Wie TT#18 bereits sagte, findet überhaupt keine echte Entmystifizierung, eher wird das Mysterium noch verstärkt im Kontext der Geschichte. Batman als Symbol steht mehr Vordergrund, das Geheimnis um ihn ist ein größeres. Uns wird jedes mal vor Augen gehalten, dass die Menschen in Gotham nicht sicher sind ob er ein Held ist oder nicht. Im Vergleich dazu, spielt das bei den alten Batmanfilmen keine so große Rolle. Batman ist ein Held und das einzige interessante ist seine wahre Identität.
Das sehe ich eben anders. Für die (fiktiven) Einwohner Gothams bleibt Batman vielleicht ein Symbol und Mysterium. Aber der Zuschauer erfährt alles! Batmans Vergangenheit, seine Kniffe und Tricks, seine Gadgets - alles wird ans grelle Tageslicht gezerrt und dem Zuschauer solange haarklein erklärt, bis der denkt "Wäre heute auch alles machbar". Exemplarisch dafür ist für mich, wenn Batman in TDK den Bösewicht in Peking fängt. Lucius Fox wird unter einem Vorwand in die Firma eingeschleust, deponiert das Handy, Batman kann zuschlagen und schafft mit einem weiteren (vorher breit erklärten) Gadget die Flucht. Das ist für mich nicht mehr der "alte Batman". Das ist eine Mischung aus Heist-Coup à la Oceans Eleven und Jason Bourne. So seh ich das zumindest. Und das mein ich eben auch mit "realistischer Ansatz" und "Entmysthifizierung". Die einzige Frage, die für mich bezüglich der Figur des Batman/Bruce Wayne offen bleibt, ist, wie der es schafft, seine Stimme so lustig zu verstellen... Nee, im Ernst, die mysteriöseste Figur der neuen Reihe ist für mich der Joker. Einfach weil der nicht bis zum Exzess erklärt wird. Der Joker bleibt für den Zuschauer ein Mann ohne Vergangenheit, der seine Geschichte immer wieder selbst neu erfindet. Und dieser Umstand macht ihn für mich zum schrecklichsten, unberechenbarsten Batman-Gegenspieler.
Die vielen "realistischen" Gadgets und das an unsere Zeit gehaltene Setting täuschen über die Tatsache hinweg, dass diese 3 Filme im Prinzip ein Heldenepos sind. Der Held, der in großen Dimensionen denkt, sich eine Legende aufbaut und dessen Werte einem perfekten Ritter gleichen.
Da kann ich nur teilweise zustimmen. Klar soll der Rahmen der Trilogie ein Epos sein. Aber das hat ja nichts mit Realismus zu tun. Der Pate ist ebenso ein Epos. Und ein (übernatürlicher) Held ist Batman ja wie gesagt nur für die Einwohner Gothams. Der Zuschauer aber kann immer hinter die Kulissen schauen. Für den Zuschauer bleibt Batman freilich trotzdem ein Held. Aber nur weil er eigentlich ein "normaler" Mensch ist, der aktiv für seine Überzeugung eintritt und dabei sein Leben riskiert.
Und selbst diese gnadenlose Überzeugung wird in den neuen Teilen imo deutlich abgeschwächt. Der Zuschauer bekommt zwar erzählt, dass Bruce Wayne es als seinen Auftrg ansieht, Gotham um jeden Preis retten zu wollen, aber wir sehen es viel zu selten. Vor allem in TDK ist Batman kein manisch getriebener, gepeinigter Charakter mehr. Er scheint eher ein smarter, relaxter Bat-Yuppie zu sein. Ein Hedonist, der Witze reisst und mit Stöckelwild im Pool rumplanscht. Jetzt kann man einwerfen, dass das wie in den Comics nur Fassade ist. Aber gibt es keine andere Tarnung, seine Abweseheit zu kaschieren, als mit den anorektischen Cosmopolitanschiksen vom russischen Staatsballet auf Kreuzfahrt zu gehen - und dabei erstmal in der Sonne zu lümmeln? Bruce Waynes beinahe heiliger Auftrag scheint in solchen Momenten ganz weit weg. Da scheint er einfach viel eher entspanneter Strahlemann und Womanizer als zerrissene Seele.
Diese Entschärfung von Konflikten wird ja auch im Duell mit dem Joker deutlich. Der Joker ist ja in den Comics eigentlich sowas wie das groteske Spiegelbild Batmans. Die beiden brauchen einander. Batmans Joker ist Sherlock Holmes Morriarty. Der Joker ist den selbstzerstörerischen Weg, auf dem sich Batman ebenfalls befindet, nur bereits zu Ende gegangen. Dieser Konflikt wird im Film aber höchstens angedeutet ("Madness is like gravity. All it takes is a little push / You're just a freak like me). Eher wirkt es so, als sei Batman einfach nur sauer, weil der Joker sein love interest getötet und die Stadt ins Chaos gestürzt hat.
Batman war nur im ersten Tim Burton Film mysterisch, was nur zur Einführung des Charakters diente. Da wir aber in beiden Filmvarianten seine Identität und Teile seiner Vorgeschichte kennen, spielt das mMn keine allzu große Rolle. Was übrig bleibt ist der Vergleich in den restlichen Filmen. Da haben wir auf der einen Seite den Batman, der nur im Schatten agiert und nur wenn es nicht anders geht, auftaucht und dann auch sofort von der Polizei gejagt wird. Und dann auf der anderen Seite den Batman der die helle Bühne betritt und sich als Held präsentiert. Im Kontext der Geschichte ist Nolans Batman das größere Mysterium.
Da sind wir dann wohl einfach unterschiedlicher Meinung. Für den Zuschauer ist Nolans Batman imo nämlich fast gar kein Mysterium mehr. Und darauf will ich ja logischerweise hinaus, wenn ich von "realistischer Ansatz" spreche.
Was Gotham selbst angeht sollte man bedenken, dass dieser gothische Stil auf Tim Burtons Mist gewachsen ist. Im ersten Teil war es noch relativ neutral und New York diente als Vorlage
Ich habe nicht sooo viele Comics gelesen, bin mir aber einigermaßen sicher, dass diese gothischen Elemente teilweise schon lange vor dem Burtonstreifen zu finden sind. Vor allem aber ist Gotham eine dunkle, geheimnisumwitterte Stadt, ständig ins Halbdunkel getaucht mit verwinkelten Gassen. Ich habe nichts gegen New York als Schauplatz an sich, aber das New York in TDK und TDKR wirkt auf mich nicht geheimnisvoll, sondern teilweise beinahe steril. Wie die Figuren wurde eben auch der Schauplatz "entzaubert".
Wie gesagt, ein wirklich realistischer Batman würde mit Batman Begins anfangen und würde dann mit sehr verstärkten Fokus auf Batman liegen. Dazu gibt es viele gute Adaptionen sogar im Animatedbereich wie z.B. "Batman:Year One" oder "Under the Red Hood". Als Beispiel ist da seine No Guns Regel die seinem besten Freund damals das Leben gekostet hat. Ein moralischer Zwiespalt zwischen eigener Überzeugung und Menschen die ihm was bedeuten. Das wurde wie gesagt nur leicht angekratzt (Rachel und Harvey in TDK) und auch lächerlich schlecht behandelt (er steht auf dem Aschehaufen und posiert schön...nice)
Diese Adaptionen kenne ich nicht.Ich wollte auch nie behauptet haben, dass der neue Batman eine superdetaillierte Charakterstudie sei. Es ist und bleibt ein Actionfilm Dass die Figur des Batmans aber vor den Augen des Zuschauers in weiten Teilen dekonstruiert, in seine Einzelteile zerlegt und erläutert wird, ist eine Meinung bei der ich bleibe.
Achja und eins noch: Sein Anzug wiegt bestimmt keine +40kg. Das widerspricht seiner Kampfausbildung (Ninja) und allgemeiner Logik (Wer kann sich mit 40kg mehr denn noch ordentlich bewegen).
Ich hab bei Wiki vorher noch gelesen, dass eine Schutzweste bis zu 30 Kilo wiegen kann. Da der Batsuit aber nicht nur ne Weste, sondern ein Ganzkörperschutz ist, hab ich mal noch 10 Kilo draufgepackt. Aber ja, ich hab wenig Ahnung von Materialien und wieviel das Ding letztendlich wiegen soll. Die Szene sollte, wie gesagt, auch nur als Beispiel dienen, dass mir gewisse Dinge bei den älteren Verfilmungen gar nicht aufgefallen wären, die mich bei den neuen Filmen, gerade durch das realistisch angehauchte Setting, irritieren würden.
Edit: Ist es eigentlich ok, dass wir uns hier ellenlanges Gequatsche über den Realismus von Batmanverflimungen abhalten? Ich hab das Gefühl, wer hier nur reinschaut, um neue Filme bewertet zu sehen, könnte mittlerweile ziemlich genervt sein.