Das habe ich dann doch quasi am Stück durchgeschaut. Blieb durchgehend sehr, sehr gut. Einzig einige der erzwungenen zwischenmenschlichen Dramaturgien sind etwas "über" gewesen, ebenso die Momente wo man dann doch "Spannung" im klassischen procedural-style erzeugen will. Hat die Serie eigentlich nicht nötig, da sie den Mangel eines klassischen Überraschungsmoment (keine Ahnung wie das hier ist, aber in den USA hat das interessierte Zielpublikum ziemlich sicher zumindest eine gewisse Grundkenntniss der Ereignisse)* ansonsten sehr gut kompensiert. Die Balance zwischen Empathie/Faszination/Verurteilung passt aus meiner Sicht, der Täter wird als Individuum durchleuchtet aber nicht glorifiziert. Ähnliches trifft auf den Profiler zu, auch bei den Bossen im FBI passt das durchaus. Das Setting funktioniert sehr gut, die Zeitsprünge sind auch gut verteilt (und im Gegensatz zu "Dark" freundlich per Einblendung unterstützt
).
Die Paralellen zu Mindhunter sind natürlich nicht von der Hand zu weisen was Story, Charaktere und Bildsprache angeht. Auch das generelle credo des "geschaffenen Mörder" (und nicht des so geborenen) wird in beiden Serien sehr offensiv angegangen, bei "Manhunt" vor allem in Folge 6. Auch die Trennung von Verbrechen/Ideen respektive die Spiegelung der letzteren funktioniert recht überzeugend.
Einzig die letzte Folge fand ich etwas arg “überzogen“, den Ausflug ins courtroom drama hätte es nicht zwingend gebraucht ...
* Kurz: Kenntniss haben ist nicht tragisch, wer die nicht hat sollte Wiki, Google und co dann vlcht aber tatsächlich meiden.
9/10