Winter's Bone (2010)
Ein reichlich sprödes Heimatportrait, dessen angenehm klischeefreier und dadurch unvorsehbarer Thrillerplot zwar das ganze Treiben zusammenhält, sich aber ansonsten nicht übermäßig in den Vordergrund drängt.
Der Fokus liegt, und das in sehr gemächlichem Tempo, auf kleinen Alltagsbegebenheiten. Die 17jährige Ree kümmert sich mehr oder weniger alleine um ihre kleine Familie, um die kranke Mutter und ihre beiden jüngeren Geschwister. Ist Lehrerin (mehr in praktischen Dingen wie das Jagen und Zubereiten von Eichhörnchen), Mutter und Freundin zugleich.
Jennifer Lawrence spielt diese schwierige Aufgabe verblüffend glaubwürdig. Natürlich hat sie nicht viel zu lachen, gibt sich vielleicht tougher als sie ist. Und, was ich trotz aller Verschlossenheit ihrer Figur erwartet habe, verzichtet der Film darauf ihr und dem Zuschauer diesen typischen emotionalen Ausbruch zu gestatten. Gibt es hier nicht, toll.
Auch davon abgesehen verzichtet Winter´s Bone überhaupt auf klassische Höhepunkte oder gar dramatische Wendungen. Womöglich reißerische Themen, wie das Meth Kochen irgendwo im Hinterland, werden nur angedeutet.
Man hat hier genug eigenwillige Charaktere in schwierigen Beziehungsgeflechten, denen durchweg gute und intensive Dialoge in den Mund gelegt werden. Auch wenn sie diese mit ungewohntem Dialekt vortragen müssen.
So kann ich zwar gut nachvollziehen, warum Winter´s Bone in Sundance ausgezeichnet wurde, der Einblick in das arme, triste Leben irgendwo in Süd Missouri ist aber trotzdem verdammt sperrig. 6/10
The American (2010)
Ich konnte dem Film nicht so viel abgewinnen wie De Dreier. Anton Corbijn, dessen Stil ich in Control absolut fesselnd fand, gelingen zwar weiterhin beeindruckende Bilder, jedoch verpasst er es diesmal seinen Figuren die nötige Tiefe hinter dem schönen Glanz zu verleihen.
Dazu hätte ich wetten können hier ein Remake zu sehen. Ich konnte dann kaum glauben, dass dieser Stoff wirklich zum ersten Mal verfilmt wurde. Bekannte Handlungsmotive aufzugreifen ist ja kein Problem, aber so gar keine neuen Ideen hinzuzufügen finde ich enttäuschend. Beispielsweise gelang Jim Jarmusch mit "The Limits of Control" ein detaillierter und stilistisch spannenderer Blick auf die kleinen und akribisch ausgeführten Alltäglichkeiten, auf die punktgenaue Vorbereitung vor dem nächsten Auftrag oder auf die berufsbedingte Einsamkeit eines Killers.
So mögen die einzelnen Zutaten durchaus passen (klar, Clooney ist immer sehenswert), das Ergebnis schmeckt aber mehr als abgestanden. 4/10
127 Hours (2010)
Außerordentlich unterhaltsam inszeniert, dieses letzte und kompromisslos formulierte Gefühl der (Todes)angst und Beklemmung hat mir aber gefehlt. Anstatt den Zuschauer intensiv teilhaben zu lassen kümmert sich Boyle lieber abwechselnd um Träume, (langweilige) Erinnerungen und Wahnvorstellungen seines Protagonisten.
Während Aron Ralston mehrere Tage absolute Stille um sich hatte gibt es das für den Kinogänger nicht eine Minute. Immer gibt es irgendwelche Action, der einfache Vorgang des Trinkens wird dann halt aus der Flasche gezeigt. Ich persönlich hätte doch ab und an auf diese überhöhte Ästhetik verzichten können.
Boyle hat aber natürlich zu viel Talent, als das er den Film dadurch wirklich kaputt macht - so ist bspw. das Radiointerview wirklich toll gefilmt und mindestens ebenso gut von Franco gespielt. 7/10
Factotum (2005)
Barfly war der bessere Bukowksi-Film. 5/10