Wochenende und heute:
"Ein Freund von mir" (2006)
Daniel Brühl und Jürgen Vogel sind wohl alles andere als meine Lieblingsschauspieler, ohne Ausstrahlung und oft austauschbar der Eine, in erster Linie Selbstdarsteller der Andere. Dennoch hat das Zusammenspiel der Beiden hier durchaus Spaß gebracht, vor allem Vogel kann konsequent seinem Image entsprechend den leicht verschrobenen, dennoch liebenswerten Sonderling ausleben und reißt so selbst den unvermeidlichen, dauer-gelangweilt dreinblickenden Brühl mit.
Positiv die anhaltende Situationskomik, die phantasievollen Dialogideen und die melancholisch-jugendliche Grundstimmung im Zusammenhang mit einem für mich grandiosen Soundtrack. 8/10
"Carrie" (1976)
Horrorfilm von Brian de Palma nach einer Romanvorlage von Stephen King. Die Stärke des Films ist in erster Linie die genreuntypische psychologische Tiefe seiner Protagonistin - zunächst als introvertierte Außenseiterin mit "Begabung" (Telekinese) vorgestellt kämpft Carrie sowohl daheim gegen die strenggläubige Mutter um ihre Rechte als auch im Schulkreis um Anerkennung. Sissy Spaceks Wandlungsfähigkeit und durchweg beunruhigende Ausstrahlung trägt den Film und kann so zumindest teilweise die Klischeehaftigkeit der anderen Charaktere wett machen.
Als angenehm empfand ich ebenfalls, dass die Story- und Charakterentwicklung im Vordergrund steht, und vom letzten Drittel abgesehen die Schock-Momente sparsam eingesetzt werden. 7/10
"Der große Japaner" (2007)
Zweifelsfrei der für mich seltsamste Film zuletzt. In der Grundidee als Reality-Doku über einen Superhelden angelegt, der sich im wahren Leben so irgendwie durchschlägt, jedoch äußerst wandlungsfähig ist, wenn er gebraucht wird. [-> heißt hier: Riesen-Monster bedrohen die Großstädte]
Vor allem die Darstellung der verschiedenen Monster ist ungemein originell, die gezeigten, computergenerierten Kämpfe (innerhalb der Story auch live im japanischen TV ausgestrahlt) sind auf kaum zu beschreibende Weise abstrakt und witzig. Glücklicherweise steht dennoch die "Reallife-Show" über eben jenen Menschen innerhalb seines Alltags im Mittelpunkt. Wie für das Genre typisch entstehen die Dialoge direkt beim Dreh, ein Team mit Handkamera begleitet den "großen Japaner", ein Interviewer befragt zusätzlich Angehörige und Bekannte.
Dabei kommt nach und nach raus, dass Daisatou ein bemitleidenswerter Mensch ist, dessen Job in erster Linie von einer profitorientierten Managerin kontrolliert wird, die sowohl um Einschaltquoten, als auch um Werbeverträge kämpft.
Auch wenn der große Japaner keinen Ruhm mehr genießt, wenn sein Familienleben problematisch läuft und viele Aspekte seines Lebens traurig zu sein scheinen präsentiert der Film dies auf eine angenehm trocken-humorvolle Art, die in vielen Momenten ins trashig-abgedrehte abrutscht. Viele phantasievolle Ideen werden untergebracht, die medienkritische Grundhaltung der Macher ist durchweg präsent, das Ende wirft dann leider weit mehr Fragen auf als es Antworten geben kann. 7/10