bruno 2 und Seldon hat man ihm ja tatsächlich vorgesetzt) und irgendein Titel fiel ja ab und zu ab, geschicktes Management vorausgesetzt. Aber ein Undisputed wäre es meines Erachtens sehr wahrscheinlich nicht geworden. Dafür war die Undisputed-Linie mit Holy, Bowe, Foreman und Lennox einfach zu stark. Einzig Moorers kurze Regentschaft 1994 hätte ihm wohl eine kurze Chance geboten. Wäre aber auch 50-50 gewesen und wieder Voraussetzung, dass man Moorer genug Kohle bietet und der gleich Tyson boxt anstatt Foreman.

Tyson hatte für Ende 1991/Anfang 1992 ja schon den ersten Holyfieldkampf angesetzt gehabt, der wegen dem Knast ausfiel aber den er wahrscheinlich genauso wie dann 1996 verloren hätte. Das mögliche Rematch wohl auch. D.h. er wäre ohne Knast Mitte/Ende 1992 wahrscheinlich mit drei TKO-Niederlagen innerhalb von zwei Jahren da gestanden. Da hätte er sich auch erstmal wieder anstellen müssen und zumindest 2-3 Gatekeeper boxen müssen und der Undisputed wäre 1993-1995 dann trotzdem Bowe gewesen um den er als Gegner zum Thron dann kaum herumgekommen wäre. Gegen den hätte er dann womöglich 1993/94 auch nochmal ein- oder zweimal, je nachdem ob mit Rematch, wohl verloren. Jedenfalls wäre Bowe schon Favorit gewesen und angst hatte der keine. Es wäre irgendwie schwierig gewesen. Hätte Tyson in dieser Zeit erst angefangen, es wäre wohl noch schwerer geworden.

Man muss ihm daher insgesamt attestieren, dass er aus seiner Karriere trotz allem eine ganze Menge rausgeholt hat. Er war zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort und hatte zumindest in den 80ern ein sehr gutes Management, das vieles richtig gemacht hat. Das HW brauchte Mitte der 80er dringend Aufmerksamkeit, Larry Holmes konnte man nicht mehr sehen, die Videospielindustrie weitete sich auf Sportsimulationen aus die graphisch die Stars abbilden konnten, der Nintendo-Vertrag muss riesig gewesen sein. Aus Punch Out wurde Mike Tysons´ Punch Out und es war urkomisch. Die Leute konnten die ständigen Titelwechsel der 80er auch nicht mehr ertragen, zehn "Weltmeister" innerhalb von ein paar Jahren, (Dokes, Weaver, Witherspoon, Thomas, Smith, Coetzee, Page, Tubbs, Tate, Berbick). Da hat er schon gut aufgeräumt und wurde zu Recht zur Ikone stilisiert.
 

LeZ

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Tyson ist ein Paradebeispiel für Was-wäre-wenn. Er hat sich natürlich die Birne selbst mit Drogen und Party zerschossen, aber der Einfluss auf seine Leistung im Ring ist ja nicht von der Hand zu weisen. Die meisten Gegner hat er trotzdem zerlegt, und das in seiner Prime in beeindruckender Manier. Ist ja nicht so dass er in jungen Jahren nur alte Männer verkloppt hat, oder viel von Nehmerfähigkeiten leben musste. Er wurde schlicht kaum getroffen, und NIEMAND konnte nehmen was er schlug. Hieß ja nicht umsonst der Eisen-Michel.

Mit der real existierenden Karriere kann man ihn dann natürlich schlecht an #3 einsortieren, weil die nicht so prallen Kämpfe ja real waren. Im Bereich mythical matchups als prime Iron Mike unter D'Amato muss man ihn dann trotzdem als den Boxer sehen der er da war, und nicht im Kopf diesen Tyson durch den zugekoksten mentorlosen Mann ersetzen der er später war. Im ersteren Zustand hat er seine Bilderbuch-Meidbewegungen nicht nur an der Boxbirne sondern gegen körperlich bärenstarke Titelkämpfer im Ring im Titelkampf hinbekommen, und die konnten was dagegen tun ? Gar nichts. Null. Nix. Nada. In dem Zustand muss es einem Holyfield auch erstmal gelingen ihn permanent und nahe am Illegalen zu halten und mit dem Kopf zu bearbeiten. Ich sehe da für Holyfield kein Land. Auch Lennox Lewis würde sich da wesentlich schwerer tun.
 

Devil

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2.Reihe ist vielleicht zu hart ausgedrückt. Er wäre bei geschicktem Management wohl schon ein Beltholder für 3-4 Verteidigungen geworden (Bruno 2 und Seldon hat man ihm ja tatsächlich vorgesetzt) und irgendein Titel fiel ja ab und zu ab, geschicktes Management vorausgesetzt. Aber ein Undisputed wäre es meines Erachtens sehr wahrscheinlich nicht geworden. Dafür war die Undisputed-Linie mit Holy, Bowe, Foreman und Lennox einfach zu stark. Einzig Moorers kurze Regentschaft 1994 hätte ihm wohl eine kurze Chance geboten. Wäre aber auch 50-50 gewesen und wieder Voraussetzung, dass man Moorer genug Kohle bietet und der gleich Tyson boxt anstatt Foreman.

Tyson hatte für Ende 1991/Anfang 1992 ja schon den ersten Holyfieldkampf angesetzt gehabt, der wegen dem Knast ausfiel aber den er wahrscheinlich genauso wie dann 1996 verloren hätte. Das mögliche Rematch wohl auch. D.h. er wäre ohne Knast Mitte/Ende 1992 wahrscheinlich mit drei TKO-Niederlagen innerhalb von zwei Jahren da gestanden. Da hätte er sich auch erstmal wieder anstellen müssen und zumindest 2-3 Gatekeeper boxen müssen und der Undisputed wäre 1993-1995 dann trotzdem Bowe gewesen um den er als Gegner zum Thron dann kaum herumgekommen wäre. Gegen den hätte er dann womöglich 1993/94 auch nochmal ein- oder zweimal, je nachdem ob mit Rematch, wohl verloren. Jedenfalls wäre Bowe schon Favorit gewesen und angst hatte der keine. Es wäre irgendwie schwierig gewesen. Hätte Tyson in dieser Zeit erst angefangen, es wäre wohl noch schwerer geworden.

Man muss ihm daher insgesamt attestieren, dass er aus seiner Karriere trotz allem eine ganze Menge rausgeholt hat. Er war zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort und hatte zumindest in den 80ern ein sehr gutes Management, das vieles richtig gemacht hat. Das HW brauchte Mitte der 80er dringend Aufmerksamkeit, Larry Holmes konnte man nicht mehr sehen, die Videospielindustrie weitete sich auf Sportsimulationen aus die graphisch die Stars abbilden konnten, der Nintendo-Vertrag muss riesig gewesen sein. Aus Punch Out wurde Mike Tysons´ Punch Out und es war urkomisch. Die Leute konnten die ständigen Titelwechsel der 80er auch nicht mehr ertragen, zehn "Weltmeister" innerhalb von ein paar Jahren, (Dokes, Weaver, Witherspoon, Thomas, Smith, Coetzee, Page, Tubbs, Tate, Berbick). Da hat er schon gut aufgeräumt und wurde zu Recht zur Ikone stilisiert.

Das ist jetzt aber alles nur pure Spekualiton.

Was den Kampf mit Douglas betrifft, ist es nunmal schon so, dass Tysons Vorbereitung auf den Kampf, die berichte gabs ja schon vor dem Kampf, einfach unter aller Sau war. Und Douglas hat auch einfach einen starken kampf geliefert.
 

Schlonski

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Das ist jetzt aber alles nur pure Spekualiton.

Ja, ist es natürlich. Aber die Indizien die wir haben sprechen eher dafür als dagegen, dass es so gelaufen wäre. Holyfield hätte denselben Kampf 1992 wie 1996 geführt und Tyson wäre auch 1992 mental der schwächere gewesen. Prime-Bowe 1993-1995 wäre für Tyson eine sehr harte Nuß gewesen. Der konnte bekanntlich massiv einstecken und war exzellenter Infighter trotz seiner Größe. Auch schlug der unheimlich viele Winkel, Tysons Bob ´n Weave wäre da zumindest relativiert gewesen. Bowes Aufwärtshaken hätte wohl irgendwann gesessen. Tyson wurde, ich glaube kurz bevor er in den Knast kam, gefragt ob er Bowe boxen würde und er sagte sinngemäß, dass er das lieber nicht täte, er wisse nicht, ob er da noch mit Bewusstsein rauskäme. Tyson war ja sein Kumpel aus derselben Hood in Brooklyn und die beiden waren auch in derselben Elementary School. Der wusste schon was für ein Beast Bowe war.
 

Harman

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man muss sich mit den Lebensumständen Tysons befassen. Natürlich war er physisch in seiner Prime als er 90 gegen Douglas verlor, aber was nutzt das wenn der Kopf nicht mehr mitspielt? Physisch Prime, psysisch über den Berg.. Der boxte doch seit 89 nur noch fürs Geld und war vom Kopf her schon fertig mit dem Boxen. Dazu Frauenprobleme, Drogenprobleme, Alkoholprobleme, selbstmordversuche, der Knast und 4 Jahre auszeit..

Der verfall seiner fähigkeiten, den rauswurf von Rooney welcher maßgeblich an seinen erfolgen beteiligt war. Tyson war halt kein Ali und benötigte jemand der ihn lenkt. Innerhalb und Außerhalb des Rings..

Und mal im ernst, wenn man zwischen 86-88 und 95-2003 keinen Unterschied sieht, dann weiß ich es auch nicht.
 

LeZ

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Das hat natürlich jetzt eine gewisse Ironie, die Leistung eines Tysons mit wenigen Jahren Prime mit der mythischen Leistung eines prime Boxers zu relativieren dessen eigene Prime 5 Minuten innerhalb eines Kampfes waren.

Wir sind jetzt auf dem Gebiet nebelumwaberte Meinung im Sumpf des Gefühls, aber meine Meinung im Nebel dazu - prime Holyfield hat keine Chance gegen prime Tyson, trifft diesen ohne illegales Halten und Schlagen nicht so oft wie er selbst kassiert, und muss dem mit der Zeit Tribut zollen (beide gehen nicht als die gleichen aus dem Kampf raus, Holyfield aber als Verlierer). Das gilt noch im größeren Maß erst Recht für Bowe, wobei der in seinen wirklich besten Moment wesentlich besser war als man beim Betrachten der Golota-Kämpfe meint. Bowe war anfangs ein richtig starker orthodoxer Boxer-Puncher, erwischt prime Tyson aber sicher nicht oft genug mit einem Uppercut weil der sehr stark gemieden hat und auch nicht mit einem Schlag auszuknocken war, und geht gezeichnet aus so einem Kampf.

Mein Nebel ist viel besser als der anderer Leute!

Prime Bowe, wobei er da meiner Meinung nach schon auf dem absteigenden Ast und mental nicht völlig klar auf der Reihe war. Kassiert zuviel und boxt viel aus dem Clinch, was Tyson unter allen Umständen durch Meiden und Movement vermeiden würde:

Nehmen wir mal als Vergleich Tyson gegen einen ähnlich boxenden Mann den Mike auch nicht ausknocken konnte:

Tucker erwischt ihn mit einem Uppercut, boxt aber auch ganz anders, nämlich aus dem Rückwärtsgang und sich permanent von Tyson wegbewegend:
 
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Schlonski

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Und mal im ernst, wenn man zwischen 86-88 und 95-2003 keinen Unterschied sieht, dann weiß ich es auch nicht.

Zwischen 86-88 und 95-96 war meines Erachtens wenig erkennbarer Unterschied. In den ersten Minuten war Tyson vorher vielleicht aggressiver und eine Spur mehr im Vollgasmodus mit Bob and Weave, aber ab der 2.Runde ist das 1989 und 1996 meines Erachtens recht ähnlich. Nach den Holyfieldkämpfen ging es aber natürlich bergab.


 
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Harman

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Zwischen 86-88 und 95-96 war meines Erachtens wenig erkennbarer Unterschied. In den ersten Minuten war Tyson vorher vielleicht aggressiver und eine Spur mehr im Vollgasmodus mit Bob and Weave, aber ab der 2.Runde ist das 1989 und 1996 meines Erachtens recht ähnlich.




Bruno ist kein gutes Beispiel da war Rooney schon weg und er nahm viele Treffer. Der von dir besagte Tucker Kampf passt eher.

Tysons Jab war Mitte der 90er fast nicht mehr vorhanden oder wurde als Alibi geschlagen.

Gerade in den 80er diente der Jab als dampframme geschlagen bevor die harten Treffer kamen. Dazu war sein Jab damals richtig gut. Drehte den Oberkörper voll rein und traf große Leute wie Tucker meist zuerst.

Nach dem Knast waren die meidbewegungen kaum noch da außer in den ersten Runden. Der Speed ließ nach, genauso die kondition und dadurch seine Kombinationen.

Dazu der ständige Ringrost durch die vielen und zu langen Pausen, sperren etc..

Schuld daran ist natürlich nur er selbst
 

Schlonski

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Bruno ist kein gutes Beispiel da war Rooney schon weg und er nahm viele Treffer. Der von dir besagte Tucker Kampf passt eher.

Tysons Jab war Mitte der 90er fast nicht mehr vorhanden oder wurde als Alibi geschlagen.

Gerade in den 80er diente der Jab als dampframme geschlagen bevor die harten Treffer kamen. Dazu war sein Jab damals richtig gut. Drehte den Oberkörper voll rein und traf große Leute wie Tucker meist zuerst.

Nach dem Knast waren die meidbewegungen kaum noch da außer in den ersten Runden. Der Speed ließ nach, genauso die kondition und dadurch seine Kombinationen.

Dazu der ständige Ringrost durch die vielen und zu langen Pausen, sperren etc..

Schuld daran ist natürlich nur er selbst

Kann man so stehen lassen(y)
 

M-shock

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2.Reihe ist vielleicht zu hart ausgedrückt. Er wäre bei geschicktem Management wohl schon ein Beltholder für 3-4 Verteidigungen geworden (Bruno 2 und Seldon hat man ihm ja tatsächlich vorgesetzt) und irgendein Titel fiel ja ab und zu ab, geschicktes Management vorausgesetzt. Aber ein Undisputed wäre es meines Erachtens sehr wahrscheinlich nicht geworden. Dafür war die Undisputed-Linie mit Holy, Bowe, Foreman und Lennox einfach zu stark. Einzig Moorers kurze Regentschaft 1994 hätte ihm wohl eine kurze Chance geboten. Wäre aber auch 50-50 gewesen und wieder Voraussetzung, dass man Moorer genug Kohle bietet und der gleich Tyson boxt anstatt Foreman.

Tyson hatte für Ende 1991/Anfang 1992 ja schon den ersten Holyfieldkampf angesetzt gehabt, der wegen dem Knast ausfiel aber den er wahrscheinlich genauso wie dann 1996 verloren hätte. Das mögliche Rematch wohl auch. D.h. er wäre ohne Knast Mitte/Ende 1992 wahrscheinlich mit drei TKO-Niederlagen innerhalb von zwei Jahren da gestanden. Da hätte er sich auch erstmal wieder anstellen müssen und zumindest 2-3 Gatekeeper boxen müssen und der Undisputed wäre 1993-1995 dann trotzdem Bowe gewesen um den er als Gegner zum Thron dann kaum herumgekommen wäre. Gegen den hätte er dann womöglich 1993/94 auch nochmal ein- oder zweimal, je nachdem ob mit Rematch, wohl verloren. Jedenfalls wäre Bowe schon Favorit gewesen und angst hatte der keine. Es wäre irgendwie schwierig gewesen. Hätte Tyson in dieser Zeit erst angefangen, es wäre wohl noch schwerer geworden.

2. Reihe wäre Tyson auch 93-95 nie gewesen. MMn würden Tyson, Holyfield, Lewis und Bowe die Spitze bilden. Die Reihenfolge kann man drehen wie man will, da jeder andere Stärken und Schwächen hat.
Tyson hätte immer seine Probleme mit Holyfield oder Lewis gehabt, der deckungslose Bowe widerum hätte ihm mMn gut gelegen.

Das du Foreman gegen Tyson vorne und es gegen Moorer 50/50 siehst wundert mich.

Foreman war natürlich gesegnet mit einer wahnsinnigen Schlagkraft (wobei ich mich bis heute frage wie er die mit seinen geschobenen Schlägen umgesetzt hat). Allerdings war er auch praktisch ohne Deckung. Und ich kann mir nicht vorstellen das Foreman länger als 5 Runden Tysons Schläge hätte nehmen können.

Moorer war definitiv ein Top Boxer und sehr unterschätzt. Die Schläge der Heavy Hitter im Schwergewicht konnte er aber nicht nehmen. Siehe Foreman oder Tua. Auch im ersten Holyfield Kampf geht er bei der ersten harten Hand Holyfield's in der 2. Runde sofort runter.
Tyson wäre für ihn, ähnlich wie Tua, absolutes Kryptonit.


MMn sieht man sogar erst nach der Knastzeit wie gut Tyson wirklich war.
Nicht weil er nach dem Gefängnis besser gewesen wäre, das war er nicht.
Sondern weil er, trotz seiner privaten Probleme (Alkohol, Tabletten, Koks, schlechte Vorbereitungen), immer noch mit der Weltspitze mithalten konnte.
Ich würde sagen das er gegen jeden (ausgenommen Lewis und Holyfield) von 1995 - 2000 Favorit gewesen wäre.
 
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Paulie Walnuts

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Weit über die Hälfte der Abstimmungsteilnehmer hier sieht Mike Tyson in der Geschichte des Heavyweights zwischen Platz 1 und Platz 5 (all time). Ich denke, dass damit Tyson, seine Karriere und seine boxerischen Skills mehrheitlich in der historischen Dimension etwas überschätzt werden.

Ali, Foreman, Lennox Lewis, Joe Louis, Holyfield, evtl. auch noch Rocky Marciano stehen ohne Frage vor Tyson. Platz 6 - 10, da kann man ihn nachvollziehbar einordnen, wenn es um die Erfolge, die Karriere, die Legacy und die boxerischen Fähigkeiten geht.

Mit möglichen Fragen wie: was wäre ohne Knast passiert, was wäre passiert, wenn er optimal betreut worden wäre, wenn er ein optimales Umfeld gehabt hätte oder wenn er seine prime in den 90ern gehabt hätte usw. usw. dreht man sich letztlich aber im Kreis. Bringt nichts.

Irgendwo zwischen Platz 6 und Platz 10 (all time) könnte man ihn ohne Gewissen einordnen. Ich könnte aber auch gut begründete Argumente verstehen, wenn man ihn knapp außerhalb der Top 10 sieht. In die Bewertung geht ja im Prinzip alles ein: boxerische Skills, Qualität der Gegner, Länge der Regentschaft, wieviel Titelverteidigungen insgesamt, wie ist seine prime einzuschätzen, wie lange war die prime, Karrierestatistiken und Record insgesamt.

Für die Top-5 all time reicht es jedenfalls nicht, da sieht ihn die knappe Mehrheit des Forums aus meiner Sicht etwas zu hoch.
 

Harman

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Ali, Foreman, Lennox Lewis, Joe Louis, Holyfield, evtl. auch noch Rocky Marciano stehen ohne Frage vor Tyson. Platz 6 - 10, da kann man ihn nachvollziehbar einordnen, wenn es um die Erfolge, die Karriere, die Legacy und die boxerischen Fähigkeiten geht.

ja das kommt definitiv hin, aber die boxerischen fähigkeiten??

Tyson steht von den Skills her weit über einem Foreman oder Marciano. Auf grund seines Körperbau gab es für ihn fast nur einen Stil aber den beherrschte er perfekt.. Allein die Beinarbeit (völlig unterschätzt), der auslagenwechsel, Strom links wie rechts in den Fäusten, die Konter, seine defensive..
 

LeZ

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Auch krass sich im Nachhinein noch mal anzusehen was für ein Hemd Tyson im Vergleich zu den anderen Klötzen war. Sieht aus wie drei Gewichtsklassen kleiner.

Trotzdem konnten sich auch Top-Boxer nur mit permanentem Halten aus der Affäre ziehen. Würde man die Klitschko-Maßstäbe auch mal bei solchen Größen anwenden, müsste man den Gegnern in Summe ca. 500 Punkte abziehen, oder DQs wie Popcorn verteilen.
 
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