The Town (2010)
Ein ziemlich unterhaltsamer Film, an dem man allerdings keine höheren Ansprüche stellen sollte.
Neben der total an den Haaren herbeigezogenen Prämisse (Geiselnehmer verliebt sich in Geisel, die natürlich vielleicht etwas gesehen haben könnte und nebenbei mit dem FBI zusammenarbeitet um ihren Lover zu schnappen) bringt Ben Affleck jedes nur erdenkliche Gangster- bzw Bankraub Klischee unter, dass das Kino zu bieten hat. Das fängt schon damit an, dass im Zentrum der Story der "sympathische Kriminelle" steht, der nach einem letzten großen Ding endlich alles hinter sich lassen will um irgendwo noch mal ganz neu anzufangen. Ist natürlich alles nicht so einfach, wenn man sein ganzes Leben in einem kleinen Bostoner Stadtteil namens "Charlestown" verbracht hat. Ein Gebiet, in dem laut FBI Bankraub ein Gewerbe ist. So haben sowohl der Gangboss, seine langjährige Freundin und vor allem der Jugendfreund und jetzige Partner, der nebenbei gesagt von Jeremy Renner als kaltherziger, kompromissloser und äußerst konfliktbereiter
natural born gangster dargestellt wird, allesamt sehr gute Gründe Affleck zum Bleiben zu
überreden.
Dann gibt es noch die Seite des Gesetzes, verkörpert durch Jon Hamm. Er bekommt überraschend viel Screentime, trotzdem verpasst es "The Town" um Längen mit ihm einen starken Kontrahenten, wie es z.b. Pacino in Heat war, in dem Film unterzubringen. Ein paar starke Momente, bspw. im Verhörzimmer mit Renner oder Affleck, bekommt er natürlich.
Durch die nochmal eine halbe Stunde längere Extended Version bestätigt sich der Eindruck wahrscheinlich umso mehr, dass Affleck hier ein großes Crime-Epos aufziehen wollte, daran aber um Längen scheitert. Er hat einfach nicht die Originalität oder die inszenatorische Raffinesse dafür. Vor allem gemessen an offensichtlichen Vorbildern wie Heat oder Léon.
Was er dafür hat ist die ein oder andere gelungene Verfolgungsjagd, einen direkten und schön vorwärtsgerichteten Erzählstil und ein nahezu perfektes Darsteller Ensemble, in dem neben Affleck selbst Jeremy Renner und Pete Postlethwaite glänzen. Auch die Charaktermomente sind sicher nicht perfekt, aber meist sehr solide. 7/10
P.S. In der Kinofassung kommt das bestimmt nicht vor, aber im neuen Cut gibt es nahezu den selben Dialog tatsächlich zweimal. Sehr ärgerlich. Trotzdem empfehle ich diese Version, die nur auf der Blu Ray drauf ist, da die zusätzlichen Szenen meiner Ansicht nach ziemlich wichtig sind. Ich sollte aber wohl sagen, dass hauptsächlich die Lovestory Affleck / Hall ausgebaut wird.
Devil (2010)
Nach einer Idee von M. Night Shyamalan. Fünf Leute bleiben im Fahrstuhl stecken, einer von ihnen ist der Teufel. Das ist eine Stunde lang ziemlich spannend und eindringlich, verliert sich jedoch in den letzten 15 Minuten in Trash und religiöser Moral. Trotzdem besser als alle Shyamalan Regiearbeiten seit gefühlter Ewigkeit. 5.5/10
Get Him to the Greek (2010)
Gefiel mir besser als "Forgetting Sarah Marshall", in dem Aldous Snow seinen ersten Auftritt hatte. Aber vergleichen kann man die beiden Streifen natürlich nicht. Während die Leute in "Forgetting Sarah Marshall" hauptsächlich rumsitzen und erzählen ist hier alles ständig in Bewegung. Auf Party folgt Gerenne, dann noch eine Party, etwas Gehaue, die Party geht weiter, dann wird wieder gerannt. Am Ende ist alles eine große Party.
Aldous Snow ist eine gute und witzige Hauptfigur, ständig zwischen egoistischem Wahnsinn und Zerbrechlichkeit, völlig unberechenbar. Jonah Hill ist belanglos und austauschbar. Finde den Kerl einfach nicht witzig, vielleicht hätte Apatow Seth Rogen hier bringen können.
Die Lacher sind meist billig, aber nicht immer schlecht. Insgesamt keine besonders gute, aber immer noch überdurchschnittliche Komödie. 6/10
Festen (1998)
Dogma Film über eine große Geburtstagsfeier in einem Landhaus, auf der die Partygesellschaft durch ein dunkles Familiengeheimnis geschockt wird.
Nach und nach brechen alle Fassaden zusammen, all die dunklen Seiten kommen zum Vorschein.
Auch wenn durch den Stil natürlich alles einen realistischen Rahmen bekommt bewirken Handkamera in Verbindung mit flackerndem Licht oft das Gegenteil. Der Film von Thomas Vinterberg ist sehr intensiv, hat dazu grandiose Darsteller hat und verbreitet ein unbehagliches Gefühl. Er schafft es allerdings nicht, sich gänzlich von Klischees und sich konstruiert anfühlenden Dialogen zu befreien. 7.5/10