1. FC Magdeburg
"Don't stop me now. 'Cause I'm having a good time. Don't stop me now. Yes, I'm havin' a good time. I don't want to stop at all."
Ja, die Magdeburger hatten eine verdammt gute Zeit in der letzten Saison, in der sie wie ein warmes Messer durch die Butter durch die 3. Liga glitten und keinen Zweifel aufkommen ließen, wer am Saisonende als Tabellenführer die Liga verlassen würde. 78 Punkte, vierzehn Punkte Vorsprung auf Braunschweige, mit Abstand beste Offensive, bestes Heimteam, bestes Auswärtsteam, bestes Team der Hinrunde, bestes Team der Rückrunde, an jedem Spieltag unter den ersten drei, ab dem 7. Spieltag immer Tabellenführer, mit Barik den besten Scorer der Liga...ja, ich denke, das kann sich alles sehen lassen und auf die Frage, ob der Aufstieg der Magdeburger, die 1974 den Europapokal der Pokalsieger gewinnen konnten und damit bis in alle Ewigkeiten der einzige DDR-Verein sein werden, der einen Europapokal holen konnte, hochverdient war, kann es nur eine Antwort geben: JA!
Damit kehrt der FCM nach drei Jahren in der Drittklassigkeit in die 2. Liga zurück. Beim damaligen Versuch, sich nach einem ebenfalls sehr überzeugenden Aufstieg in der Liga zu halten, holte man sich ein dickes blaues Auge und musste mit nur 31 Punkten den Gang zurück in die 3. Liga antreten. Man wird also gewarnt sein, dass eine gute Drittligasaison nicht gleichbedeutend mit einem "es wird in Liga 2 schon klappen" ist. Vielleicht ist auch gerade aus der damaligen Erfahrung der 1. FC Magdeburg von allen Aufsteigern der bisher aktivste auf dem Transfermarkt. Manche Transferaktivität ist natürlich auch der Tatsache geschuldet, dass Trainer Christian Titz (seit Februar 2021 bei den Magdeburgern) Ersatz für Stammkräfte, die den Verein verlassen haben, benötigt. Gleich dreimal schlug der SC Paderborn beim FCM zu und sicherte sich ablösefrei die Dienste von Rechtsverteidiger Raphael Obermair, dem defensiven Mittelfeldspieler Tobias Müller und Rechtsaußen Sirlord Conteh (was für ein toller Vorname, btw). Drei Wechsel innerhalb einer Transferperiode von einem Verein zum anderen? In Leipzig sieht man gerade Oliver Mintzlaff mit einem "ich wusste gar nicht, dass das erlaubt ist"-Blick. Nicht, dass er da noch auf Gedanken kommt. Aber zurück zu Magdeburg, die mit Adrian Malachowski (Waldhof Mannheim), Tobias Knost (SC Verl) und Korbian Bürger (Aue) drei Rotationsspieler nicht mit neuen Verträgen ausstatten wollten. Noch auf Vereinssuche sind Mittelfeldspieler Sebastian Jakubiak, der nach einem Achillessehnenriss lange ausfiel und Nico Grantowski.
Die Neuzugänge, die man bisher an der MDCC-Arena begrüßen durfte, sind eine bunte Mischung aus Spielern aus dem Ausland, 2./3. Liga und der Regionalliga. Der offensive Flügelspieler Mo El Hankouri spielte in der Jugend von Feyenoord Rotterdam und in der Eredivisie für eben jene Rotterdamer und Groningen. Aus dem belgischen Eupen stößt der 23jährige Verteidiger Silas Gnaka zu den Magdeburgern hinzu. Der Mann aus der Elfenbeinküste absolvierte dort in der letzten Saison achtzehn Spiele, in denen er überwiegend in der Innenverteidigung oder als Linksverteidiger eingesetzt wurde. Da mit Tim Stappmann (Oberhausen), Malcolm Cacutalua (vorher Aue), Belal Halbouni (Werder II) und Jamie Lawrence (Bayern II, ausgeliehen) gleich vier Spieler geholt wurden, die in der Innenverteidigung zuhause sind, kann man aber davon ausgehen, dass Gnaka nicht für diese Position vorgesehen ist. Während Cacutalua auf über 100 Einsätze in der zweiten Liga zurückblicken kann, ist die 2. Liga für die deutlich jüngeren Stappmann, Halbouni und Lawrence Neuland. Dies gilt im Prinzip auch für die weiteren Neuzugänge Tim Boss (Torwart, zuletzt in Wehen-Wiesbaden - und ja, der war mal bei Dynamo, aber dort kam er nur auf einen Einsatz in Liga 2), den defensiven Mittelfeldspieler Daniel Elfadli (VfR Aalen) und Offensivmann Leo Scienza, der aus der Zwoten von Schalke kommt und für diese in der letzten Saison dreiundzwanzig Scorerpunkte in der Regionalliga West auflegte.
Zahlenmäßig konzentriert man sich bei den Neuzugängen also eher auf die Defensive, was auch Sinn macht, da man die Offensive weitestgehend zusammenhalten konnte und dort außergewöhnlich stark war, während 39 Gegentore jetzt kein Grund sind, um in Tränen auszubrechen, aber sicherlich eher Verbesserungspotential haben könnten. Titz wird sicherlich auch in Liga 2 seinen offensiven Spielstil durchziehen wollen, aber man sollte nicht davon ausgehen, dass Ceka (18 Scorerpunkte), Baris Atik (40! Scorerpunkte), Schuler (15) auch eine Liga höher so gute Werte auflegen können. Noch dazu wo man gerade vom Verletzungspech gebeutelt ist. Atik hat sich im gestrigen Testspiel gegen Union wieder verletzt (Diagnose steht noch aus) und auch die Stürmer Luca Schuler und Kai Brünker fallen weiter aus. Da kann eine verbesserte Defensive um den gerade erst von einer Verletzung zurückkehrten Stammkeeper Dominik Reimann Gold wert sein.
Prognose: auch hier Abstiegskampf (ist langweilig, ich weiß)